Frage: Giftstoffe

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, meine Frau ist eine sehr ängstliche Schwangere und macht sich ständig sehr große Sorgen. So große, dass sie die Schwangerschaft nicht genießt und eher abnimmt als zunimmt. Hinsichtlich zwei Dingen wollte ich daher gerne bei Ihnen als Experte nachfragen. Da es sich um Schadstoffthemen/Gifte handelt wie ich denke. Wie ist Ihre Einschätzung zum Thema Alkohol (Wein) in Saucen. Obwohl meine Frau keinen Alkohol trinkt (auch keine alkoholfreien Getränke, Säfte und isst nichtmal sehr reifes Obst; sie trinkt ausschließlich Wasser) wurde im Restaurant in dem wir vielleicht max. 4-5 mal gegessen haben (max. 2 mal im Monat in den ersten 16 Schwangerschaftswochen) mit Alkohol gekocht. Wir haben das Restaurant vor der Bestellung stets von der Schwangerschaft informiert. Trotzdem erführen wir erst beim letzten Besuch von Alkohol im Essen. Die Saucen von ca. 3-4 Gerichten wurden über mehrere Stunden mit Rotwein gekocht. Einige andere Zutaten (Gemüse, Butter, Wasser etc.) waren ebenfalls in den Saucen enthalten. Nur ein Gericht wurde nur 1-2 Stunden gekocht (Fleisch-Eintopf mit Rotwein). Gegessen haben wir dann natürlich nicht mehr dort. Wie schätzen Sie die Gefahr hier ein, dass dieser Konsum das Kind geschädigt haben könnte? Meine Frau ist sehr dünn und isst auch sehr wenig. Meistens hat sie nur ca. die Hälfte der Gerichte gegessen. Sauce war da nicht viel dabei. Außer bei dem Eintopf. Das andere Thema Zimt und Muskat. Hier hat man in den Büchern zur Schwangerschaft nur über eine hohe Dosis und Wehenwirkung gelesen. Erst durch Dr. Prof. Costa sind wir hier auf das Thema Zimt und Muskat sowie Cumarin und andere Schadstoffe gekommen. Leider hatte meine Frau Anfang der Schwangerschaft bis SSW10 ab und zu Zimt zu sich genommen (max. 5 mal). 2 oder 3 mal in Form von einer Milchgewürzmischung (nicht an einem Tag). In dem Milchgetränk war ein halber Teelöffel (oder sogar weniger) Gewürzmischung (Zimt, Kardamom, Muskat, Pigment, Ingwer und Nelke glaube ich). Ganz getrunken hat sie die Milchmischung nicht (vielleicht zur Hälfte oder Dreiviertel - wenn überhaupt). Laut Hersteller befindet sich Ceylon Zimt in der Mischung; obwohl auf der Dose nur Zimt vermerkt ist. Meine Frau ist so besorgt, dass sie hier trotzdem von Cassia Zimt mit hohem Cumarin Gehalt ausgeht. Da sie skeptisch ist, weil Ceylon nicht auf der Packung vermerkt ist. Ansonsten hat sie einmal ein Zimtgebäck gegessen. Glauben Sie das hat schon geschadet? Inwieweit schadet Cumarin hier dem Kind? Wie ist Ihre Einschätzung? Und ist Muskat in diesen Mengen ein Problem? Einmal in der Schwangerschaft SSW7 hatte sie starke Migräne. Da dachten wir aber das kam von einem ausnahmsweise sehr fettigem Essen. Da es bei einem Familienessen gebratenes Fleisch mit gebratenen Kartoffeln gab und meine Frau mit solchen Produkten Schwierigkeiten hat. Natürlich denkt meine Frau jetzt: waren es Gewürze? Aber die Hebamme meinte waren bestimmt die Hormone. Abgesehen von diesem einen mal sehr starken Kopfschmerzen ging es ihr immer gut. Ich hoffe Sie können uns hier ein wenig weiterhelfen. Der Frauenarzt meinte, dass der Alkohol in den Saucen zu vernachlässigen ist. Bei Cumarin bzw. Zimt oder Muskat sah er auch keine Bedenken, meinte aber dass hier ein Toxikologe der richtige Ansprechpartner wäre. Könnten Sie für etwas Beruhigung bei uns Sorgen? Denn ich hoffe, dass meine Frau so vielleicht die Schwangerschaft etwas genießt und wieder etwas beruhigter ist. Da ich selbst hoffe, dass alles besser wird wollte ich als werdender Vater Sie gerne anschreiben. Mittlerweile ist meine Frau in SSW 20. Danke vielmals!

von Orglie am 29.04.2022, 16:42



Antwort auf: Giftstoffe

Die Auswirkungen einer Substanz hängen weitgehend von der Dosis ab. In den von Ihnen beschriebenen Situation ist sind relevante Konzentrationen von Alkohol oder Schadstoffen aus den Gewürzen ausgeschlossen. Einen Zusammenhang zwischen dem Essen und den Kopfschmerzen kann ich auch nicht erkennen. Insofern muss sich Ihre Frau bezüglich der kindlichen Entwicklung sicher keine Sorgen machen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 02.05.2022