Sehr geehrter Herr Dr. Paulus
Mein Freund hat bis zu unserem Kinderwunsch Finasterid eingenommen und damit ca. drei Monate, bevor ich dann schwanger wurde, aufgehört. Nun bin ich in der 15. Woche und er würde gerne wieder damit anfangen. In Ihrem Forum habe ich gelesen, dass man in diesem Fall Kondome verwenden soll. Dazu folgende Fragen:
1) Muss bei der Kondomsorte etwas beachtet werden oder sind die alle unbedenklich in der Schwangerschaft?
2) Ich war schon immer etwas anfällig auf Blasenentzündungen und habe gelesen, dass gewisse Kondome dies noch fördern. Falls das stimmt, auf welche Kondomsorten sollten wir dann verzichten?
3) Dürfen auch meine Hände nicht in Berührung kommen mit dem Sperma?
4) Darf ich bei ihm ohne Kondom Oralsex praktizieren und falls ja, darf das Sperma auch geschluckt werden?
5) Ich nehme an, sämtliche dieser Einschränkungen gelten nur während der Schwangerschaft und müssen während der Stillzeit nicht mehr beachtet werden, oder?
Ich danke Ihnen vielmals im Voraus!
von
Cynthiaaa
am 03.05.2019, 07:36
Antwort auf:
Finasterid
Die antiandrogene Potenz von Finasterid führte im Tierversuch bei hoher Dosis zu entsprechenden Veränderungen des äußeren Genitale. Beim Menschen wäre damit theoretisch ab der 8.SSW zu rechnen.
Unter Einnahme einer Tagesdosis von 5 mg Finasterid fanden sich im Ejakulat weniger als 1/50 der Dosis, die beim Erwachsenen keine Auswirkung mehr auf den Testosteronspiegel hat. Eine Beeinträchtigung des Feten ist daher ebenfalls unwahrscheinlich.
Man kann natürlich auch diese minimale Exposition in der Schwangerschaft durch Kondome vermeiden. Wenn Sie Sperma beim Oralsex schlucken, können Sie allerdings auch beim vaginalen Verkehr auf Kondome verzichten, weil Finasterid auf beiden Wegen in die Blutbahn übergehen kann.
Die fetale Exposition hängt natürlich auch von der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs ab. Wenn der Verkehr mehrfach täglich stattfindet, könnte sich natürlich auch eine geringe Dosis summieren.
Solange des Kondom nicht reißt, ist die Ausführung bezüglich Finasterid gleichgültig. Blasenentzündungen werden weniger durch bestimmte Kondommarken, sondern eher durch spezielle Praktiken beim Verkehr unterstützt, die eine bakterielle Kontamination fördern. Spermizide (mit denen zum Beispiel auch manche Kondome beschichtet sind) fördern das Entstehen von Blasenentzündungen, da sie den Harntrakt reizen und das Eindringen von Bakterien begünstigen können.
Eine Belastung des Säuglings über die Muttermilch ist kaum zu befürchten, zumal Sie vermutlich nach der Geburt nicht Lust auf mehrfach täglichen Geschlechtsverkehr haben werden.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 04.05.2019