KiGa-Eingewöhnung: Erwartungshaltung an die Erzieherinnen zu hoch?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: KiGa-Eingewöhnung: Erwartungshaltung an die Erzieherinnen zu hoch?

Liebe Frau Schuster, unser fast dreijähriges Söhnchen hatte heute seinen ersten Eingewöhnungstag im Kindergarten. Das war seinerseits erstmal kein Problem, da er seit einem Jahr zweimal wöchentlich vormittags in einer Spielgruppe ist und dort auch alleine bleibt. Er freute sich auf die Kinder und das Spielen. Der heutige Tag verlief allerdings ganz anders als von uns Beiden erwartet: Wir kamen rein und waren einfach da. Niemand erklärte uns die Örtlichkeiten und/oder den Ablauf. Söhnchen wurde den anderen Kindern nicht vorgestellt und sie nicht ihm. Einen älteren Paten zur Seite gestellt bekam er auch nicht. Er entdeckte recht schnell ein paar Autos und setzte sich damit in eine Ecke und machte "Brumm brumm". Daraufhin wurde er zurechtgewiesen, dass er leise zu sein habe, sonst würden ih die Autos weggenommen. Das hatte er natürlich nach ein paar Minuten vergessen und brummte wieder und bekam prompt den nächsten Rüffel. Nach einer Weile (offenbar kurz vor dem gemeinsamen Frühstück) entdeckte er die Spielküche, räumte seine Autos weg und wollte kochen. Da wurde er zurechtgiewesen, dass er so kurz vor dem Frühstück keine Unordnung machen solle. Nach dem Frühstück ging es zum Bücherbus, Söhnchen wurde wieder erklärungsfrei mitgeschleift und stand im Bus mit großen Augen in einer Ecke, während sich die Kinder um ihn herum auf die Bücher stürzten. Nach der Rückkehr in das Gebäude wurde ich gebeten, den Gruppenraum zu verlassen, während die Kinder sich im Kreis niederließen. Söhnchen hat das einspruchslos akzeptiert. Das nächste was ich mitbekam war, dass eine der Erzieherinnen mit ihm zur Toillette ging (Er macht noch in die Windeln, lernt viele Dinge recht spät, dann aber flott) und ihn dort zurückließ. Als ich nach fünf Minuten mal in die Kabine schaute, erklärte Söhnchen mir mit Wasser in den Augen, aber noch nicht weinend, dass er garnicht Pipi machen müsse. Also habe ich ihn mit einer frischen Windel versehen, ihm beim Anziehen geholfen und ihn zur Gruppe zurückgebracht. Er ist auch brav wieder reingegangen. Der Rest der Gruppe saß noch im Kreis. Wir sind vor Mittags nachhause gegangen, weil Söhnchen alleine aus dem Gruppenraum kam und völlig erledigt zu sein schien (Er hat einen 45-Stunden Platz, da wir für unseren Lebensunterhalt beide arbeiten müssen.). Den ganzen Vormittag hatte ich nicht den Eindruck, dass irgendjemand versucht hätte eine Beziehung zu ihm aufzubauen, nichtmal die anderen Kinder interessierten sich für ihn. Es hat mich niemand irgendetwas zu ihm gefragt. Seine eher zurückhaltenen Versuche auf andere zuzugehen (er ist halt schüchtern und wirklich auch noch klein) haben in meinem Beisein keine Resonanz gefunden. Insgesamt war die Gruppe sehr diszipliniert, aber irgendwie auch gleichgültig untereinander. Von seiten der Erzierherinnen kamen im wesentlichen Zurechtweisungen oder Aufforderungen irgendetwas zu tun. Gelacht wurde eigentlich garnicht. Unser Leben zuhause ist das genaue Gegenteil: Wir kuscheln viel mit Söhnchen, unterhalten uns mit ihm, erklären ihm alles ausführlich. Er selbst ist ausgesprochen artig, neugierig und kontaktfreudig, aber auch verschmust und empfindlich, insbesondere bei Kritik (Was sich vermutlich daraus erklärt, dass er sich wirklich bemüht, die Dinge richtig zu machen.). Wir lachen alle drei gerne und viel. Nun bin ich wirklich verunsichert bezüglich unserer Kindergartenwahl (Nicht, dass wir viel Wahl gehabt hätten, der Kindergartenausbau ist hier noch langsamer als anderswo und bleibt definitiv hinter der Entwicklung von Neubaugebieten zurück...): 1.) Ist es normal, dass neue Kinder komplett sich selbst überlassen werden und sich selbst zurechtfinden müssen? Kommen insbesondere so kleine Kinder damit klar? 2.) Ist es für unser Söhnchen gut, mit dieser eher kühlen Spielwelt mal eine andere Realität zu erfahren oder werden ihn 8 Stunden am Tag, 5 Tage die Woche dort eher unglücklich machen, weil nicht "artgerecht"/gegen sein Naturell und eher beziehungsarm? 3.) Er ist zwar brav ier wieder reingegangen, aber bedeutet das, dass es für ihn ok ist oder akzeptiert er Dinge die für ihn nicht ok sind, weil er insgesamt ein geduldiges und artiges Persönchen ist? (Ist er wirklich...) Herzlichen Dank für Ihren Rat und viele Grüße Julia

von Willdassesihmgutgeht am 07.12.2012, 03:14



Antwort auf: KiGa-Eingewöhnung: Erwartungshaltung an die Erzieherinnen zu hoch?

Hallo Julia Ihrer eigenen Erwartungshaltung stimme ich durchaus zu indem ich sie nicht für zu hoch halte. Leider sind viele ErzieherInnen auch heute noch mit einer recht großen Kiga-Gruppe und mit einem zu geringen Personalschlüssel überfordert, wenn sie zusätzlich Kinder unter 3 Jahren mitbetreuen müssen, die allein von ihrer Entwicklung her noch ganz andere Ansprüche haben. Da ein Kindergarten den Auftrag einer familien-ERGÄNZENDEN Erziehung wahrzunehmen hat liegt die Vermutung nahe dass Ihr Sohn doch noch zu jung ist um sich mit dieser für ihn völlig neuen Welt aktiv und einsichtig auseinandersetzen zu können. Für ihn wird noch Alles neu und besonders sein sodass er neugierig ist und wie jedes Kleinkind das Besondere liebt. Es ist aber leider zu befürchten dass er recht traurig wird sobald das Neue dem Alltag gewichen ist. Er wird sich dann vermutlich eher in sein Schneckenhaus zurückziehen statt eine ablehnende Haltung anzunehmen. Aus diesem Grund bitte ich zu überlegen Ihren Sohn evtl. erst mal noch für ein weiteres Jahr von einer Tagesmutter, einem AuPair o.Ä. betreuen zu lassen. Diese Art von Betreuung können Sie dann individuell an Ihre Arbeitszeiten anpassen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 07.12.2012



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