Teenies

Forum Teenies

Teenie ohne Handy

Thema: Teenie ohne Handy

Das Handy unserer 14j. musste vor 10 Tagen eingeschickt werden und seitdem habe ich eine komplett andere Tochter zu Hause. 8 Klasse, Gym. Sie kommt ohne Schwierigkeiten durch die Schule, ist aber sehr, sehr introvertiert. Sie hat 1 Freundin in der Schule, die sich nicht verabreden mag und noch weniger Lust auf Aktivitäten hat als unsere Tochter. Spielmannszug, Reiten beide Hobbys begrub unsere Tochter letztes Jahr, hockt nur zu Hause im Bett. Mit Büchern, Zeichnen und Handy. Sie interessiert nicht whatsapp oder Insta sondern nur für eine Internetplattform wo sie mit älteren Jugendlichen philosophiert. Über Mangas, Japan, Drogen, Genderkram, das Leid des Lebens usw. Sie setzt sich ständig mit dem auseinander, was oder wer sie ist. Sie möchte einfach etwas Besonderes sein, weil sie sich und ihr Leben so langweilig findet. Also sucht sie krampfhaft nach etwas, was alles erklären würde und sie etwas besonderes sein lässt. Sie darf 2 Stunden täglich wlan haben, sie hält sich ohne Murren daran. Wir sahen, dass es ihr nicht gut geht, dass sie ständig unter innerem Strom steht, schnell weint und einfach unglücklich ist. Aber alle unsere Versuche, Gespräche, Ideen halfen nicht. Aber seit 10 Tagen hat sie eben keine Möglichkeit mehr ins Internet zu kommen. Und sie ist so anders. Sie hat lacht, hat Lust auf Spieleabende mit Familie und richtig Spaß dabei, hat eine Einladung aus der Kirchengruppe angenommen und war 5 Stunden mit den gleichaltrigen Leuten unterwegs. Danach sang sie den nächsten Tag glücklich und zufrieden durch das Haus und saß ständig unten bei mir oder bei den kleinen Brüdern. Sie backt, räumt Küche auf, fragt mich nach meiner Meinung meinen Interessen, erzählt von der Schule und was sie beschäftigt, lernt Vokabeln und knuddelt den Hund. Es ist soooo schön, sie wiederzuhaben. Ich genieße jede Minute dieser Tage mit ihr. Wie viel ist also von ihrer Zurückgezogenheit nur der Einfluss aus dem Internet geschuldet und wieviel einfach Pubertät oder ihr stiller Charakter? Ich weiß, dass Handy gehört zum realen Leben dazu, aber der Unterschied ihrer Stimmung ist so gravierend. Sie ist momentan einfach zufrieden mit sich selbst, mit ihrem Leben. Sie hinterfragt sich nicht selber. Wir können nicht alles kontrollieren und noch weniger verbieten. Und so klug sie auch ist, die Verlockung dieser pseudo-intelligenten-Gespräche und Themen ist für sie so groß. Sie wird wieder sich in diese Sachen hinein denken. Mir blutet das Herz, dass ich sie demnächst wieder abrutschen sehen werde. Hat jemand mit seinen Kindern ähnliche Erfahrungen gemacht?

von Erdbeere81 am 18.01.2019, 10:34



Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Nutze doch einfach mal einen zweisamen Moment um ihr genau das zu sagen, dass es dich freut Zeit mit ihr zu haben und dass du den Eindruck hast es geht ihr gut. Vielleicht könnt ihr gemeinsam überlegen, wie ihr euch davon was bei behaltet. Vielleicht geht es ihr ja auch so.

von Geisterfinger am 18.01.2019, 10:39



Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Meine Tochter musste auch 4 Wochen ohne Handy leben. Nach 2 Tagen sagte sie zu mir, dass es sich viel schöner ohne anfühlt und sie nicht mehr so aggro fühlt. Sie schien mehr auch viel ausgeglichener. Sie durfte, über mein Handy sich aber dann natürlich mit ihren Mädels verabreden oder auch mal schreiben....

von Maxikid am 18.01.2019, 10:42



Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Meine Tochter ist ein fröhliches Kind, das eher zu wenig als zu viel denkt ;-) Sie kommt da stark nach meiner Schwiegermutter, die in ihrer kleinen Welt absolut zufrieden ist. A bissl mehr Gehirnarbeit würde ich mir wünschen, aber mei... Was du beschreibst, kenne ich auch von Erwachsenen. Meine Tante beispielsweise steigert sich krankhaft (meine Einschätzung) per Facebook in Politik und Tierschutz rein, wenn sie zu viel Zeit für's Internet hat. Sie ist dann ein anderer Mensch, wirkt traurig und kommt morgens kaum aus dem Bett. Wenn in ihrem echten Leben etwas los ist, ist sie wieder die Alte. Gruselig. Man merkt dann, dass sie in Facebook eine Weile nicht schreibt oder zumindest nur schnell Fotos postet (von Ausflügen, Freunden, Demonstrationen etc.). Ich glaube, man lässt sich durch das Internet zu sehr in Probleme reinziehen, die man sonst als viel weniger akut empfinden würde, selbst wenn es um Themen geht, die einen auch im wahren Leben betreffen und beschäftigen. Mir geht es gerade so wegen eines sterbenden Kindes, das ich nie in echt gesehen habe (eine Verwandte eines Bekannten). Vielleicht würde es helfen, wenn du mit ihr (wenn sie ihr Handy wieder hat und wie vorher nutzt) über ihre Themen redest und sie dabei unterstützt, im echten Leben diesbezüglich aktiv zu werden?

von Häsle am 18.01.2019, 11:53



Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Hallo mein 15jähriger hat ja erst vor ca. 1 Jahr das Handy bekommen u. ich kann mir gut vorstellen was du meinst. Mein Sohn nutzt das Teil zwar tagsüber gar nicht, da er lieber im Betrieb dabei ist, beim Ausfahren hilft, Lager aufräumt etc. Aber abends hat es sich stark verändert seit er das Teil hat, da muss ich dir recht geben. Interesse an Gesellschaftsspielen ist weniger geworden, auch gem. Fernsehen nicht mehr so (ich glaube weil er sich dann am Handy beobachtet fühlt, wenn ich schaue macht er zwar nix schlimmes, aber eben nicht dass man mitbekommt was mit den Freunden palavert wird...) Gut drauf ist er gsd dennoch immer u. solange es nicht zur Dauerbespaßung wird sage ich da auch nix. Gut finde ich es dennoch nicht.... Und ich selbst boykottiere auch weiterhin diese Teile.... habe nur ein Tastenhandy um im Notfall zu telefonieren u. geniese es auch einfach einmal unterwegs zu sein ohne dass mich hinz u. kunz kontaktieren kann..... viele Grüße

von RR am 18.01.2019, 12:26



Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Ich kann das so gut nachempfinden. Wir starten nach Karneval ein Handy Fasten. Auf diese 6 Wochen freue ich mich schon. Die gemeinsame Zeit wird dann viel intensiver. Vielleicht wäre das was für euch? Ps: das Buch von Matthias Jung: am Ende der Geduld ist noch viel Pubertät übrig Kann ich nur empfehlen. So schmunzelt man nachher mehr. Bei uns heisst wandern jetzt z.b. chillen to go. .

von Kalianer am 19.01.2019, 18:27



Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Wir hatten letzten Monat ähnliche Situation, das Handy meiner Tochter (15) ging kaputt und sie war eine Woche lang ohne. Die Veränderung war nicht so gravierend, wie du sie beschreibst, aber auch ich habe festgestellt, dass wir während dieser Woche ein viel harmonischeres Miteinander hatten und sie meine Nähe viel mehr suchte. Allerdings hat sie auch mehrmals wegen des kaputten Handys geweint. Ich habe eine solche Abneigung gegen die Smartphones und nutze meinen sehr wenig, im Prinzip nur bei Notwendigkeit. Damit stehe ich aber ziemlich allein, das ist mir schon bewusst.

von Teri am 21.01.2019, 22:35