Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Unzufrieden nach dem Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Unzufrieden nach dem Stillen

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Meine Tochter Sarah ist jetzt 6 Wochen alt und wird voll gestillt. Das Bild eines satten und zufriedenen Babys nach dem Stillen bietet sich für mich allerdings nicht. Obwohl ich offensichtlich genug Milch habe (Sarah nimmt pro Woche zwischen 250 und 400g zu!!!!), quengelt sie sobald sie die Brust losgelassen hat. Man muss vielleicht dazu sagen, dass Sarah extrem schnell trinkt. Innerhalb von wenigen Minuten (maximal 8) ist die Brust leer. Zwischendurch lasse ich sie immer wieder aufstossen und zwischen den Brüsten wird sie gewickelt. Hinzu kommt, dass sie ein kleiner Spuckteufel ist. Nach dem Trinken kommt meist der eine oder andere Schwall und selbst nach 2-3 Stunden läuft immer nochmal was raus. Was kann ich tun, damit Sarah zufriedener ist? Silke Scheler


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Silke, es ist bei der Gewichtszunahme ganz offensichtlich, dass Ihre Tochter keinen Hunger leiden muss. Die Unzufriedenheit hat deshalb sicher eine andere Ursache. Es könnte sein, dass Sarah in der kurzen Zeit an der Brust ihr Saugbedürfnis nicht befriedigen kann und auch, dass sie durch das anscheinend sehr hastige Trinken recht viel Luft schluckt, die ihr anschließend Probleme im Bauch bereitet. Von daher ist die erste Maßnahme, die Sie ergreifen können, auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Babys seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin bezogen werden kann. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die Ihnen im direkten Kontakt noch weitere Hinweise zu verschiedenen Anlegepositionen und zur Stilltechnik geben kann. Unter Umständen haben Sie auch einen sehr starken Milchspendereflex, so dass Ihr Baby mit dem Schlucken kaum nachkommt. Beobachten Sie einmal eine Stillmahlzeit ganz genau: Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eine weitere Möglichkeit, ein unzufriedenes Baby zu beruhigen, ist ihm viel Körperkontakt zu geben. Hier ist das Tragen im Tragetuch, das dem Kind durch das Umhülltsein Halt gibt und ihm automatisch zu viel Körperkontakt mit Mutter (oder Vater) verhilft eine gute Lösung. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.