Frage: Stillen

Ich bin stolzer Vater eines am 08 Juni 2001 geborenen Mädchens. Sie ist eigentlich top-fit und wird von meiner Frau gestillt. Ab und an bekommt es auch mal etwas Fencheltee und mal ein Paar Tropfen Wasser. Tagsüber haben wir keine Probleme mit dem Kleinen. In etwa zwei Stunden Abständen wacht sie auf und will gestillt werden und während des Stillens, schläft sie auch schon meistens ein. Ab 22:00 Uhr ejdoch kann sie nicht mehr genug bekommen. Sie saugt eine halbe Stunde lang und schläft für so lange ein, bis sie in ihrem Bett liegt. Nach fünf Minuten schreit sie aber auch schon wieder und will an die Brust für eine viertel Stunde. Das gleiche ist dann vier mal der Fall. Sie hat ein oder zwei mal an einem Tag Stuhlgang. Meistens kurz bevor sie mit dem never-ending-saugen anfängt, also so gegen 21:00 Uhr. Kann es mit ihrem Stuhlgang zusammenhängen? Wie lange sollten wir sie an einem Stück oder in nur wenigen Abständen höchstens Stillen. Sollen wir ihr denn überhaupt was anderes als die Muttermilch geben? Danke schon jetzt für Ihre Mühe und ein ganz groses Lob für so einen Service. Ekrem

Mitglied inaktiv - 17.06.2001, 10:29



Antwort auf: Stillen

Lieber Ekrem, schön, wieder mal einen Vater hier zu haben :-). Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Tochter! Das Verhalten Ihrer kleinen Tochter ist ganz normal. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen und häufige Stillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Babys im Alter Ihrer Tochter Sohn brauchen noch keine zusätzliche Flüssigkeit. Muttermilch hat einen hohen Wasseranteil, indem alle übrigen Bestandteile gelöst sind. Durch diesen hohen Wassergehalt wirkt die Muttermilch durstlöschend. Am Anfang der Stillmahlzeit ist die Milch dünnflüssiger, am Ende hat sie einen höheren Fettgehalt (Vordermilch und Hintermilch). Um den Hunger zu stillen, muss das Baby daher länger an einer Seite trinken, bis es genügend Kalorien erhalten hat. Trinkt es nur kurz und erhält dabei nur Vordermilch, wird sein Durst gelöscht. Selbst bei sehr heißem Wetter erhält das Baby ausreichend Flüssigkeit, wenn es häufig genug angelegt wird. Selbst in heißen Klimaten ist keine zusätzliche Flüssigkeitsgabe notwendig. Zusätzlicher Wasser oder Tee würde nur dazu führen, dass das Interesse des Babys an der Brust nachlässt und das wiederum wirkt sich ungünstig auf die Milchproduktion aus. Die Milchmenge richtet sich danach, wie viel das Baby trinkt. Wird es seltener angelegt, geht die Milchmenge zurück. Tee oder Waser haben keinen bzw. nur einen geringen Nährwert und können deshalb das Gedeihen des Babys negativ beeinflussen. Außerdem besteht bei der Verwendung von künstlichen Saugern die Gefahr einer Saugverwirrung. Ein Schnuller kann, wenn er in bestimmten Situationen überlegt und dosiert eingesetzt wird ein Hilfsmittel sein. So wie eine Krücke ein Hilfsmittel ist, wenn Du dir dein Bein gebrochen hast und die Du nur so lange einsetzt, bis Du wieder ohne auskommst. Allerdings sollte ein Baby in den ersten sechs Wochen nach Möglichkeit KEINERLEI künstliche Sauger bekommen, da diese zu einer Saugverwirrung führen können. Eine Saugverwirrung ist ein ernsthaftes Stillproblem. Nach den ersten Wochen, wenn sich das Stillen gut eingespielt hat und das Baby gelernt hat gut und effektiv an der Brust zu trinken, ist das Risiko für eine Saugverwirrung deutlich geringer, wenn es auch nie ganz ausgeschlossen ist. Ich hoffe, der Text war jetzt nicht zu lange, sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.06.2001