Frage: Schmerzen beim Stillen

Hallo, mein Kind ist am 24.4. geboren nach 16 Stunden mit Kaiserschnitt. Leider hat man in der Klinik nach 2 Tagen schon zugefüttert. Ich war körperlich und psychisch die ersten 2,5 Wochen total am Ende, hatte einen Eisenwert von 8,0, war total ausgelaugt. Ich hatte bereits in den letzten 3 Wochen der Schwangerschaft höchstens 4 Stunden in der Nacht geschlafen, da ich so Schmerzen an den Hüften hatte. (Die körperliche Erschöpfung ist vielleicht auch bedingt dadurch, dass ich von März 2007 bis zur letzten Schwangerschaft 3 Fehlgeburten hatte, 2 davon in 2008). Die Klinik hat für mich nur Stress bedeutet, die Schwestern hatten keine Zeit und Muße, brachten mir nachts das schreiende Kind, "warfen" es mir an die Brust mit den Worten, "der ist zu faul" und verschwanden wieder. Ich war hoffnungslos überfordert, da er meine Brust fast ausschließlich angebrüllt hat. Zuhause dann konnte ich mich mühsam erholen und versuchte immer wieder zu stillen. In der Klinik rieten sie mir zum Stillhütchen, da nach 2 Tagen die Brustwarzen blutig waren. Diese habe ich am Wochenende ganz weggelassen, da ich gehört habe, dass die Mildmenge dadurch sich verringert und ich ja eh zu wenig zu haben scheine. Die Hebamme kam zur Nachsorge ständig mit der Waage und hielt uns an weiter zuzufüttern, da er sein Geburtsgewicht (4010g) nach 2 Wochen noch nicht erreicht hatte. Nach knapp 3 Wochen wog er dann 4100 g, heute wog er 4500g. Wir haben immer wieder massiv zugefüttert, inzwischen trinkt er ohne Stillen oft 150 ml, wenn ich gestillt hatte (2x10min pro Seite) auch noch 90ml. Abgepumpt habe ich bereits in der Klinik, zuhause dann beidseits gleichzeitig 10-12 min oder manchmal auch nach dem Stillen (wenn ich dazu kam). Die letzten Tage habe ich zwischen 50 und 120 ml abgepumpt, je nach Verfassung schien mir. Ich hatte das Gefühl, das es immer weniger wurde. Wenn ich gestillt habe, hat er sich oft nicht mehr gerührt, als wäre er satt. Haben wir ihm dann noch etwas angeboten, hat er gerne 90ml getrunken. In den ersten 2 Wochen ist er mir an der Brust immer nach max. 5 Minuten eingeschlafen. Inzwischen ist er besser. Morgens brüllt er jedoch immer noch und verläßt die Brust mind. 20 mal in 10 min, reißt die Brustwarze dann mit. Die Warzen sind meist flach zusammengedrückt beim Trinken. Meine Hauptfrage ist, was ich gegen die massiven Schmerzen der Brustwarzen tun kann. Sie brennen regelrecht, so als wenn mir jemand Jod drauf tröpfelt und gleichzeitig massiv kneift. Dieses Brennen zieht sich dann über die ganze Brust, links sogar bis in den Arm. Das Brennen hält leider auch den Tag über an, am liebsten laufe ich nackt rum, alle Kleidung oder seidenen Stilleinlagen verschlimmern das Brennen. Ich habe zur Linderung von Linosan über Beinwellsalbe, restliche Milch trocknen lassen und Johanniskrautöl alles versucht. Anfangs habe ich (da eine Brustentzündung nahte) mit Quarkwickel und anschl. Traumeelsalbe behandelt. Ich bin kurz davor, das Stillen aufzugeben, aber vielleicht gibt es ja noch Hoffnung. So macht es jedenfalls wenig Sinn, da ich fast immer die Zähne zusammen beiße, der Kleine meine Verkrampfung sicher merkt, ich eigentlich schon immer denke "oh weh, hoffentlich wacht er nicht gleich wieder auf". Wenn abstillen die einzige Möglichkeit ist, wie ist es am sinnvollsten? Vielleicht gibt es ja doch noch eine Lösung. Gruß Helga

Mitglied inaktiv - 25.05.2009, 17:52



Antwort auf: Schmerzen beim Stillen

Liebe Helga, es tut mir so Leid für Sie, dass Sie solche massiven Probleme haben und bisher keine kompetente Hilfe bekommen haben. Lassen Sie sich erst einmal virtuell umarmen, ich weiß, wie weh wunde Brustwarzen tun können. Wurden Sie oder Ihr Sohn in der letzten Zeit mit einem Antibiotikum behandelt? Haben oder hatten Sie wunde und offene Brustwarzen? Hatten Sie bereits eine Soorinfektion (brennende, juckende, schuppige oder rote Brustwarzen und/oder eine Scheidenpilzinfektion? Hatte der Kleine einen Mund- oder Windelsoor? Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit "ja" beantworten kannst, ist es relativ wahrscheinlich, dass Sie unter einer Soorinfektion der Brust (Milchgänge) leiden. Leider ist der Umkehrschluss, dass eine Soorinfektion ausgeschlossen ist, wenn Sie alle Fragen mit "nein" beantworten nicht zulässig. Stillhütchen können eine Infektion NICHT verhindern, aber zu jeder Menge neuer Probleme führen. Die Stillhütchen können sogar die Infektion noch fördern und bei der Verwendung von Silikonhütchen lassen sich die Erreger des Soors (Candida albicans) noch nicht einmal durch Auskochen wirklich sicher vernichten. Mögliche Symptome für eine Soorinfektion bei der Mutter sind: o starke Schmerzen der Brustwarzen oder der Brust, die seit der Geburt auftreten, während der gesamten Stillmahlzeit anhalten und durch verbesserte Stillpositionen und Anlegetechniken nicht gelindert werden können, o plötzlich einsetzende Schmerzen der Brustwarzen und/oder Brust nach Ablauf der Neugeborenenperiode, o juckende oder brennende Brustwarzen, die rosa oder rot, glänzend und fleckig aussehen und/oder mit einem Ausschlag aus kleinen Bläschen bedeckt sind, o offene Brustwarzen, o stechende Schmerzen in der Brust während oder nach dem Stillen, o schmerzende Brustwarzen und/oder Brüste bei korrektem Gebrauch einer vollautomatischen elektrischen Milchpumpe, o Infektionen der Scheide mit Hefepilzen (Monilia). Bitte gehen Sie zu Ihrem Arzt und lassen Sie sich von ihm untersuchen. Leider ist es sehr schwer einen Soor der Milchgänge nachzuweisen und nicht alle Ärzte glauben, dass eine derartige Infektion überhaupt möglich ist. Ich werde allerdings in der Praxis immer wieder mit diesem Phänomen konfrontiert und zunehmend wird der Soor der Milchgänge auch in der medizinischen Fachliteratur beschrieben. Die Behandlung muss durch einen Arzt erfolgen, da sie nur mit Medikamenten erfolgversprechend ist. Es kann auch sein, dass die Brustwarzen "nur" wund sind. Wunde Brustwarzen werden fast immer durch falsches Anlegen verursacht und durch die Stillhütchen kommt das Baby dann ganz durcheinander. Es wäre deshalb sinnvoll, wenn Sie einen Termin mit einer Beraterin vor Ort ausmachen könnten, die Ihnen dann genau zeigen kann, wie Sie Ihr Baby korrekt anlegen müssen. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Sie Kontakt zu ihr aufnehmen können ein paar Tipps zum korrekten Anlegen und wie Sie Ihrem Sohn beibringen können den Mund weit zu öffnen: Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann ziehen Sie es rasch an die Brust. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind "aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Ihr Baby liegt mit Ihnen Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper Ihnen zugewandt ist. Sein Kopf ruht in Ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von Ihrem Unterarm gestützt und Sie halten seinen Po oder Oberschenkel mit Ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Sie bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin beziehen können. Denken Sie auch daran, den Saugschluss zu lösen (schieben Sie vorsichtig den kleinen Finger in der Mundwinkel des Babys) bevor Sie das Baby von der Brust abnehmen. Babys haben von Geburt an einen Reflex, der sie dazu veranlasst, den Mund weit zu öffnen, wenn er richtig ausgelöst wird. Um diesen Reflex auszulösen, muss die Mutter die Lippen ihres Babys leicht mit der Brustwarzenspitze kitzeln oder berühren und warten, bis das Baby seinen Mund öffnet. (Das Baby reagiert nicht auf die gleiche Weise, wenn die Mutter zuviel Druck ausübt.) Bei einigen Babys dauert es länger, dann soll die Mutter weiter kitzeln oder reiben und geduldig bleiben. Einige Babys reagieren schneller, wenn nur ihre Unterlippe gekitzelt oder berührt wird. Die Mutter kann ihrem Baby auch andere Auslöser beibringen, um es zum Öffnen seines Mundes aufzufordern. Sie kann das Wort "Aufmachen" sagen und dabei seine Lippe kitzeln oder berühren und dann ihren eigenen Mund weit öffnen. Das Baby wird lernen, den offenen Mund der Mutter und das Wort "Aufmachen" mit dem gewünschten Verhalten in Verbindung zu bringen. Es wirkt verstärkend, wenn das Baby dann die Brust zur Belohnung erhält. Öffnet das Baby seinen Mund nicht oder nicht weit genug, kann die Mutter seinen Mund weiter öffnen, indem sie sanft, aber fest mit dem Zeigefinger der Hand, die ihre Brust stützt, an seinem Kinn zieht, sobald es seinen Mund aufmacht. Es ist wichtig, nach unten zu ziehen, wenn das Baby den Mund öffnet, da zu diesem Zeitpunkt seine Kiefermuskeln entspannt sind. Steht der Mutter eine Hilfsperson zur Verfügung, sollte diese das Kinn des Babys nach unten ziehen, während die Mutter es anlegt. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, die Heilung zu beschleunigen und die Unannehmlichkeiten, die die wunden Brustwarzen verursachen zu lindern: Sie können vor dem ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen bevor Sie das Baby an die Brust anlegen. Beginnen Sie das Stillen an der weniger wunden Seite (falls es eine gibt) bis der Milchspendereflex einsetzt und wechseln Sie dann vorsichtig zu der schlimmer betroffenen Seite . Beim Seitenwechsel sollte sorgfältig auf eine gute Stillhaltung und korrektes Anlegen geachtet werden; nach dem Stillen können Sie etwas Kolostrum oder Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet): Sie können Lansinoh© für stillende Mütter oder Purelan (gibt es in der Apotheke) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten. Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind (Spangler und Hildebrandt 1993); sind Ihre Brustwarzen so wund, dass Sie den Druck durch Kleidung oder den Büstenhalter nicht ertragen können und es Ihnen Schmerzen bereitet, wenn Sie Ihr Baby halten, können Sie nach dem Stillen Lansinoh auftragen und anschließend Brustwarzenschoner (nicht zu verwechseln mit Stillhütchen!) mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation in Ihrem Büstenhalter tragen, um Ihre Brustwarzen zu schützen. Den gleichen Zweck wie Brustwarzenschoner können Plastikteesiebe erfüllen, bei denen die Griffe entfernt wurden; Brustwarzenschoner sind in der Apotheke oder auch bei La Leche Liga erhältlich. Ich kann es gut verstehen, dass Sie verzweifelt und erschöpft sind. Die Entscheidung, ob Sie jetzt abstillen oder weiterstillen, kann ich Ihnen jedoch nicht abnehmen. Ihr Sohn ist saugverwirrt, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Er muss erst lernen, wie er an der Brust trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie ihren Sohn anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Sohn sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik (eine gute Beschreibung der Anlegetechnik finden Sie in dem Info-Blatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Sie bei der La Leche Liga Deutschland und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) bestellen können. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter-dem-Arm-Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Sohnes gut kontrollieren können und genau sehen, was er macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Sohnes legen oder ihn fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden (bzw. eine Verschlimmerung des Wundseins) ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Sohn die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Es wäre wirklich günstig, wenn Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würden, die Ihnen im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie Ihr Sohn an der Brust trinkt. Sie kann Ihnen auch Tipps zur Steigerung der Milchmenge geben. Falls Sie sich zum Abstillen entschließen, kann Ihnen eine Stillberaterin auch hierzu gezielte Tipps geben. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel und zu verwirrend, für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung! LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 25.05.2009