Hallo!
Meine Tochter ist 6 Wochen alt und ich habe eine kieferchirurgische OP in Vollnarkose vor mir, OP-Dauer ca 1,5 Std.,danach Aufwachraum. Ich möchte gerne wieder stillen, sobald ich wach bin. Der Anästhesist beruft sich auf die offiziellen Richtlinien und ist für eine 24-stündige Stillpause. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Lg, Sonnenkindhuberta
von
sonnenkindhuberta
am 16.11.2012, 21:55
Antwort auf:
Narkose in der Stillzeit?
Liebe Sonnenkindhuberta,
bitte deinen Anästhesisten doch mal um eine Kopie dieser Richtlinien, bzw. um Angabe der Quellen.
Uns liegen folgende Informationen vor: Eine Vollnarkose erfordert nur für die Zeit eine Stillpause, in der die Frau in der Narkose liegt und noch nicht wieder wach ist zuzüglich der Zeit, die die Frau braucht, bis sie das Kind wieder selbst halten kann.
Es kommt ganz sicher darauf an, welches Medikament für die Narkose verwendet wird. Eines der üblichen ist Propofol, und die Embryotox schreibt dazu:
"Pharmakokinetik: HWZ: 34-64 min; Proteinbindung: 99%; molare Masse: 178; relative Dosis: 1%; M/P-Quotient: 1.
Klinik: Bisher wurden keine Symptome bei gestillten Kindern nach mütterlicher Narkose mit Propofol berichtet. In der Regel handelt es sich auch nur um eine kurzzeitige Exposition der Mutter im Rahmen eines operativen Eingriffs.
Empfehlung: Wenn die Mutter nach einer Narkose oder einem Kurzeingriff mit Propofol wieder in der Lage ist, ihr Kind alleine anzulegen, darf sie stillen. Auch nach einer Kaiserschnittentbindung mit einer Vollnarkose mit Propofol darf die Mutter ihr Kind sofort anlegen, wenn sie dazu selbst in der Lage ist. Die pharmakokinetischen Daten von Propofol und die klinische Erfahrung begründen keine zusätzliche Stillpause. Eine eventuelle Verminderung der Milchmenge nach einem operativen Eingriff ist wahrscheinlich eher auf die Flüssigkeitsrestriktion prä- und intraoperativ zurückzuführen und keine direkte Nebenwirkung des Medikaments."
Sprich noch einmal mit dem Anästhesisten und bitte ihn, das Narkosemittel so zu wählen, dass KEINE längere Pause notwendig ist. Wenn er sich unsicher ist, kann und sollte er sich bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030-30686-734 erkundigen. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 16.11.2012