S.g.Stillberaterinnen!
Ich möchte/ muss meinen Sohn, 22 Monate alt, bis Ende August abgestillt haben (berufsbedingt). Mein Problem: Mein Sohn hat von Anfang an, mehr und öfter getrunken als z.B. gleichaltrige Kinder meiner Freundinnen und er liebt es heiß und innig. Noch dazu kommt, ich liebe es auch; Er ist mein erstes Kind, und Stillen war eine der schönsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens für mich. Seit er ein Jahr alt ist, bin ich wieder berufstätig, kann meinen Job wegen des Stillens nur eingeschränkt ausüben, wegen der Infektionsgefahr in meinem Beruf. Im Moment ist es so, dass er in der Zeit von 6 Uhr früh bis 14:30 nicht gestillt wird, da ich in der Arbeit bin. Er geht auch schon in die Krippe, und dann wird er von 6:00 bis 16:00 nicht gestillt; danach stille ich ihn mehrmals am Nachmittag und mehrmals in der Nacht. Meine Brust ist jetzt noch mehr als doppelt so groß wie vorher. Es ist für mich sehr schwer, meinem Sohn das Stillen zu verweigern, da er ein richtiger "Dickkopf" ist und natürlich anfängt zu weinen und zu brüllen, sodaß ich bis jetzt meistens dann doch wieder nachgegeben habe. Ich selbst bin auch zwiegespalten: auf der einen Seite möchte ich auch selbst schon abstillen, weil mir das lange Stillen schon auf die Nerven geht, auch um wieder voll im Beruf tätig sein zu können, auf der anderen Seite kann ich mich schlecht gegen meinen Sohn durchsetzen und tue mich schwer damit ihm etwas, das er so sehr liebt und das für ihn das Normalste auf der Welt ist, zu verweigern. Tatsache ist, ab September muss ich wieder Nachtdienste machen, ob ich will oder nicht, und bis dahin muss ich es irgendwie schaffen ihn von der Brust wegzubringen.
Was würden Sie mir raten? Wie sollte ich beim Abstillen in meinem Fall am besten vorgehen?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
MfG
Sarah
von
Sarah1808
am 05.07.2012, 09:02
Antwort auf:
Frage zum Abstillen
Liebe Sarah,
Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte Ihnen absolut bewusst sein, wenn Sie Ihr Kind abstillen: Sie ersetzen nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes.
Wenn Sie jetzt für sich beschlossen haben, dass Sie Ihren Sohn abstillen wollen, so kann ich Ihnen nur davon abraten es auf durch „kalten Entzug" zu tun.
Ich werden Ihnen jetzt ein paar weniger drastische Methoden beschreiben, die sich beim Abstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was Ihnen weiterhilft:
Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt.
Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Womöglich wäre „punktuelles Abstillen" eine Lösung für Sie. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass zu bestimmten Zeiten nicht mehr gestillt wird oder Sie versuchen Ihr Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun.
Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel oder bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin oder im Stillshop auf dieser Seite erhältlich.
Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie trotz der Nachtschicht weiterstillen könnten? Ihr Kind wird sich an Ihre Abwesenheit gewöhnen, könnte aber dann, wenn Sie zu Hause sind, ganz normal stillen.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.07.2012