Hallo liebe Stillberatung,
Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen. Meine Tochter ist fast 13 Monate alt und bekommt zusätzlich weiterhin Muttermilch. Sie trinkt morgens wenn sie wach wird und kurz vorm Mittagschlaf. In der Nacht liegt sie bei mir im Bett und wird gestillt wenn sie wach wird. Einen Schnuller nimmt sie nicht.
Ich muss sie leider abstillen, da ich aus gesundheitlichen Gründen in zwei Wochen mit der Medikamenteneinnahme beginnen muss.
Wie soll ich sie abstillen? Wenn sie an die Brust will zieht sie an meinem Oberteil?
Soll ich ihr Folgemilch geben oder Kuhmilch?
Der Kinderarzt meint das sie in drei Tagen entwöhnt werden kann. Ist das nicht abrupt?
Lieber würde ich versuchen diese zwei Wochen zum sanften entwöhnen zu nutzen?
Ich Danke euch im Voraus!
Liebe Grüße
von
spitzkraut
am 21.03.2019, 14:16
Antwort auf:
Abstillen
Liebe spitzkraut,
leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind.
Nicht jedem Arzt ist bewusst, dass im Beipackzettel oder in der "Roten Liste" in der Regel steht, dass ein Medikament in der Stillzeit nicht gegeben werden darf, obwohl es doch möglich ist.
Darum kann und sollte sich dein behandelnder Arzt bei der Embryotox in Berlin gezielt beraten lassen!! Es ist dein gutes Recht, das auch von ihm abzufordern... Das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte und andere Fachleute bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft). Es ist unter der Telefonnr. 030 450-525700 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html.
Vielleicht kannst Du so wenigstens in Ruhe abstillen, was für Dein Baby und auch für die Brust sicherlich besser ist.
Wenn Du schnell abstillen möchtest, dann sprich mit deinem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeige ihm, dass Du es selbstverständlich noch genau so lieb hast wie schon immer. Du entziehst ihm die Brust aber nicht dich selbst und deine Liebe.
Dazu kannst Du die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm
etwas zu essen oder zu trinken anbieten.
Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden.
Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, Euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich.
Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
Ab dem ersten Geburtstag kann ganz normale Vollmilch gegeben werden, die dann auch nicht mehr verdünnt werden muss.
Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein (ungestilltes) Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 21.03.2019