Liebes Stillberaterinnenteam!
Im letzten Jahr wandte ich mich schon einmal an Sie und Sie rieten mir, meine Tochter, damals 14 Monate, weiter zu stillen wg. der damaligen Situation (KiTa-Eingewöhnung und häufige Infekte).
Inzwischen ist sie 18 Monate alt, tagsüber wird jetzt schon seit Weihnachten nicht mehr gestillt, sie verlangt allerdings vehement und häufig nach Kuhmilch (aus dem Becher) und ist nach wie vor ein schlechter Esser.
Nachts schläft sie inzwischen (seit dem Alter von 1 Jahr) dauerhaft bei mir im Bett, weil sie Alleineseind nicht mehr tolerierte. Ich kenne Ihre Einstellung, viele der Antworten hier und das Buch "Schlafen und Wachen" und will ihr das gemeinsame Schlafen eigentlich nicht nehmen, wenn es für sie so wichtig ist.
Aber von Woche zu Woche bringt mich das nächtliche Dauernuckeln mehr auf die Palme. Auch wenn anscheinend nicht mehr viel Milch produziert wird, ist die Nachfrage des Kindes nach der Brust nicht weniger, sondern mehr geworden. Es stört mich beim Schlafen, es tut oftmals auch weh und Nacht für Nacht (vor allem gegen Morgen) gibt es zermürbende Machtkämpfe, wenn ich dem Kind dann doch mal die Brust verweigere oder entziehe. Morgens bin ich immer öfter wütend, verzweifelt und erschöpft. So macht mir das Stillen wirklich keinen Spaß mehr und die Nächte sind furchtbar anstrengend.
Meine Frauenärztin und unsere betriebliche Frauenbeauftragte - beides Mütter, die bis ins zweite Lebensjahr hinein gestillt haben - meinen, der Weg könne in unserem Fall nur über ein konsequentes Ausquartieren des Kindes ins eigene Zimmer führen.
Wie sehen Sie das?
Haben Sie überhaupt einen Tipp, wie ich ohne ganz großes Drama abstillen kann? Die Methoden "der Papa" und "der Wecker muss erst klingeln" stehen jedenfalls nicht zur Verfügung.
Vielen Dank!
von
hollerfee
am 24.02.2015, 17:30
Antwort auf:
Abstillen trotz Familienbett?
Liebe hollerfee,
Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“.
So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind.
Ich persönlich würde das Kind nicht ausquartieren, denn sonst wird es doppelt „bestraft“ und muss auf die Brust und die Nähe verzichten.
Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert!
Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Sohn sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil er auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 24.02.2015