2jähriges Kind abstillen - was kann der Vater tun?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: 2jähriges Kind abstillen - was kann der Vater tun?

Hallo liebe Biggi Welter, meine Tochter wird in einem Monat 2 Jahre alt. Sie wird tagsüber nicht mehr gestillt, nur noch zum Einschlafen und in der Nacht. Seit mehreren Wochen klappt das mit dem Einschlafen nicht mehr. Zur gewohnten Zeit legen wir uns ins Bett, sie freut sich sehr auf die Brust, trinkt und trinkt und trinkt, findet dabei aber nicht mehr in den Schlaf. Manchmal dreht sie nochmal auf und springt durchs Bett, manchmal ist sie merklich müde, findet aber trotz Brust einfach nicht in den Schlaf. Ihr Vater übernimmt dann meistens das Kind im Wohnzimmer, sie lesen noch ein bisschen und manchmal schläft sie dabei in seinem Arm ein. Manchmal beschwert sie sich dabei und ein paar Tränchen fließen, aber sie schläft dennoch ein. Manchmal weint sie aber so bitterlich, dass er sie mir zurück ins Schlafzimmer bringt, wo ich sie in den Schlaf stille. Ich möchte jetzt gern abstillen, da dieses Hin und Her sehr anstrengend ist und sie außerdem in den frühen Morgenstunden bis zu 7 Mal an die Brust möchte. Zudem hat die Brust ihre "Macht" als Einschlafhilfe verloren, so dass wir offensichtlich ein neues Einschlafritual brauchen. Hast du ein paar Tipps, was der Vater tun kann, wenn meine Tochter in seinen Armen so bitterlich schluchzt und weint (also nicht nur sich beschwert)? Muss er/ müssen wir das einfach aushalten? Einmal war sie vom Weinen wie in Trance und hat sich ununterbrochen die Hand abgeleckt, was meinen Mann sehr verstört hat. Sind wir zu weich? Oder ist meine Tochter einfach noch nicht so weit? Vielen Dank vorab, Aphes

von Aphes am 09.01.2019, 23:06



Antwort auf: 2jähriges Kind abstillen - was kann der Vater tun?

Liebe Aphes, ich würde genau so weitermachen, aber ruhig auch mal nachgeben, wenn Dein Kind so verzweifelt ist. Ihr seid deshalb nicht zu weich. Ansonsten ist tatsächlich Konsequenz angesagt. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Abende und Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 10.01.2019



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