Liebe Frau Welter, liebe Frau Weindel,
mein knapp 10 Wochen alter Sohn bekommt seit einigen Wochen ausschließlich Pre-Fertignahrung mit der Flasche, da ich keine Milch mehr hatte.
Aktuell trinkt er entweder 180 ml oder 200 ml pro Mahlzeit, manchmal knapp weniger als 180, manchmal aber auch knapp mehr als 200.
Er kommt meistens ziemlich genau in einem 4-Stunden-Rhythmus, das heißt 6 Mahlzeiten in 24 h, gelegentlich sind es aber auch alle 3 oder alle 5 Stunden.
Frage 1: Ich persönlich finde die Trinkmenge ziemlich viel. Was meinen Sie? Trotzdem den Trinkrhythmus weiter beibehalten oder die Pausen zwischen den Mahlzeiten hinauszögern (würde ich ungern tun, da er dann ziemlich schreit und weint)? Oder lieber kürzere Abstände antrainieren und dann weniger Menge?
Frage 2: Ich habe im Internet gelesen, dass Babys nicht mehr als 1000 ml am Tag zu sich nehmen sollen; diese Grenze überschreitet mein Sohn öfter mal. Wie gefährdet sind seine Nieren jetzt?
Frage 3: Macht es Sinn, auf die 1er Milch umzusteigen? Ich würde dies ungern tun wegen der enthaltenen Stärke; als vorgeschädigte Diabetikerin möchte ich meinem Sohn am Anfang so wenig Zucker wie möglich zuführen...
von
Antarctica
am 03.04.2013, 01:04
Antwort auf:
10-Wochen-Flaschenkind trinkt sehr viel (>1000ml)
Liebe Antarctica,
Pre-Milch kann nach Bedarf gegeben werden und Ihr Kind kann trinken, so viel es mag. Das Kind hungern zu lassen, ist sicherlich keine gute Lösung und auch eine Folgemilch würde ich genau wie Sie auch nicht geben.
Die Erklärung ist ganz einfach: Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Sie sich die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 03.04.2013