Risikoschwangerschaft nach Gebärmutterriss

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Risikoschwangerschaft nach Gebärmutterriss

Ich habe 2 Kinder im Alter von 11 und 7 Jahren, trotz Pille (Cerazette) bin ich jetzt schwanger. Mein 1. Kind kam aufgrund einer Infektion nach einer bis dahin völlig unkomplizierten Schwangerschaft in der 27. SSW per Notkaiserschnitt zur Welt (Wehen konnten nicht mehr gestoppt werden). 4 Jahre später kam mein 2. Kind in der 33. SSW zur Welt. Während dieser Schwangerschaft hatte ich ab der 28. SSW vorzeitige Wehen (wegen Gebärmutterhalsschwäche und -verkürzung) und musste im KH liegen, bekam Spritzen zur Lungenreife und Partusisten (in Tablettenform). Eher zufällig wurde beim Ultraschall im KH entdeckt, dass die Gebärmutter an einer Stelle der Kaiserschnittnarbe nur noch sehr dünn war und zu reißen drohte. Daher wurde ein Kaiserschnitt für den nächsten Tag angeordnet (33. SSW). Der Arzt teilte mir mit, dass bei einer weiteren Schwangerschaft wieder ein Risiko für einen Gebärmutterriss bestände. Ungeplant bin ich jetzt wieder schwanger und sehr ängstlich, zumal ich auch schon 41 Jahre alt bin. Habe ich überhaupt eine Chance das Kind auszutragen? Kann ein Gebärmutterriss unbemerkt auftreten und dann lebensbedrohlich für das Kind und mich werden? Werde ich ab einer bestimmten Schwangerschaftswoche im KH bleiben müssen? - Eine Abtreibung kann ich mir aus Gewissensgründen nicht vorstellen. Ich war schon bei meiner Frauenärztin, aber da diese erkrankt war nur bei der Vertretung. Diese hat meine Sorgen nicht wirklich ernst genommen, nur gemeint, sie würden mich engmaschig untersuchen. Vielen Dank für Ihre Antwort!

von marie74 am 28.04.2011, 14:48



Antwort auf: Risikoschwangerschaft nach Gebärmutterriss

Hallo, 1. in der Tat stellt diese Vorgeschichte für Sie ein nicht unerhebliches Risiko für eine Frühgeburt, aber auch für die Gebärmutter unter laufenden Wehen dar. 2. deshalb ist es in dieser Situation besonders wichtig, individuell ausführlich aufzuklären. Dazu gehört auch die grundsätzlich Frage, ob Ihnen noch zum weiteren Austragen der Schwangerschaft geraten werden kann. 3. Nach einer Frühgeburt gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt dazu, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen. In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen. Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben. 4. Die Ruptur der Gebärmutter noch während der Schwangerschaft bei regelmäßiger Wehentätigkeit ist offensichtlich so selten, dass es hierzu keine Zahlen in der Literatur gibt, auch wenn die Anzahl der Kaiserschnitte deutlich zugenommen hat. Das Risiko einer Uterusruptur für Frauen nach einem Kaiserschnitt liegt nach Informationen der WHO bei etwa 0,32% (Spong CY et al. Risk of uterine rupture and adverse perinatal outcome at term after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007;110: 801-7). Das Risiko für eine Ruptur nach Kaiserschnitt ist bei der Spontangeburt mit 0,74% am größten verglichen mit einem primären oder sekundären erneuten Kaiserschnitt. Das Wiederholungsrisiko einer symptomatischen oder gedeckten Ruptur beträgt 6,4% (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (2007). Birth after previous cesarian birth. Greentop Guideline No.45). In einer Situation nach Kaiserschnitt, bei dem (z.B. wegen einer Frühgeburt) die Gebärmutter längs eröffnet wurde, ist das Risiko mit 4-9% bedeutend höher. Das Wiederholungsrisiko für eine Uterusruptur nach einmaliger Ruptur in der Vorgeschichte wird mit 4% angegeben und steigt mit der Anzahl der vorhergehenden Rupturen weiter an. Ein ca. 8% Risiko besteht für ein drittes Reißen der Gebärmutter. VB Quellen (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (2007). Birth after previous cesarian birth. Greentop Guideline No.45). http://www.who.int/reproductive-health/global_monitoring/articles/uterinerupture.pdf

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 28.04.2011



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