Sehr geehrter Hr. Dr. Bluni, und Foren - Team,
ich bin ziemlich beunruhigt, da ich mich zum einen nicht wirklich gut aufgehoben fühle bei meinem Frauenarzt, als auch durch eine Fehlgeburt Ende Oktober mit AS Anfang Nov (Missed Abort, keine Blutungen, Kind nicht zeitgerecht entwickelt, Herzschlag hörte auf, Ausschabung folgte).
Ich befinde mich nun in SSW8+3, das Kind ist zeitgerecht entwickelt, das Herzchen schlägt.
Seit ca. SSW5 hatte ich sehr leichten braunen Ausfluss, und jetzt vor 3 Tagen erstmalig hellroten Aussfluss (es war sehr schwach, aber rot!)
Mein Frauenarzt hat zu alldem nie etwas gesagt, ausser das es normal sein kann, aber auch in einer Fehlgeburt enden kann.
Verständlicherweise wenig aufbauende Worte.
Letztendlich war ich im Krankenhaus, weil ich mir große Sorgen machte und erfuhr folgendes (vorher nie gehörtes):
-ausgeprägte Ektopie
-plazenta praevia, tiefer Sitz, nah am Muttermund (mit der Erklärung, man müsse das beobachten, und spreche erst ab der 16ten SSW davon)
Ich solle mir keine Sorgen machen, und bräuchte mich auch nicht zu schonen etc.
Ich habe nun erst in 2 Wochen einen Termin beim Frauenarzt (ich muss dazu sagen, dass ich einen anderen aufsuchen werde, da ich schon im November nicht die beste Erfahrungen gemacht habe mit diesem Arzt)
Aus Sorge zerbreche ich mir jedoch den Kopf, ob dieser Zustand bereits jetzt für das Kind gefährlich sein könnte.
Ich möchte es nicht verlieren, und habe große Angst, dass das was festgestellt worden ist, ein großes Hindernis sein könnte.
Besteht jetzt schon Grund zur Sorge, oder sollte man ruhig abwarten?
Kann sowas eine Fehlgeburt auslösen?
Ich muss wohl noch dazu sagen, dass unser erstes Kind im Januar letzten Jahres geboren worden ist. Dieses ist die 3te SS.
Ich hoffe Sie können mir helfen, und hoffe, dass diese Frage keine blöde Frage ist.
Danke und MFG Agnes
I
Mitglied inaktiv - 23.02.2011, 21:35
Antwort auf:
Plazenta praevia - in Frühschwangerschaft Grund zur Sorge?
Hallo,
1. wir unterscheiden zwischen einer nur tief und nahe am Muttermund sitzenden Plazenta und derjenigen, die komplett über dem inneren Muttermund sitzt.
Tief oder nahe am inneren Muttermund sitzend hieße, die Plazenta sitzt nahe am inneren Muttermund; liegt aber nicht komplett davor, was einer Plazenta praevia entsprechen würde.
Dieses kann man manchmal im Ultraschall nicht direkt erkennen, wenn sie nur randständig ist.
Wenn es auch in dieser Situation mal bei Anstrengung oder Verkehr aus Randgefäßen bluten kann, so zeigt die Erfahrung, dass die zu einem so frühen Schwangerschaftszeitpunkt randständige Plazenta häufig mit weiterem Alter der Schwangerschaft nach oben wandert; weg vom inneren Muttermund.
Sofern die Frau nicht blutet, sollte sie beruhigt sein und sich an die Empfehlungen des behandelnden Frauenarztes oder Frauenärztin halten. Welche Empfehlungen hinsichtlich Arbeit und Belastung ausgesprochen werden sollten, ist am besten im Einzelfall; auch abhängig von Blutungen zu entscheiden.
Die Plazenta praevia kommt in ca.1 von 200 Schwangerschaften vor, aber nur in 20 Prozent dieser Fälle liegt sie komplett vor dem Muttermund.
In diesem Fall bestehen geringe Chancen, dass hier eine Änderung der Lage im weiteren Verlauf der Schwangerschaft eintritt.
In meinen Unterlagen kann ich keine statistischen Angaben über die Wahrscheinlichkeit einer Blutung finden, jedoch ist diese Risiko bei einer Plazenta praevia totalis entsprechend hoch. Die Ursache für eine Blutung ist entweder die Lösung des Mutterkuchens von seiner Unterlage, Eine Entzündung der Plazenta oder die Ruptur von plazentaren Gefäßen.
2. Untersuchungen zeigen, dass eine nur tiefsitzende Plazenta in den allermeisten Fällen im weiteren Verlauf nach oben rückt. Bei komplett vor dem Muttermund liegender Plazenta sind die Chancen deutlich geringer. Dieses ist in nur 20 Prozent der Fall
In Anlehnung an das amerikanische Lehrbuch zur Geburtshilfe von Williams, geht eine vor der 20. SSW diagnostizierte Plazenta praevia mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,3 Prozent hinsichtlich Blutungen unter der Geburt einher. Je weiter man in der Schwangerschaft und der Diagnose einer Plazenta praevia kommt, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit.
Darüber hinaus sind die Chancen auf ein sich nach oben Bewegen der Plazenta um so größer, je weiter sie sich vom inneren Muttermund befindet.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 23.02.2011