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Geschrieben von Traumfänger am 20.02.2006, 13:15 Uhr

Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Seit mehr als 2 Jahren war ich allein erziehend, mein Mann und ich leben räumlich getrennt und wir haben vor 6 Wochen tatkräftig beschlossen, einen Neuanfang zu machen. Durch eine Paarberatung haben wir uns wieder angenähert und die einzige Möglichkeit einer Versöhnung bestünde darin, dass ich mit meinem Sohn zu meinem Mann 100 km weiter weg ziehe.

Das bereitet mir jedoch Kopfzerbrechen: 1. hat der Kleine in seinem kurzen Leben viel mitgemacht, (Umzug, Trennungen von wichtigen Bezugspersonen (der Papa verließ uns ja quasi erstmal vor 2 Jahren), dann wiederholte Versöhnungen und wieder miese Stimmungen zwischen meinem Partner und mir) und er möchte zwar schon, dass Papa und Mama wieder zusammen wohnen, aber wir haben mit ihm gesprochen darüber, dass wir wegen Papas Arbeit dann umziehen müssten, aber der Kleine meinte, er wolle überhaupt nicht weg. 2. mußten wir erst im September den Kindergarten wechseln, weil der alte Konkurs ging und unser Sohn hat sich bereits eingelebt und neue Freunde gefunden und 3. merkt er, dass es auch mir eigentlich widerstrebt, umzuziehen und meine Freunde, meine neu erworbene Berufstätigkeit etc. wieder aufgeben zu müssen.

Mein Mann und ich haben am Wochenende telefonisch total lange darüber diskutiert, Umzug ja/nein. Wenn mein Sohn und ich einem Umzug nicht zustimmen, bleibt für meinen Mann nur die Scheidung. Für meinen Mann wäre es (meiner Meinung nach) theoretisch kein Problem, sich in eine Nachbarfirma seiner jetzigen Firma versetzen zu lassen, die nur 30 km von dem Wohnort von mir und meinem Sohn angesiedelt ist. Das zieht mein Mann aber nicht in Erwägung. Seine Karriere ist ihm wichtiger als das Familienleben. Gut, ich denke, viele Frauen ziehen ihren Männern zuliebe um, das sollte auch kein großes Ding sein. Ich komme ganz sicher damit zurecht, ich bin kontaktfreudig und sehr flexibel. Ich denke, ich werde beruflich auch wieder Fuß fassen und neue Bekannte finden.

ABER - es ist mir schon wieder mit meinem Mann alles zu stressig. Mehrere Stress-Telefonate am Wochenende gingen mir total nahe. Ich war am Wochenende darüber recht beunruhigt und grimmig, der Kleine, der sehr stark auf meine Stimmungen reagiert, war daraufhin sehr unausgeglichen. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich auf die Äußerungen meines Mannes so grimmig reagiere und nicht so gelassen. Letztendlich ist das auch wieder auf meinen Sohn zurückgefallen - Mist! Heute Morgen hat er wieder in Babysprache geredet, hat seinen Drachen gebraucht, um überhaupt in den Kindergarten gehen zu können und ich fühlte mich so mies.

Als ich meinem Mann am Telefon mitteilte, unser Sohn hätte am Samstag nur Käse angestellt, sagte dieser, das sei alles Quark, ich würde zu viel reininterpretieren und der Junior müsse ab und an eben mal einen auf den Popo kriegen und ich sei im Übrigen sowieso zu nachsichtig mit ihm.
Das hat mein Mann auch bei einem Elterngespräch im Kindergarten so toll bemerkt, ich sei einfach viel zu lieb und das Kind hätte keine Struktur. Ich finde es unmöglich, dass er mir da so offen in den Rücken fällt. Unser Sohn war da zum Glück nicht dabei, aber es gibt auch sonst häufig Situationen, wo wir uns nicht einig sind im Erziehungsstil.

Ich war sehr sauer, denn ich war die Einzige, die unserem Sohn seit Geburt an Struktur gegeben hat. Ich habe ihn nicht verlassen bei Schwierigkeiten (so wie mein Mann), habe ihn getröstet, war da, habe ihm ein ruhiges Heim gegeben, Liebe, Geborgenheit.

Ich setze ihm auch Grenzen, aber eher ruhig und bestimmt - mein Mann hat völlig andere Erziehungsauffassungen als ich. Auch letztes Wochenende gab es deswegen Streit. Er wollte unserem Junior etwas sagen und hat ihn an den Handgelenken festgehalten und gesagt, er müsse so lange da bleiben, bis er sich beruhigt hat. Dem Kleinen tat das total weh und ich habe meinem Mann gesagt, er möchte ihn doch nicht an den Handgelenken festhalten, die so klein und zart sind, sondern sich ihn auf die Knie setzen und am Bauch halten. Mein Mann brüllte mich daraufhin an, er habe es satt, dass ich mich überall einmischen müsse und dass er angeblich alles falsch mache mit unserem Sohn und ist die Tür rausgestürmt. Ich habe mich geärgert, ich weiß ja auch, daß ich loyal sein möchte und meinen Mann nicht vor dem Kind bloßstellen soll. Aber es ging ja auch darum, dass er ihm weh getan hat!

Ich habe das Gefühl, erziehungsmäßig einfach mehr machen zu müssen, weil mein Mann sich von Anfang an nicht so beteiligt hat, aber es ärgert mich, dass er mir immer sagen muss, was ich tun soll, denn offensichtlich hat er erziehungsmäßig nicht gerade die Weisheit mit Löffeln gefressen.

Es geht meinem Mann bei der Erziehung um viele Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann, warum mein Mann unseren Sohn ständig gängelt oder an ihm herumnörgelt. Mein Mann hat z.B. einen totalen Putzfimmel und meint, auch mit Kind könnte die Wohnung immer aussehen wie in einem Architektur-Hochglanzmagazin. Es dürfen keine Spielsachen in andere Räume als im Kinderzimmer liegen gelassen werden, alles muß sofort entfernt werden. Er findet es "unmöglich", dass ich unserem Sohn auch mal erlaube, mit mir gemeinsam am Wochenende auf einer Wolldecke vor seiner Lieblingssendung im Fernsehen zu picknicken - schon so einfache kleine Dinge, die für mich und meinen Sohn in der Zeit des Getrenntlebens zu Ritualen geworden sind, werden bemängelt und von meinem Mann als unmöglich eingestuft.

Ich sage unserem Sohn auch, dass er gern auch mal mit seinen Autos beim Kochen in meiner Nähe spielen kann, ich sehe da auch kein Problem darin, denn danach weiss er auch, dass er es wieder aufräumen soll und das macht er auch meistens. Bei meinem Mann dürfte er nie mal ein Badewannentier mit ins Bad nehmen, die Wanne könnte ja "zerkratzt werden".

Ich weiß nicht, gerade war ein wenig Ruhe eingekehrt von dem ganzen Ehe-Hin und Her. Ich fühle mich von meinem Mann dermaßen gestreßt - von seinen komischen Ansichten, seinem Sauberkeitsfimmel etc. Ich denke, das ist mir und unserem Sohn überhaupt nicht zuträglich.

Alles, was ich mir immer anhören muss, ist: Du verhätschelst ihn, er hat keinen Respekt vor dir... Mit Schlagen (Popohauen) erhält man aber doch keinen Respekt!!! Und dass ein Kind beim Essen auch mal krümelt, ist völlig normal oder dass die Milch mal verschüttet wird. Nein, für meinen Mann darf es das ganz einfach nicht geben! Auch regt sich mein Mann darüber auf, dass unser Sohn den Fernseher ein- und ausschalten darf (unten am Einschaltknopf am Fernseher). Er meinte, wenn wir wieder zusammen wohnen, dann müsse "Zucht und Ordnung" herrschen. Es ist für mich auch okay so, unser Sohn darf auch an den Kühlschrank (nach vorherigem Fragen) und sich selbst Saft holen und in ein Glas schenken. Das ist doch toll, dass ein gerade erst 4 Jahre gewordener Junge das schon kann. Er deckt auch allein den Frühstückstisch und macht es ganz prima. Bei meinem Mann "gäbe es so etwas nicht". Ein Kind ist ein Kind und das hat da nichts dran verloren.

So langsam verliere ich die Geduld. Mein Mann würde unseren Junior offensichtlich gern für immer "klein halten". Aber es ist normal, dass Kinder mit zunehmendem Alter ausprobieren möchten, dass sie neues lernen möchten. Er macht z.B. schon ganz allein einen Pfannkuchenteig - ist doch prima! Ich bin stolz und lobe unseren Junior - mein Mann brüllt herum, was ihm einfällt.

Wie sollen wir mit dieser Diskrepanz in Erziehungsfragen umgehen? Ich bin echt sauer und genervt. Auch in anderen Dingen habe ich doch eher das Gefühl, da klaffen Welten auseinander!

Ich kann mit allem umgehen, aber am meisten ärgert mich, dass mein Mann unser Kind wieder zu wuselig macht.

Ich glaube, ich warte noch mit dem Umziehen. Was denkt Ihr? Würdet Ihr mir raten, mit diesem Mann jetzt schon zusammen zu ziehen oder es zu lassen? Ich tendiere derzeit zu letzterem.

Und wenn wir umziehen - hätte das für unseren Sohn nicht wieder eine Art Unruhe und Schockerlebnis? Er will nämlich gerade überhaupt nicht weg, er hat sich gerade hier eingelebt und hat dem Papa auch gesagt, er solle doch hier zu uns kommen.

Ich wünschte, ich wäre nicht so auf 180 und könnte mich abregen. Aber nach dem Telefonat gestern Abend rege ich mich jetzt nur noch mehr auf!

 
12 Antworten:

Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von radischen am 20.02.2006, 13:21 Uhr

ui ich würde das sein lassen ,sind ja wahnsinns unterschiede in eurem erziehungsstil und wenn dein mann sich in die erziehung "einmischen" will gibt es ja wieder streit das ist vorprogramiert
und in der mitte treffen geht nicht? also jeder gibt ein bischen nach?

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von mohnbluemchen am 20.02.2006, 13:37 Uhr

hi traumfänger,

ich finde du machst deinen job als mama super,lass dich von deinem mann nicht irritieren.du gibst deinem kleinen liebe,selbsbewusstsein und stabilität.
ehrlich gesagt würde ich ihn da jetzt nicht herausreißen.
für deinen mann wäre nen umzug leichter zu bewältigen,wenn er euch liebt,wird er versuchen innerhalb seiner firma zu wechseln.von scheidung seinerseits zu sprechen falls ihr es nicht tut,finde ich sehr merkwürdig...

alles gute für dich und dein kind,
herzlichst mohnbluemchen

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von Meike am 20.02.2006, 13:39 Uhr

Würde Dir kurz und bündig raten,nicht zusammenzuziehen. So-was du alles schreibst, was in der Fernbeziehung nicht gutläuft, klappt sicher in einer gemeinsamen Wohnung erst recht nicht. Ich bin in Erziehungsfragen übrigens genau auf deiner Seite.
Ich überlege seit anderthalb Jahren mich zu trennen.Wegen der Kinder möchte man immer noch den letzten Funken Hoffnung nicht aufgeben(aber zu welchem Preis?), aber jetzt ist bei mir auch Schluß. Ich suche jetzt meinen Weg. So, wie du jetzt schon wieder an vielem zweifelst,hat es wohl keinen Sinn für einen Neuanfang.Er ist sicher total egoistisch, seine Wohnung nicht aufzugeben.Ich würde Dir und deinem Kind raten: LASS LOS!!! Du hast auch was besseres verdient!!! Viel Glück!

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von Fuzzi85 am 20.02.2006, 13:43 Uhr

Hallo!!

Was mich auch stutzig macht bei dem Ganzen: Wenn ihr nicht zu ihm ziehen wollt, läßt er sich scheiden??? Hab ich das richtig verstanden??
Dein Mann weiß doch das euer Sohn nicht umziehen will, aber das ist ihm scheinbar egal??

Lass es bitte gaaaaanz langsam angehen. Ansonsten leidest nur du- und dein Sohn.

LG Maya

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von euter71 am 20.02.2006, 14:08 Uhr

Ich brauch deinen Beitrag gar nicht zu Ende lesen - was machst du da? Denk an dein Kind, er sollte dir in dieser Situation echt am wichtigsten sein. Liebe sieht anders aus!!!

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von celmin am 20.02.2006, 15:16 Uhr

Hallo,
ich begreife es nicht. Ihr habe Euch vor mehr als zwei Jahren getrennt und immer wieder versucht zusammen zu kommen, aber es hat nicht geklappt. Jetzt habt ihr vor 6 Wochen "tatkräftig" (?) gemeinsam beschlossen wieder zusammenzuziehen. Wieso meint ihr plötzlich, dass es nun klappt? Hat sich irgendetwas verändert? An Deiner Stelle würde ich das nur machen, wenn ich mir 100%ig sicher wäre. Du hast Dir ein neues Leben aufgebaut, bist eigentlich glücklich. Warum das alles aufgeben? Wegen Eurem Kind? Ich habe nirgendwo gelesen, dass Du ohne ihn nicht leben kannst und ihn liebst. Warum also das ganze?
Will er wirklich die Scheidung, wenn ihr nicht zu ihm zieht? Wenn das stimmt, dann lass es. Für mich hört sich das nur nach einem Kompromiß an (von Deiner Seite aus), damit Dein Sohn wieder einen "richtigen" Vater hat. Aber ist er das wirklich?
Überlege Dir das ganze noch einmal und höre auf Dein Bauchgefühl!
Gruß
Iris

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Hmmmm

Antwort von tinai am 20.02.2006, 15:54 Uhr

Hallo,

es ist natürlich schön und wünschenswert, dass ein Kind mit Vater UND Mutter aufwächst. Aber wichtig ist auch, dass ein Kind in verlässlicher Umgebung aufwächst.

Für mich klingt es als sei bei Euch der nächste Krach vorprogrammiert. Auch kommt gar nicht heraus, ob Ihr noch etwas füreinander empfindet. Dein Mann will die Scheidung, wenn Du zu ihm ziehst? Das finde ich schon ein ziemlich starkes Stück. Ganz unabhängig davon, für wen der Umzug leichter zu bewerkstelligen wäre - das alleine kann kein Grund für eine Trennung sein, das ist m.E. ein Druckmittel unterster Sohle.

Das heißt dann, Ihr müsst Euch komplett einfügen in eine neue Umgebung, Du kümmerst Dich den ganzen Tag um Euren gemeinsamen Sohn und abends kommt der Oberpädagoge und erklärt Dir, was Du alles falsch gemacht hast?

Differenzen in der Erziehung gibt es sicher in jeder Familie - bei uns auch und zwar nicht zu knapp. Das ist auch bis zu einem gewissen Grad völlig in Ordnung und gut so. Aber dennoch muss es in grundsätzlichen Fagen Übereinstimmung oder Einigung geben und das sieht mir bei Euch nicht danach aus.

Besser nur mit einem Elternteil aufwachsen als in einem zerrütteten Elternhaus. Ein Streit, den die Kinder mal mitbekommen, ist das eine, gehört wohl auch dazu, aber dauerhafte Spannung schaden sicher mehr.

Nach allem was Du schreibst würde ich sagen: Lass es! Du empfindest nicht genug für diesen Mann, um eine Ehe zu führen und nur wegen eines gemeinsamen Kindes zusammenzubleiben, nützt keinem, am allerwenigsten dem Kind.

Gruß Tina

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Re: Hmmmm

Antwort von AnjaS. am 20.02.2006, 16:16 Uhr

Meine spontane Antwort nach Lesen Deines Postings: Lass es!
JETZT hast Du ein glückliches Kind, das in einer liebevollen Ungebung, bei Dir, aufwächst. Wenn Du mit Deinem Mann wieder zusammenziehst und er "Zucht und Ordnung" einführt, wird der Kleine wohl mehr drunter leiden als davon profitieren.
Und die Erpressungsnummer mit dem Scheidenlassen, wenn Ihr nicht zu ihm zieht, find ich ja das letzte... soll DAS Liebe sein?
Werd glücklich ohne ihn ;-)

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von Jutta1974 am 20.02.2006, 16:45 Uhr

Hallo,

ich kann mich nur den anderen anschließen und dir raten, es sein zu lassen. Aus deinem Posting spricht eine ganz deutliche Stimmung voller Zweifel und Abneigung - und die kann ich voll und ganz verstehen.

So verständlich der Versuch auch ist, deinem Kind eine heile Familie wieder zu geben, so sehr kann das auch nach hinten los gehen. Genieße dein Leben als AE ... ohne schlechtes Gewissen.

Ich finde übrigens alles, was du über deinen "Erziehungsstil" geschrieben hast, sehr vorbildlich - EIN GANZ DICKES LOB FÜR SO VIEL GEDULD !!!!

Grüße

Jutta

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von mausipausi am 20.02.2006, 18:20 Uhr

Hallo Traumfänger,

weißt du, ich kann schon nachvollziehen, wieso du es überhaupt in Erwägung ziehst, mit diesem Mann evtl. wieder etwas anzufangen, sogar mit ihm eine Wohnung zu teilen. Aber rein aus der Sicht eines/einer Außenstehenden: lass die Finger besser davon! Du machst dich selbst unglücklich und wenn du leidest und das TUST du ja offensichtlich, was aus deinen Äußerungen hervorgeht, dass du wegen deines Mannes, seines Verhaltens, seiner Äußerungen übel- launig, gereizt, verbittert reagierst, dann schadest du damit auch deinem Sohn.

Wenn du sagst, dein Mann hat einen 'Putzfimmel' dann ist er eine psychologisch gesehen sogenannte 'zwanghafte Persönlichkeit'
Das ist eine Veranlagung- jeder Mensch gehört einem bestimmten Persönlichkeitstypus an oder mehreren Typen. Diese 'zwanghafte Persönlichkeit' kann ganz schwach ausgeprägt sein (normaler Bereich) oder mehr bis stark ausgeprägt bis hinein den krankhaften Bereich. Dann kommen die negativen Aspekte dieser Persönlichkeit mehr zum Tragen (es gibt auch positive Seiten des Zwanghaften). Bei deinem Mann beschreibst du eine Form, die ich schon in der Mitte ansiedeln würde und nicht mehr bei 'schwach ausgeprägt'. Hier überwiegen doch die vielen negativen Aspekte dieser persönlichkeit. Aber ich kann Dir sagen, wieso Dein Mann niemals zu DIR umziehen würde: er hat Angst davor. Denn sein Putzfimmel, seine Zwanghaftigkeit beinhaltet eine ganz spezifische Angst (wie im Übrigen JEDER Putzfimmel oder zwanghaftes Verhalten überhaupt)- es ist die 'Angst vor Veränderungen'. Mit Veränderungen kann der Zwanghafte nur extrem schlecht umgehen, am liebsten soll alles immer so bleiben wie es war.. auch sein Wunsch nach 'zucht und ordnung' ist so ein konservatives Ding und was heißt 'konservativ'?? BEWAHREN.
Er bewahrt diese Dinge, da wird er nicht mit sich reden lassen, nicht bei dieser Ausprägung seiner Neurose.
Wenn er es wenigstens SELBST sehen würde, dass das etwas ist, was er eigentlich überwinden sollte (den Putzfimmel ergo seine Ängste) dann wäre das ganze aussichtsreicher mit ihm. Aber dazu müsste er sich meiner Ansicht nach in Verhaltenstherapie speziell den Putzzwang betreffend begeben und das tut er sicher nicht!

Wenn du mehr über dieser Persönlichkeit mit ihren Ängsten wissen möchtest:Buch "Riemann: Grundformen der Angst" Da wirst du ihn sicher gut beschrieben wiederfinden.

Da DU überhaupt ganz anders 'gepolt' bist wird es mit ihm sowieso sehr schwierig werden. Ich war auch einmal in einer Paartherapie. Dein Paartherapeut/in wird niemals sagen: Wissen Sie was, es ist für Sie beide besser, Sie trennen sich ganz. Er/Sie kann nur neutral sein und Hinweise geben über die sich jeder seine eigenen Gedanken machen kann. Im Nachhinein denke ich auch: Da waren doch von unserer Therapeutin ein paar Hinweise, die hätten mich doch damals schon zur Trennung bewegen können...Aber sie tun es erst JETZT. Denn durch die Paartherapie kommt man leicht dazu zu denken: Ach, wir machen ja jetzt eine Paartherapie, dann besteht ja wieder Hoffnung. Oder: es wird bestimmt besser und wir verstehen uns ja wieder ganz gut dadurch.

Es stimmt ja auch, dass man sich in dem geschützten Raum einer Paartherapie auch wieder annähern kann, dass man es schafft durch diesen Raum, dem anderen wieder besser zuzuhören, ihn besser zu verstehen, gute Gespräche führen zu können...Aber die Frage ist eben: Was passiert außerhalb dieses Raumes??
Ich dachte dadurch auch immer: Ach es wird ja wieder besser dann besteht ja noch Hoffnung! Aber sobald die Paartherapie beendet war, hielt dieses Verständnis noch ein paar Monate vor und dann? War es wieder wie vorher oder sogar ein bißchen anders, was die Streits verschlimmerte: denn nun wußte ich ja genau, WIESO wir uns eigentlich streiten. Und man konnte genau sehen, ob der Partner an etwas arbeitet oder nicht. Das hat dann letztendlich für mich den Ausschlag zur Trennung gegeben.

Ich vermute, die Trennung vor 2 Jahren ging von ihm aus? Du solltest meiner Ansicht nach diese Gelegenheit nutzen und es auch dabei belassen, ihn die Scheidung einreichen lassen. Er fürchtet Veränderungen so sehr und ein Kind ist ein sich ständig veränderndes Wesen: da gäbe es Putzfimmel und böse Diskussionen ohne ende glaub mir! Und für ein Kind ist das sehr schlecht so eine doch sehr zwanghafte Persönlichkeit als Vater zu haben. Ich weiß wovon ich rede: mein Vater hatte auch einen Putzfimmel, aber z.G. nicht ganz so schlimm wie dein Mann :-)
Gehauen oder fest gehalten wurde ich z.G. nie. Aber die andere 'Beschränkung' der Familie durch so einen Putzfimmel war schon ausreichend um sich negativ auszuwirken.
Ich selbst habe auch einen leichten Putzfimmel, weiß aber im Gegensatz zu deinem Mann ganz GENAU, dass ICH das eigentlich ablegen sollte, dass das eine 'Störung' ist, die man bearbeiten kann wenn man will. Deswegen käm ich auch nicht auf die Idee diesen Fimmel in dem Maße auf meine Kinder oder Partner zu übertragen wie er das tut.
Denn ich habe ja immer die Einsicht: das ist MEINE Angelegenheit, die anderen können da nichts für. Und ich mache dann eben hinterher alles immer wieder schön sauber, so wie es mir gefällt. Trotzdem dürfen die auch rumkrümeln oder auch in der Badewanne mal ein Eis essen, Spielzeug rumliegen lassen sowieso usw. Abends kann ICH ja aufräumen, wenns mich stört...
Dein Mann jedoch kommt nicht auf die Idee SICH SELBST zu sehen. Solang er diese einfachen Einsichten nicht hat, vergiß eine Annäherung! Du willst doch nicht diejenige sein, oder dein Sohn, der SEINE Zwänge fördert, vielleicht sogar noch darunter leidet, weil man sich einschränken muss deswegen???
TU DAS NICHT! Es sind SEINE Zwänge, ER muss ALLEIN dran arbeiten, denn ansonsten wird das NIE besser, eher noch weiter ausgeprägt.

Wo soll denn dein Sohn auch bitteschön dann spielen??? Wenn nix rumliegen darf?? Soll er den ganzen Tag sich allein in sein Zimmer verkrümeln zum Spielen oder was, weil er nichts ins Wohnzimmer oder Küche nehmen darf??? Kann Dein Mann es nicht am Abend dann einsammeln und wegräumen? Wäre das nicht ausreichend?
Sorry, aber das versteh selbst ich, mit selbst Putzfimmel, absolut 0. Dein Mann muss Höllenängste leiden, wenn er so ist. Immer sofort alles wegräumen zu müssen oder Zimmer und sonstiges komplett 'gesäubert' erhalten zu wollen ist schon arg. Dagegen müsste er eigentlich was tun. Ist nämlich nicht mehr im normalen Bereich meiner Ansicht nach.

Du wirst unter seinen Ängsten leiden, das tust du jetzt schon. Aber vor allem würde dein Sohn leiden, denn Kinder bekommen solche Formen der angst ziemlich genau mit, sind sehr sensibel für so etwas und nehmen das als Päckchen mit ins Leben. Ich habe auch unter den Ängsten meines Mannes gelitten (Verlustängste auch 'depressiv' genannt) die er nicht gut in den Griff bekam. So sehr ich mich auch um Verständnis bemühte: ich wurde eben darin involviert und es tat keinem gut.

Liebe Grüße

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von Nicole-Mami am 21.02.2006, 1:42 Uhr

Hm, also ich erinnere mich noch daran wie glücklich Du warst, dass Ihr es wieder versuchen wollt.

Daran würde ich mich (und meinen Mann) zunächst einmal erinnern, wenn solche Differenzen hoch kommen.

Ansonsten würde ich - bevor solche wichtigen Schritte wie Umzug in Angriff genommen werden - die Paartherapie weiter führen und erst einmal die Beziehung festigen, beovr irgendwelche nächsten Schritte unternommen werden. Dafür muß auch Dein Mann Verständnis haben.

Ein weiteres Problem des Jetzt-zu-ihm-Ziehens besteht m.E. darin, dass er seinen "Ordnungsfimmel" in "seinem Revier" viel besser durchsetzen kann, wobei es fraglich ist, ob das tatsächlich zwanghaft ist, denn solch ein Verhalten (kein Spielzeug ausser im Kinderzimmer, alles Aufräumen, die Kinder nach Möglichkeit nichts selber machen lassen, wenn es kleckern könnte etc.) erlebt man bei sehr vielen Vätern auch in intakten Familien.

Bevor Du Dich erziehungstechnisch über Deinen Mann aufregst, solltest Du Dir vielleicht vor Augen führen, dass ihm immerhin 2 Jahre in der Entwicklung Eures Sohnes fehlen bzw. nur lückenhaft vorhanden sind und er vielleicht mit dem Können Eures Sohnes nicht auf dem aktuellen Stand ist. Das lässt sich nur mit viel Zeit aufholen, die Vater und Sohn zusammen (und ruhig auch mal ohne Dich) verbringen sollten, was durch die Entfernung auch nicht so einfach ist.

Bei uns ist es so, dass Vater und Sohn sehr viel Zeit miteinander verbringen und wir trotzdem in Erziehungsfragen nicht immer einer Meinung sind. Wir reden dann in einer ruhigen Minute miteinander und versuchen, dem anderen den eigenen Standpunkt darzulegen - und uns den Standpunkt des anderen anzuhhören! Solange das nicht als Vorwurf formuliert wird, klappt das ganz gut.

Natürlich musst Du in Situationen sofort eingreifen, wo Du meinst, dass Eurem Sohn weh getan wird - das geht nicht. Ob am Handgelenk festhalten dazu gehört, weiss ich nicht unbedingt, denn die Frage ist, ob Dein Mann ihn so fest gehalten hat (dann ist Dein Eingreifen berechtigt) oder ob der Kleine sich selber weh getan hat, weil er nicht still gehalten hat (dann ist das als erzieherische Maßnahme durchaus zu dulden).

Bei all Deiner Wut - die ich absolut verstehen kann - solltest Du aber - genauso wie Dein Mann - auch an das Wohl Eures Kindes denken. Immer wieder konfrontiert Ihr den Kleinen mit Trennungen und Versöhnungen. Damit zeigt Ihr doch, dass Ihr ohne einander nicht könnt. Dann müßt Ihr verflixt noch mal HART daran arbeiten, dass es MITeinander funktioniert! Natürlich ist das schwierig, natürlich kostet das Nerven, natürlich macht das Arbeit und natürlich bedeutet das Kompromisse auf beiden Seiten.

Das sollte Euch beiden bewusst sein und bevor Ihr irgendwelche Veränderungen im äußerem Umfeld Eures Sohnes auch nur in Erwägung zieht, solltet Ihr Eure Partnerschaft wieder auf tragfähige Füsse stellen. Dabei solltest Du mit Deinem Mann auch darüber reden, dass Euer Sohn in der Zwischenzeit 2 Jahre älter ist und dementsprechend mehr Fähigkeiten und auch mehr Aufgaben hat. Außerdem solltest Du klarstellen, dass Du der "Hauptbetreuer" bist und damit auch derjenige, der Regeln tagtäglich durchzusetzen hat. D.h., dass Dein Mann sich natürlich äußern kann und muss, wenn ihm etwas nicht paßt, dass Du aber das "Schlußwort" hast, weil Du tagtäglich die Konsequenzen tragen mußt.

Dazu gehört auch, dass die Zusammenkunft mit dem Papa eine positive Entwicklung im Leben Eures Kindes sein sollte und nicht gleichbedeutend mit der Abschaffung lieb gewonnener Rituale (kuscheln auf der Couch mit Picknick und Fernseher).

Eure Situation ist schwierig, aber nach all den Trennungen und Versöhnungen solltet Ihr Euch - für Euch und Euren Sohn - endlich für eine Richtung entscheiden und die dann konsequent durchziehen. Dazu gehört auch, dass solche entweder-oder Drohungen (entweder Umzug oder Scheidung) nicht mehr ausgesprochen werden, sondern dann heisst es: Die Situation ist schwierig, ok, ein Umzug ist verfrüht und für den Kleinen derzeit nicht zumutbar, welche Lösung können wir finden bzw. wie lange können wir mit der Ist-Situation leben, bevor wir handeln MÜSSEN und was machen wir solange?

Ich wünsche Euch viel Kraft und viel Nerven und hoffe, Ihr findet Euren Weg.

Zum Thema Umgang mit Menschen (wozu ja in erster Linie der Partner zählt), gibt es ein paar schöne Bücher, die uns z.B. sehr geholfen haben:

"Einfach typisch"
"Die 5 Sprachen der Liebe"
"Jungen - wie sie glücklich heranwachsen"

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Re: Soll ich mir das echt antun? Bin sauer!

Antwort von Traumfänger am 21.02.2006, 10:05 Uhr

Hallo! Vielen Dank - Du hast Dich ja unheimlich bemüht und mir den längsten Beitrag geschickt. Und da sind viele Wahrheiten darin.

Mein Mann stellt sich das tatsächlich so vor, dass unser Sohn nur im Zimmer spielen darf, dass er nicht mal mit einem Auto über die Couch fahren darf oder Spielzeug dort ablegen darf. Das finde ich einfach heftig!!! Es ging mir schon auf den Wecker, als wir zusammen gewohnt haben. Er hat tatsächlich nicht nur in diesem Bereich - was Wohnung und Auto angeht - eine Zwangsneurose, sondern auch im Bereich Küche. Er hat stundenlang kontrolliert, ob alle Herdknöpfe in der richtigen Stellung stehen und ob der Herd, obwohl das Kontrolllicht aus war - auch tatsächlich aus war und nicht nur die Lampe kaputt war. Er hatte immer Angst, das Haus könne brennen. Als wir in seiner Studentenzeit 2 separate Wohnungen hatten, fand ich das noch lustig. Ich bin dann schon mal, nachdem ich bei ihm im Studi-Wohnheim war, runter gegangen und habe mir ein Eis geholt und habe witzig dahergesagt: "Ich hol mir in der Zeit ein Eis, während du FORT KNOX sicherst!!" Aber in der Zeit des Zusammenlebens war es für mich total schwer. Das Schlimmste war für mich meine Schwiegermutter (von der hat er diesen Putzfimmel nämlich), die mich dann immer noch als Schlampe titulierte und als faule Kuh - dabei habe ich 25 Wochenstunden in einer Kanzlei gearbeitet, 120 m² Wohnfläche sauber halten müssen, mich um meinen Babymann gekümmert (das war das Wichtigste!) und Heimwerkerarbeiten, einkaufen etc. war auch noch mein Job. Mit dem Auto würde er nie in Urlaub fahren - es könnten ja Kratzer dran kommen - ich finde es einfach nur total kompliziert. Daher hatte ich ja schon die Scheidung eingereicht, habe dann aber gemerkt - als ich einen neuen Mann kennenlernte, daß ich immer noch meinen Mann liebe und ich habe es meinem Mann dann auch gesagt und ich wußte, daß es bei ihm auch so ist, aber ich verstehe nicht, warum ihm dann das Glück des Kleinen und mein Glück bzw. unsere Gefühle im Allgemeinen so wenig wert ist? Mein Mann braucht auch anscheinend keine Freunde, daher fällt es ihm auch nicht so schwer, er hockt da unten, knapp 100 km von hier weg, immer nur im Büro und geht danach joggen und dann wieder arbeiten. Sein Tagesablauf ist immer der Gleiche - arbeiten, joggen, fernsehen oder arbeiten, evtl. mal ab und zu kein Fachbuch lesen sondern einen spannenden Roman von Dan Brown - am Wochenende uns besuchen - mehr geht nicht! Er hat einen Teil seiner Verwandtschaft da unten und sonst hat er keine Freunde, keine Kollegen, mit denen er was unternimmt und er ist knapp über 30. Er ist doch noch nicht tot! Ich wäre schon längst vereinsamt ohne meine Freunde, die für mich wie eine Familie sind. Mir sind andere Menschen wichtig und ich bin ihnen auch wichtig, sie drücken mich, wenn es mir schlecht geht, sie schimpfen mit mir und waschen mir den Kopf, wenn ich Mist mache - das braucht doch jeder Mensch irgendwo. Mein Mann ist nur ein Eigenbrödler und köchelt seine eigene Suppe. Ich habe mal irgendwann zu ihm gesagt, dass er mal vereinsamt, wenn es seine Eltern nicht mehr gibt. Er sagt immer, der Kleine und ich wären seine Familie, er würde alles für uns geben. Aber seine Aussagen am TElefon haben mich am Wochenende so geschockt.

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