Lieber Hr. Dr. Paulus,
die Halbwertszeit von Tramadol beträgt ja 6 Stunden,wonach nach etwa 30 Stunden der Wirkstoff aus dem Organismus heraus sein dürfte. Gilt dies auch wenn man an drei aufeinander folgenden Tagen jeweils 100 Gramm eingenommen hat? Also gilt diese Halbwertszeit nach der letzten Einnahme oder wird diese durch mehrtägige Einnahme verlängert? Gilt der Zeitraum von drei Tagen grundsätzlich noch als kurzfristige Einnahme oder würden Sie hier schon empfehlen,die Einnahme von Tramadol wahrend des Stillens zu unterbrechen?
Herzliche Grüße
von
Annielein85
am 19.02.2021, 14:30
Antwort auf:
Tramadol
Tramadol und der aktive Metabolit O-Desmethyltramadol gehen nur in geringen Mengen in die Muttermilch über (Meyer et al 1997, Ilett et al 2008). Diese Mengen scheinen den Säugling nicht zu beeinträchtigen.
In einer Studie wurde drei Milchproben von 75 Müttern am Tag 2 bis 4 nach Geburt jeweils über 6 Stunden nach Einnahme von 100 mg Tramadol analysiert. Der Säugling würde dadurch täglich ca. 112 bzw. 30 µg/kg aufnehmen. Dies entspräche gewichtsbezogen 2,24% der mütterlichen Dosis von Tramadol bzw. 0,64% des Metaboliten O-Desmethyltramadol. Damit erhielte der Säugling ca. 3% einer typischen intravenösen Neugeborenendosis (Allegaert et al 2011).
In Abhängigkeit von der Metabolisierungsleistung würde der Säugling nach einer neueren Auswertung zwischen 2,16 und 2,60% einer Neugeborenendosis von Tramadol bzw. zwischen 0,93 und 0,47% seines Metaboliten aufnehmen (Salman et al 2011).
Eine Beeinträchtigung des Säuglings wäre zumindest bei vorübergehender Behandlung in moderaten Dosen nicht zu befürchten. Allerdings sollte bei hochdosierter Langzeitanwendung beim Säugling auf mögliche Symptome wie Schläfrigkeit, Trinkschwäche oder Ateminsuffizienz geachtet werden.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 19.02.2021