Ich leide sehr stark unter allergischem Asthma. Da ich mich im Anfangsstadium der Schwangerschaft befinde, weiß ich nicht, welche Medikamente ich einnehmen kann. Mir geht es sehr schlecht. Meine Augen sind angeschwollen, meine Nase läuft, mir ist schwindelig und ich habe Atembeschwerden.Was kann ich machen?
Mitglied inaktiv - 24.03.2006, 10:12
Antwort auf:
Heuschnupfen und Schwangerschaft
Cromoglicinsäure vermindert die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen, so dass es sich nicht nur zur Prävention allergischer Beschwerden der Bronchien, sondern auch der Nase, der Augen und des Darmes eignet. Nach langjähriger Erfahrung wurden keine embryotoxischen Effekte beobachtet. Cromoglicinsäure gilt als unproblematisch in allen Phasen der Schwangerschaft.
Unter den Antihistaminika finden sich keine nachweislich fruchtschädigenden Substanzen. Allerdings liegen bei vielen neueren Präparaten lediglich größere Erfahrungen aus Tierversuchen vor.
Nach langjähriger Anwendung ergaben sich keine Anhaltspunkte für Teratogenität bei Brompheniramin, Chlorphenamin, Chlorphenoxamin, Clemastin, Dexchlorpheniramin, Dimetinden, Diphenhydramin, Hydroxyzin und Pheniramin. Da die älteren Wirkstoffe häufig sedierende Effekte besitzen, ist bei Langzeitbehandlung bis zur Geburt auf Schlaffheit und Entzugssymptome (Diarrhoe, Zittrigkeit) zu achten.
Von den neueren Antihistaminika liegen für die Schwangerschaft noch größere Erfahrungen für Terfenadin (bzw. das Derivat Fexofenadin) vor. Da es sich bei Fexofenadin um den aktiven Metaboliten von Terfenadin handelt, muss man hier ähnliche Effekte wie bei Terfenadin annehmen. Unter 1034 Schwangeren, die ein Rezept für Terfenadin erhalten hatten, zeigte sich kein signifikanter Anstieg von Fehlbildungen (Schatz & Petitti 1997).
Das bekannte Antiemetikum Meclozin, das häufig bei Hyperemesis gravidarum eingesetzt wird, ist auch als Antihistaminikum wirksam. Das Collaborative Perinatal Project stellte bei 1.014 Schwangeren nach Anwendung von Meclozin im I.Trimenon keine Häufung kongenitaler Anomalien fest (Heinonen et al 1977). In einer anderen Studie mit 613 Schwangeren wurde nach Medikation mit Meclozin im I.Trimenon ebenfalls keine Zunahme von Fehlbildungen beschrieben (Milkovich & van den Berg 1976).
Auf der Grundlage eines schwedischen Geburtsregisters wurde der Verdacht geäußert, dass Loratadin bzw. Desloratadin zu einer Zunahme von Hypospadien (Harnröhrenfehlmündungen) führt: Unter 2.780 Fällen mit Einnahme von Loratadin in der Schwangerschaft wiesen 15 Kinder Hypospadien auf, etwa dreimal soviel wie erwartet (Källén & Otterblad Olausson 2001).
Falls die lokale Anwendung von Cromoglicinsäure nicht ausreicht, wäre auch der Einsatz von Loratadin oder Fexofenadin – insbesondere nach Abschluss des ersten Schwangerschaftsdrittels akzeptabel.
Auch die Anwendung glukokortikoidhaltiger Nasensprays (z. B. mit Mometason oder Budesonid) wären vertretbar.
Die systemische Verfügbarkeit von Mometasonfuroat (z. B. Nasonex Nasenspray) in der Darreichungsform des wässrigen Nasensprays ist vernachlässigbar (< 0,1 %). Mometasonfuroat ist trotz Verwendung einer empfindlichen Gehaltsbestimmung mit einer unteren Bestimmungsgrenze von 50 pg/ml im allgemeinen nicht im Plasma nachweisbar.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 29.03.2006