
Ich erlebe immer wieder, dass werdende Mütter erzählen, du hätten Angst oder sogar Panik vor der Geburt.
Wenn ich nachfrage warum, kommen meistens die gleichen Antworten: Du hast entweder zu viel im Internet gelesen, dir Geburtsvideos angeschaut oder wilde Geburtsgeschichten erzählt bekommen.
Natürlich ist es sinnvoll, dass du dich ein wenig auf die Geburt vorbereitest, zum Beispiel etwas dazu liest. Wichtig ist dabei aber, dass dieses Wissen dich stärkt und neugierig macht. Ideal ist es, wenn andere Frauen ihre guten Erfahrungen mit dir teilen. Leider ist das oft nicht so - und die bis dahin vollkommen glückliche Schwangere macht sich plötzlich große Sorgen.
Mein Tipp lautet: Lass dich nicht verunsichern und blocke ab, was negative Gedanken heraufbeschwört. Jede Geburt ist anders - das berichten auch Frauen, die bereits mehrere Kinder haben. Sogar wir Hebammen erleben jede Geburt neu. Denn jede Frau ist ein Individuum mit eigenen Empfindlichkeiten, eigenem Schmerzempfinden und jeweils ganz persönlicher Lebenssituation.
Geburtsvideos anderer Leute anschauen? Lieber nicht!
Schau daher besser keine Geburtsvideos. Sie zeigen nie die Geburt, die du selbst erleben wirst, sondern die Geburtserlebnisse einer bestimmten Frau. Außerdem macht es einen großen Unterschied, ob du einer Geburt zusiehst oder sie selber als Aktive erlebst. Zum Thema Internet auch noch der Hinweis: Die vielen Frauen, die eine gute und schöne Geburt erlebt haben, schreiben leider eher selten darüber. Du wirst also eher eine Negativauswahl an Geburtsgeschichten zu lesen bekommen, die das Bild verzerrt.
"Wenn du wüsstest, was ich damals ..."
Will dir jemand belastende Geburtsgeschichten erzählen, brich das Gespräch gleich ab. Das ist nicht unhöflich, sondern sinnvoller Eigenschutz! Vielleicht trifft dich das Erzählte zwar in diesem Moment gar nicht so sehr. Aber meistens erleben die Frauen, dass sie sich abends oder in der Nacht dann doch Gedanken über das Gehörte machen. Der Gesprächsstopp gilt auch für Erzählungen der eigenen (Schwieger-)Mutter: Ja, "früher war alles anders". Die Kreißsäle sehen heute völlig anders aus, viele neue Methoden und Erfahrungen fließen in die Geburtsbegleitung mit ein. Gleichzeitig greifen wir manche Dinge von früher wieder auf, da sie als hilfreich empfunden werden. Wie zum Beispiel der Einlauf.
Das Gespräch mit einer Fachfrau tut gut
Solltest du Angst vor der Geburt haben, hilft es, mit einer Fachfrau zu reden. Am besten suchst du dir eine Hebamme, die dich ergänzend zur ärztlichen Vorsorge in der Schwangerschaft begleitet. Das trägt die Krankenkasse. Auf jeden Fall sinnvoll ist auch ein Geburtsvorbereitungskurs.
Meiner Erfahrung nach ist es schön und hilfreich, wenn die werdenden Eltern der Geburt mit Respekt und Neugierde entgegensehen können. Sie ist jedes mal ein Wunder, an dessen Ende ein neuer kleiner Mensch steht. Darauf darfst du dich freuen. Du darfst neugierig darauf sein, wie dein Kind wohl ausschaut, wem es ähnlich sieht. Und darauf, wie du selbst oder ihr beide als Paar die Geburt und den Start in einen neuen Lebensabschnitt gestalten werdet.