Frage: Wie ißt unsere Tochter besser?

Hallo Frau Neumann, Unsere Tochter ist 14 Monate alt. Wir haben die Breiphase komplett übersprungen da sie Brei nicht wirklich mochte. Mehr als ab und an etwas Obst Getreidebrei war nicht möglich. Irgendwann hab ich es aufgegeben und direkt mit dem Familienessen angefangen. Leider gestaltet sich das Ganze auch sehr schwierig. Sie möchte nur kurz sitzen bleiben. Dann mag sie wieder aufstehen, auf dem Schoß füttern funktioniert gar nicht. Daraus wird die ganze Zeit ein hoch und runter Spiel. Insgesamt haben wir das Gefühl, dass sie kein Interesse an essen hat. Sie möchte den ganzen Tag nur spielen. Auch mit anderen Kindern am Tisch interessiert sie sich gar nicht dafür und spielt einfach weiter. Ansonsten stille ich noch viel, auch hierbei hat sie kaum Geduld. Ein paar schlucke und schon möchte sie wieder runter weiter spielen. Auch was die Essensauswahl angeht ist sie sehr wählerisch. Das Einzige was sie verlässlich ißt, sind Wurst, Nudeln, erdbeerjoghurt und sesamstangen. Aber auch nicht in großen Mengen. Ab und an mal ein paar Stückchen Banane, etwas Ei, Mozzarella und Quetschies. Leider bin ich über die essensauswahl gar nicht glücklich. Brot und Gemüse wird sofort wieder ausgespuckt. Suppe ging bisher auch nicht, außer Linsensuppe mit Würstchen. Ich renne ihr mittlerweile mit dem Essen schon hinterher, was ich eigentlich nicht für gut empfinde, da ich Angst vorm stolpern und verschlucken habe. Wir haben jetzt schon versucht sie mit Besteck auszustatten dabei ist sie etwas konzentriert und vergisst manchmal das sie aufstehen möchte. Aber viel landet trotzdem nicht im Bauch. Wir versuchen trotzdem entspannt beim Essen zu bleiben, was natürlich schwer fällt. Wir haben das Gefühl, dass sie nicht nach Geschmack sondern nach Konsistenz entscheidet. Nudeln, Wurst, Ei und Mozzarella gehen da ja in die ähnliche Richtung. Wir sind wirklich ratlos. Weiß nicht was ich ihr noch geben soll und wie wir sie wenigstens eine zeitlang zum sitzen bleiben animieren können. Ich muss bald wieder arbeiten. Bis dahin muss sie etwas besser essen. Haben Sie einen Rat? Vg jauke

von Jauke am 22.04.2019, 12:49



Antwort auf: Wie ißt unsere Tochter besser?

Hallo Jauke eure Beikostgeschichte erscheint auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich. Eure 14 Monate alte (gesunde) Tochter wird nach Bedarf gestillt und isst Beikost. Sie isst nur nicht so, wie du dir das vorstellst. Sie isst am liebsten kleine Mengen und bevorzugt bestimmte Konsistenzen. Das Essen klappt sogar schon mit Besteck und zusätzlich erhält deine Tochter die Möglichkeit ihren Hunger und Durst nach Bedarf zu stillen. Deine Sorge ist nun, dass deine Tochter bisher noch keine guten Essgewohnheiten entwickelt hat, am liebsten nur bestimmte Speisen isst und bei Tisch kaum Zeit und Interesse zu haben scheint, um ausgiebig zu speisen. Ganz besondere Sorgen bereitet dir der Gedanke an den Zeitpunkt ab dem du wieder arbeiten gehst und deine Tochter nicht mehr (so häufig) stillen kannst. Möglicherweise wird es genau anders herum laufen und deine Tochter wird ab diesem Zeitpunkt besser, d.h. mehr nach deinen Vorstellungen essen. Denn deine gesunde Tochter wird dadurch vielleicht die Möglichkeit haben sich dem Essen mehr zuzuwenden, weil sie mehr Hunger (durch Stillpausen) entwickeln kann. Versuche doch schon jetzt mehr Rhythmen und Routine in euren Tagesablauf zu packen, stille ggf seltener und lass deine Tochter mehr Hunger entwickeln. Hunger ist der Antrieb zum Essen. Wenn deine Tochter merkt, dass das vor ihr liegende Essen eine Wirkung erzielt, nämlich satt und zufrieden macht, dann wird sie mehr Interesse und Neugier für#s Essen und nachfolgend mehr Appetit entwickeln. Sieh Essen als eine Art ganzheitliches Lernen. Lass sie beiTisch, lass sie mit dem Essen spielen. ichte ihre Teller hübsch an. Lass sie Essen mit allen Sinnen erfahren. Dein Kind kann sich somit immer besser in eure Tischgemeinschaft integrieren. Deine (gesunde) Tochter wird stets immer nur soviel essen und trinken (in 24h) wie sie zum Satt- und Zufriedensein benötigt. Wenn sich deine Tochter immer wieder zwischendurch mit Mumi satt trinken kann, fehlt ihr der Anreiz um größere Mengen bei Tisch routinemäßig mitzuessen. Essen werden Kinder immer nur das, was ihnen schmeckt. Es schmeckt, wenn sie es bereits kennen, kennen lernen konnten. Selten trifft etwas Neues sofort den Geschmack. Neue Speisen werden meist nur in kleinen Happen angenommen. Um Neues zu akzeptieren braucht es mitunter bis zu 10 kleinerer Kontakte - freiwillig, ausgiebig mit allen Sinnen erlebt und am besten selbständig. Siehe auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Kind-1-Jahr-isst-immer-noch-fast-nur-Brei_46797.htm. Was ihnen spontan und auf Anhieb schmeckt wenn sie etwas Neues probieren, das liegt zum einen in der Genetik und zum anderen an der Prägung durch Fruchtwasser und Mumi, u.a.. Genetisch angepasst sind sie vor allem an den Geschmackseindruck süß aber auch andere charakteristischen Merkmale wie bspw weiche, leicht fettige Speisen. Damit Kinder lernen verschiedene Konsistenzen und Partikelgrößen im Mundraum zu akzeptieren, müssen sie sich langsam, am besten in ihrem eigenen Tempo, an die neuen Eindrücke gewöhnen. Ab jetzt wird das gemeinsame Essen bei Tisch sicher besser verlaufen, oder was meinst du? Eines möchte ich noch kurz anfügen; bei Tisch braucht deine Tochter einen guten und festen Sitz (Halt) in ihrem Hochstuhl und die Füße müssen einen Kontakt zu einer Unterlage haben. Der Abstand zwischen Stuhl und Tisch sollte ebenfalls gut passen. Nur so kann deine Tochter sich auch wirklich gut und ausdauernd mit dem Essen beschäftigen. Auch wenn sie nicht viel isst - wichtig ist dass sie isst und dass sie sich an Vielfalt gewöhnen kann. Wichtig ist das ausgiebige Kennenlernen eurer/unserer Esskultur und zwar mit allen Sinnen. Je mehr Hunger deine Tochter hat, je mehr Speisen deine Tochter im Lauf der Zeit kennenlernen und mögenlernen wird, desto mehr kann und wird sie bei Tisch mitessen. Die Mengen können phasenweise mehr oder weniger stark variieren. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 23.04.2019