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Kinderwunsch gefährdet durch Behinderung

Thema: Kinderwunsch gefährdet durch Behinderung

Ja guten Morgen zusammen. Ich bin jetzt seit knapp 4 1/2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Es läuft super - wir sind sogar anfang des Jahres zusammen in eine Wohnung gezogen und sind immernoch glücklich miteinander. Naja wie komme ich jetzt am besten auf das in der Überschrift angebrochene Thema? Mein Freund ist körperlich behindert - Exostosen. Das sind quasi Knochenwucherungen. D.h. an seinen Knochen wachsen weitere "Knochen". Eigentlich erstmal nicht sooo dramatisch. Es könnte jedoch auch mal dazu kommen, dass einer dieser "Knochen" einen Nerv trifft (Folgen wären dann im schlimmsten Fall eine Querschnittslähmung). In seiner Flexibilität ist er ebenfalls eingeschränkt, durch diese Knochenwucherungen. Außer das seine Arme kürzer sind, als sie sein sollten ist sonst nichts. Er kommt super im Leben klar, hat einen tollen Job und wenn man nicht weiss, dass er diese Behinderung hat, sieht man das auch nicht so. Über diese Krankheit ist bisher nicht viel bekannt, weil das kaum einer hat, deswegen gibt es auch kein "Mittel" dagegen. Dummerweise ist diese Krankheit eine Erbkrankheit (sie wird auf jedenfall weitergegeben). Mein Freund wurde früher oft gehänselt und geärgert wegen der Exostosen. Sein Elternhaus ist leider ebenfalls nicht das beste (d.h. sein Vater verließ die Familie / Mutter + Schwester, als er 13 war.) Ab da an wurds dann auch nicht grade schöner. Nunja, nun geht's ihm aber gut, meine Eltern sind superlieb zu ihm und nennen ihn sogar schon Schwiegersohn. Er und ich haben schon über das Thema Kinder geredet. Anfangs meinte er, er wolle kein Kind wegen der Krankheit, es könne ja höchstwahrscheinlich so sein, dass dies auch gehänselt wird. Immer wenn ich das Thema "Kinder kriegen" anspreche, kommt er mir irgendwie genervt vor. (ich spreche ihn kaum darauf an) Also glaube ich langsam, dass ich wohl mit ihm keine Kinder bekommen kann. Ich möchte kein adoptieren und auch keine künstliche Befruchtung, denn ich liebe meinen Partner so sehr, dass ich nur von ihm ein Kind haben wollen würde, klingt für manche sicher blöd, ich weiss. Ich weiss eigentlich nicht, warum ich das so hier hin schreibe. Vielleicht hat ja jemand auch Tips etc. für mich? Ich würde mich auf jedenfall darüber freuen.

von kiminokashi-chan am 23.08.2013, 10:38



Antwort auf Beitrag von kiminokashi-chan

Hallo kimi, schwieriges Dilemma, in dem du da steckst. Ich würde dir einfach mal sagen, was meine sofortigen Gedanken waren, als ich das las - ich bin allerdings in erster Linie jemand, der sehr wissenschaftlich und pragmatisch denkt. Mein erster Gedanke war: Fremdsperma - Problem gelöst. Auch nach längerer Überlegung denke ich, dass das für euch letztendlich die beste Lösung sei. Ich weiß nicht, wie alt du bist und wie alt er ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr, wenn ihr euch beide dauerhaft gegen ein Kind entscheidet, damit zeit eures Lebens unglücklich sein werdet. Man muss sich dabei vor Augen halten: Irgendwann ist es zu spät, ein Kind zu bekommen und wenn man sich dann noch umentscheidet, dann kann es sein, dass man in ein so tiefes Loch fällt, weil es ganz einfach nicht mehr umsetzbar ist, dass man daran zugrunde geht. Natürlich ist das fremdes Sperma von einem fremden Mann. Aber ich sehe nicht, warum das in eurem Fall oder in irgendeinem anderen Fall, bei dem der Partner als Spender nicht in Frage kommt, von Belang ist. Da kommt wieder der Logiker durch. WENN ihr ein Kind wollt - was spielt die DNA für eine Rolle? Ich denke, dass die Tatsache, dass es wenigstens in dir heranwächst und es durch eine KiWu-Klinik (und nicht durch fremdgehen o.ä.) entsteht, viel ausschlaggebender ist. Es ist doch trotzdem euer Baby. Und das wollt ihr nicht, nur weil ein paar Aminosäuren in seiner DNA nicht zum Papa passen? Ein Kind braucht euch, eure Liebe, eure Anwesenheit, eure Gesichter, eure Wärme, eure Nähe, eure Erziehung - es braucht nicht eure DNA. Eure Lösung ist, sofern ihr beide ein Kind wollt, so einfach, dass man danach greifen kann. Natürlich ist es eure Sache, aber ich halte es persönlich für falsch und auch für eure seelische Zukunft nicht für gut, sich nur aufgrund des differierenden Erbguts sich gegen ein Kind zu entscheiden. Es ist hingegen die richtige Entscheidung, dass dein Partner dafür nicht sein eigenes Erbgut verwenden will, um das Kind zu schützen. Das ist eine sehr weise, verantwortungsbewusste und vorausschauende Entscheidung. Es ist hingegen keine weise, verantwortungsbewusste und vorausschauende Entscheidung, sich nur wegen anderer DNA gegen DEN Urinstinkt eines jeden Lebewesens zu entscheiden - nämlich die Fortpflanzung. Das ist - gegen jede Logik, gegen jeden Instinkt, gegen jeden Lebenstrieb. Du wirst diese Entscheidung irgendwann bereuen. Und dann hast du keine Möglichkeit mehr, es noch zu ändern. Aus diesem Grund und weil insbesondere dich (bei deinem Partner weiß ich ja nicht, wie stark dessen KiWu ausgeprägt ist/sein wird) das zerstören wird, rate ich davon ab, sich an dieser "das Sperma kam nicht von meinem mann und das ist ein Problem für mich"-Sache nicht festzuhalten sondern davon Abstand zu nehmen. Es ist nur Sperma. Es ist nur Eiweiß. Es ist nur die reine DNA. Deswegen seid IHR doch trotzdem die Eltern - und das ist das absolut Wichtigste! Für mich persönlich wäre die Entscheidung sonnenklar. Ich will mit meinem Partner ein Kind. Wenn ich nicht unfruchtbar bin, er aber schon oder aber er eine Krankheit hat, die nach Abwägung unzumutbar ist für ein Kind (so wie eure), würden wir uns selbstverständlich ohne zu zögern für Fremdsperma entscheiden. Denn wir wollen Kinder. Alles andere ist nicht von Belang. Ich würde mir ja auch, wäre das legal, wenn ich selbst keine Eizellen produzieren könnte o.Ä., eine fremde Eizelle einpflanzen lassen, die per Labor mit dem Sperma meines Mannes befruchtet wurde. Wir können uns die Situation nicht vorstellen? Glaub mir, das können wir...

Mitglied inaktiv - 23.08.2013, 10:57



Antwort auf Beitrag von kiminokashi-chan

Ich rate davon ab sich daran festzuhalten, meine ich natürlich.

Mitglied inaktiv - 23.08.2013, 10:59



Antwort auf Beitrag von kiminokashi-chan

Du schreibst ja, dass die Erkrankung erblich sei, allerdings nicht, auf welchem Weg (dominant / rezessiv, ggfs. geschlechtsspezifisch etc.). Auch wenn die Krankheit wie Du schreibst, eher wenig bekannt ist, so könnte es doch bereits (ggfs. international) Erkenntnisse dazu geben. Ich würde mich auf jeden Fall mal für eine humangenetische Beratung anmelden. Mit so einer Anfrage dürftest Du bei einer KiWu-Klinik richtig sein. Wenn sie es nicht selbst anbietet, kann sie Euch sicher Adressen in Eurer Nähe benennen. Diese Beratung gehört auch zum vorgeschriebenen Leistungskatalog jeder gesetzlichen Krankenkasse, sprich: wird bezahlt. Mit dem Problem einer Erbkrankheit steht ihr ja nicht allein und es ist natürlich eine wichtige Grundlage der Entscheidung für / gegen leibliche Kinder, wie groß das Risiko einer Weitergabe ist. Sofern Dein Freund also zeugungsfähig ist (Spermiogramm), dann bestünde - je nach Art des Erbganges - möglicherweise durchaus eine Basis für Eure Entscheidung, dennoch gemeinsame Kinder zu bekommen, weil möglicherweise das Risiko geringer ist, als ihr beide befürchtet. Auch ohne bekannte Erbkrankheit gibt´s Baby´s nicht mit Garantieschein, sondern eine Mutation oder eben unbekannte Erbkrankheit kann zu Krankheiten führen. - ...ohne entsprechende Beratung wisst ihr aber nicht, wie hoch das Risiko zur Weitergabe dieser bekannten Krankheit ist und beraubt Euch so vielleicht der Chance auf eine durchaus günstige Prognose.

von 74Anja am 23.08.2013, 22:14