Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von Sabse70 am 17.10.2004, 23:54 Uhr

Down-Syndrom - Spannbreite sehr groß!

Hallo Sabine,

auch ich habe die Diskussion um Simones Abtreibung verfolgt und war tief schockiert über die Anfeindungen und Vorwürfe, die ihr aufgrund ihres Entschlusses entgegen geschleudert wurden.
In den USA werden Abtreibungskliniken mittlerweile von katholischen Fundamentalisten belagert und Ärzte, die Abtreibungen vornehmen mit dem Tode bedroht... Einer wurde bereits erschossen. Angesichts einiger Beiträge bezüglich Simones Entschluss, das Kind nicht zu behalten, habe ich mich gefragt, ob wir hier in Deutschland auch bald wieder soweit sind...
Was das Down-Syndrom anbelangt: Ich weiß von zwei DS-Kindern, die im Kindesalter verstorben sind. Beide wurden keine fünf Jahre alt... In unserer alten KG-Praxis, wo ich mit meinem Sohn zur Therapie war, war auch ein sechsjähriger Junge mit Down-Syndrom: Er konnte weder laufen, noch sprechen, war autistisch (!) und hatte starke Autoaggressionen.
Außerdem kenne ich einen jungen Mann mit DS, der immer noch Windeln trägt und kaum sprechen kann.
Leider werden solche Fälle bei der DS-Diskussion immer gerne ausgeblendet.
Noch in den 60er Jahren galten DS-Kinder als Kinder, die "im Suff gezeugt wurden". Sie wurden von den Eltern versteckt, oft in Heimen untergerbacht. Es gab keinerlei Förderung - DS-Kinder galten als "hochgradig schwachsinng", egal wie fit sie körperlich und geistig waren.
Was für eine schreckliche Zeit! Niemand wünscht sie sich zurück - ich auch nicht!
Mittlerweile scheinen wir aber in das andere Extrem zu fallen. Das Down-Syndrom wird von Eltern, die ein fittes DS-Kind haben, oft verharmlost und es wird dann gern behauptet, dass Kinder mit DS generell nur eine "Lernbehinderung" hätten.
Das ist so nicht richtig, sondern gefährlich falsch! Ebenso ist es von Ärzten falsch zu behaupten, DS-Kinder seien IMMER schwer geistig und körperlich behindert. Richtig ist, dass die Spannbreite dieser Behinderung sehr, sehr groß ist und kein Arzt einer betroffenen Mutter sagen kann, ob und mit welchen Folgebehinderungen bei ihrem Kind zu rechnen ist.
Die Entscheidung, ob Abbruch oder nicht, liegt allein in der Hand der Eltern, insbesondere der Mutter. Diese Entscheidung gilt es zu akzeptieren. Für Simone ist es sicher eine schreckliche Entscheidung, die ihr das Schicksal aufgezwungen hat. Und ganz sicher hat sie sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Was sie jetzt braucht, ist Trost und Zuspruch und ganz sicher keine Beschuldigungen, die dann auch teilweise noch von Leuten kommen, die selbst normal entwickelte, gesunde Kinder haben und nicht den Hauch einer Ahnung davon, wie es ist, Mutter und/oder Vater eines geistig behinderten Kindes zu sein.
Ich frage solche Frauen dann immer gerne, ob sie sicher sind, dass ihre Partnerschaft oder Ehe ein behindertes Kind ausgehalten hätte. 75 % aller Ehen, aus denen ein behindertes Kind hervorgeht, gehen nämlich in die Brüche (Quelle: Stat. Bundesamt). Viele Frauen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die alle normal entwickelte Kinder haben, haben mir freimütig und im Brustton der Überzeugung erklärt, dass ihre Ehe ein behindertes Kind nicht ausgehalten hätte.
Mir schien auch, dass Simone und ihr Mann sich vorher schon intensiv mit dem Down-Syndrom auseinandergesetzt haben. Das hatte sie auch in ihrem Beitrag geschrieben. Die meisten Frauen wollen nun mal nicht bewusst ein behindertes Kind bekommen. Viele wollen ja auch gar keine Entscheidung treffen müssen und lassen deshalb keinerlei Untersuchungen in dieser Richtung machen. So hat jeder seine Weise, mit der DS-Problematik umzugehen. Es ist doch gut, dass es heutzutage Möglichkeiten gibt, eine für sich und seine Familie gute Lösung zu finden. Wie die dann aussieht, bleibt nun mal jedem selbst überlassen.

Gruß,
Sabse

 
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