Ich hatte vor knapp 1 1/2 Jahren - überraschend - eine Geburt per Kaiserschnitt. Mein Frauenarzt hat vorab keine Berechnungen über die Größe des Kindes angestellt. Bei Kontrolltermin 5 Tage über EGT wurde dies im KH gemacht und ein Geburtsgewicht von 4,5 kg +- 0,5 geschätzt. Daraufhin wurde mein Geburtskanal als zu klein beurteilt und mir zur Sectio geraten. Der Gynäkologe hat einerseits aufgrund der "Grübchen" am Becken hinten wie auch vaginal die Größe des inneren Beckens beurteilt und gemeint, er könne den hinteren Beckenknochen ertasten. Auf meine Frage, wie hoch die Chancen einer natürlichen Geburt seien, gab er an unter 20 %. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie etwas "Panik" hatten, weil mein Mann dabei war. Ich bin 1,60 cm und Anfrangsgewicht SS 54 kg, mein Mann knapp 1,90 und breitschultrig...
Auch nach der Geburt - 56 cm, 4,05 kg, glaublich Kopfumfang 37 od 38 cm, hat er gemeint, das wäre sich nie ausgegangen. Auf meine Frage, bis zu welchem Gewicht er dann meint dass eine Spontangeburt möglich wäre hat er gemeint, so bis 2,5 kg...
Ich bin jetzt wieder in der 12. SSW, und würde gerne wissen, ob vorab eine Möglichkeit besteht, die Größe des Geburtskanals "objektiv" zu beurteilen, und allenfalls dies zu berücksichtigen im Hinblick darauf, ob man ev. früher versucht, eine natürliche Geburt herbeizuführen bzw. um das Gefühl zu haben, falls wirklich ein Kaiserschnitt angezeigt ist, nicht dort einfach "überfahren" zu werden, sondern von dritter Seite zu hören.
Danke!
Mitglied inaktiv - 07.03.2011, 10:36
Antwort auf:
Kann man die Größe des Geburtskanals berechnen?
Liebe Claudia,
sprechen Sie mit Ihrer Hebamme.
Sie wird Ihr Becken vermessen und entweder bestätigen oder dementieren.
"Objektiv" kann man gar nicht beurteilen, weil immer Kind und Becken beurteilt werden müssen. Allerdings gibt es ein paar Maße, die eine Spontangeburt zumindest schwierig erscheinen lassen. Z.B. wenn die drei Beckenmaße (die, die mit dem Zirkel erhoben werden) nicht mindestens 3 cm Unterschied aufweisen oder die Michaelische Raute sehr platt ist.
Liebe GRüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 08.03.2011
Antwort auf:
Kann man die Größe des Geburtskanals berechnen?
Hallo,
fast dasselbe habe ich auch erlebt: Ich hatte einen ungeplanten KS wegen "zu engen" Beckens beim ersten Kind. Schon vor der Entbindung hatten mir meine eigene Ärztin und am Tag der Geburt auch die Klinikärzte gesagt, ich sei recht schmal gebaut und würde ja einen wahren Brocken von Kind erwarten, da sei die KS-Gefahr erhöht. Tja, und so kam es dann auch.
Ich habe dann aber später noch mit einem anderen Frauenarzt gesprochen, und hier ergab sich ein ganz anderes Bild. Davon wollte ich Dir erzählen, weil es vielleicht auch Dich betrifft. Er war jahrelang Oberarzt in einer Klinik und sagte: Viele Kaiserschnitte wegen "zu großen Kindes" und angeblich "zu engen" Beckens seien in Wahrheit vermeidbar. Leider würden viele Kollegen (wie auch bei Dir und bei mir geschehen) der Frau schon gegen Ende der Schwangerschaft suggerieren, dass sie Probleme bekommen werde wegen der Kindsgröße. Wenn eine Frau aber erstmal Angst hat, ihr Becken könnte zu eng sein, dann steigt allein durch diese Erwartung die KS-Quote. Denn eine Geburt braucht Mut und Zuversicht von einer Frau.
Witzigerweise hat dieser Oberarzt des öfteren Frauen zu einer Spontangeburt verholfen, die beim ersten Kind einen KS wegen "zu engen Beckens" hatten - und zwar, obwohl ihr Kind nochmal ein ganzes Pfund schwerer war als das erste.
Er sagte, wenn ein Kind sich optimal ins Becken eindreht (und auch dafür sollte die Frau zuversichtlich und entspannt sein), dann passen oft auch sehr schwere Kinder durch schmale Becken. Und wenn ein Kind sich mit seinem Kopf nicht optimal einstellt, brauchen auch Frauen mit "gebärfreudigem" breitem Becken und zierlichem Kind einen KS. Wenn man einer Frau aber vorher schon sagt: Also, klein ist Ihr Kind ja nicht gerade, hm..., dann verlässt sie der Mut - und dies ist die beste Voraussetzung für einen Geburtsstillstand mit KS. Dieser Arzt hat inzwischen eine eigene Praxis. Er gibt gegenüber den Frauen bewusst keine Gewichtsprognosen zum Baby ab. Sondern er sagt: "Ihr Kind passt sehr gut zu Ihrem Becken, es hat genau die richtige Größe für Sie!" Die KS-Quote seiner Patientinnen ist deutlich niedriger als regulär.
Beim zweiten Kind habe ich übrigens trotzdem mal meine Vorsorge-Hebamme das Becken ausmessen lassen. Dies geht mit einem zangenähnlichen Messgerät von außen, natürlich ergibt sich hieraus nur ein ungefährer Schätzwert. Früher hat man Frauen manchmal geröngt, um die innere Beckenöffnung auszumessen, dies macht man - zum Glück - heute nicht mehr. Schließlich ist so eine Röntgenaufnahme gerade im Bereich der Eierstöcke nicht gerade gesund, und natürlich erst recht ein "No go" in der SS. Meine Hebi meinte nach ihrer Messung nur: das passt schon. Leider begab sich mein Sohn in die recht seltene Querlage, was doch wieder einen KS nötig machte - aber das hatte nix mit meinem Becken zu tun.
An Deiner Stelle würde ich frohgemut davon ausgehen, dass Dein Kind durchpassen wird. Selbst, wenn dies nicht der Fall sein sollte - ein KS läuft Dir nicht weg, jede Geburtsklinik ist 24 Stunden am Tag in OP-Bereitschaft. Übrigens wegen Deiner Statur und der Deines Mannes: Meine Oma war eine winzige, dünne Person von 45 Kg Gewicht. Mein Opa war ein stattlicher, großer Mann. Sie hat drei Kinder von ihm spontan entbunden, eines davon sogar in Beckenendlage. Die Rechnung: schmale Frau-breiter Mann = KS funktioniert also so nicht.
LG
von
Hexhex
am 07.03.2011, 16:04