Kleinkindern Grenzen setzen - so geht es leichter

Kleinkindern Grenzen setzen - so geht es leichter

© Adobe Stock, lunamarina

Erwachsene sind heute von Kindern schnell genervt. Ganz normales kindliches Verhalten wie Wildsein, Schreien und Toben bekommt dann gleich das Etikett "ungezogen" oder wird als Hyperaktivität abgestempelt.

 Forsche, lebhafte und bewegungsfreudige Kinder gelten in unserer Gesellschaft häufig als Quertreiber. Kinder hingegen, die von Natur aus eher ruhig sind, werden anderen als Vorbild dargestellt. Das Problem liegt natürlich eher an der Gesellschaft als an den Kindern, doch das können wir natürlich schwerlich ändern. Wie also sollen Eltern am besten damit umgehen? Wo liegen die Grenzen zwischen lebendigem und ungezogenem Verhalten? Und wann braucht das Kind ein "Nein" - und wo kann man auch mal ein Auge zudrücken und großzügig darüber hinwegsehen?

Kinder brauchen Grenzen

Viele Eltern tun sich heute schwer, ihren Kindern wirklich etwas zu verbieten. Stattdessen argumentieren sie. Kinder brauchen jedoch feste Regeln, denn sie vermitteln ihnen Sicherheit. Das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis fast aller Studien und Erziehungsratgeber der letzten Jahre. Weder der autoritäre Erziehungsstil, den unsere Eltern und Großeltern noch erlebt haben, noch die anti-autoriäre Gegenbewegung der Siebzigerjahre sind dazu geeignet, Kinder wirklich glücklich zu machen. Setzt man einem Kind keinerlei Grenzen, fühlt es sich haltlos. Setzt man zu viele, kann es sich nicht frei entwickeln. Die Kunst ist, die Grenzen dort zusetzen, wo Sie es für nötig befinden.

Regeln aufstellen, wo es wirklich nötig ist

Die Grenzen sind für jeden anders und hängen von vielen individuellen Faktoren ab. Beispielsweise davon, wie alt das Kind ist, wie Ihre Wohnsituation ist, oder auch davon, wie Sie selber erzogen wurden. Alle diese Faktoren müssen Sie wohl oder übel gegeneinander abwägen und dann im Einzelfall eine Entscheidung treffen. In jedem Fall sind Verbote natürlich immer da sinnvoll, wo es um die Sicherheit Ihres Kindes geht. Leichter geht’s, wenn Sie sich vorher überlegen, welche Dinge für Sie ein absolutes "NoGo" sind und dann entsprechend reagieren und auch konsequent bleiben.

Erklären Sie Ihr "Nein"

Erklären Sie Ihrem Kind in altersgerechter Art, warum in dieser Situation ein "Nein" gilt. Ein Kleinkind kann noch nicht verstehen, dass Straßenverkehr Gefahr bedeutet. Wenn es sich mitten im Verkehrsgetümmel von Ihrer Hand losreißen will, kann das lebensbedrohlich sein. In diesem Fall müssen Sie klar und deutlich sagen "Bleib an meiner Hand, sonst kommst Du in den Kinderwagen" und eventuell auch Konsequenzen folgen lassen. Erklären Sie ihm, dass Autos gefährlich sind und ihm sehr weh tun können. Und lassen Sie es dann später im Park, wo keine Gefahr droht, auch mal alleine loslaufen.

Reagieren Sie angemessen

Viele Eltern dulden die Quengelei ihrer Kinder viel zu lang, bis ihnen schließlich der Kragen platzt und sie am Ende völlig überreagieren. Besser ist es, rechtzeitig, aber dafür ruhig und überlegt einzuschreiten, wenn Kinder mal wieder versuchen, ihre Grenzen auszutesten. Das ist auch wichtig, da das Kind die "Überreaktion" der Eltern nur sehr schwer einschätzen kann. Mamas Wutanfall kommt für Ihr Kind dann "aus heiterem Himmel" und verunsichert es.

Stresssituationen vorhersehen und vermeiden

Häufig kann man eine Eskalation bereits voraussehen und entsprechende Vorkehrungen treffen. Gerade kleine Kinder werden schnell quengelig, wenn sie müde oder hungrig oder gar beides sind.

Arztbesuche mit langen Wartezeiten, wichtige Telefonate oder Termine, in denen ein Kind ruhig sein muss, sollte man möglichst auf Zeiten legen, wenn es ausgeschlafen, satt und fit ist. Den klassischen Tobsuchtsanfall Ihres Dreijährigen vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt können Sie vielleicht vermeiden, wenn Sie ihm vorher eine Banane in die Hand drücken oder er nach dem Einkauf eine kleine Belohnung fürs Bravsein bekommt. Unruhige Zappelphilippe kann man auch erst mal eine Stunde auf den Spielplatz schicken, bevor sie beim Besuch der Oma stillsitzen müssen.

Das Wörtchen Nein sparsam gebrauchen

Reduzieren Sie Verbote auf die Gelegenheiten, wo es sein muss. Wenn Ihr Kind von morgens bis abends nur "Nein" von Ihnen hört, nutzt sich das Wort sehr schnell ab. Heben Sie sich strikte Verbote deshalb für die wichtigen Situationen auf. Überlegen Sie sich, ob es wirklich so schlimm ist, wenn Ihr Kind morgens mit einer knallblauen Strumpfhose zum rosa Röckchen in den Kindergarten geht. Um Streitereien zu vermeiden, können Sie ihm auch zwei mögliche Alternativen zur Wahl stellen (z.B. rote oder gelbe Hose). So zeigen Sie ihm, dass es ein Mitspracherecht hat und Sie seine Meinung respektieren.

Und noch ein kleiner Rat am Schluss: Positive Signale sind so viel wirksamer als negative! Das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene. Wenn Ihr Kind eine Anweisung brav befolgt hat oder sich richtig gut benommen hat, dann dürfen und sollen Sie es auch dafür loben.

Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gerne Sozialpädagogin Sylvia Ubbens in unserem Expertenforum Erziehung wenden.

Weitere Themen:

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.