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Erfahrung zum Thema Schule

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Erfahrung zum Thema Schule

rollmops79

Liebe Community, ich hab eine Frage zur weiterführenden Schule. Mein Sohn ist zwar erst in der 3.Klasse, dennoch beschäftigt uns das Thema jetzt schon. Unser Sohn leidet unter Migräne, ist deshalb beim Neurologen in Behandlung seit zwei Jahren. Er ist im Zuge der gesamten Behandlung auch getestet worden und ist nicht hochbegabt, aber grenzwertig dran. Sein soziales Umfeld gestaltet sich durch seine Interessen schwierig, er eckt oft an, wird als Spinner tituliert, ist anders als seine Klassenkameraden. Nun hat der Arzt angeraten, beim Schulwechsel ihn auf eine Schule mit Förderung für solche Kinder zu schicken. Ich habe Bedenken, ob da nicht viele Kinder sind, die wie er, sozial Schwierigkeiten haben und er es dadurch noch schwerer haben wird mit dem Leben klar zu kommen.Wisst ihr was ich meine? Ich will ihm aber auch nicht im Wege stehen. Habt einer von euch Erfahrungen mit solchen Schulen? Danke und liebe Grüße Rollmops


Spirit

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Ich habe keine Erfahrungen mit "solchen" Schulen und die Frage ist für uns auch noch weit weg, da erst 2. Klasse. Aber warum und vor allem von wem wird bitte ein 3.Klässler als Spinner tituliert? Finde ich ganz, ganz traurig. Bitte stärkt euer Kind und gebt ihm unbedingt das Gefühl, dass er so wie er ist großartig ist. Interessen hin oder her.


rollmops79

Antwort auf Beitrag von Spirit

Ja, leider hat er seit er in der Schule ist, massive Probleme. Wir versuchen an allen Ecken aufzufangen, ihm Selbstbewußtsein zu geben und ihm zu sagen, dass er toll ist, wie er ist. Aber Kinder können ganz schön fies sein, wenn sie Schwachpunkte erkennen. Im Kiga hat er diese Probleme nie gehabt, hatte einen soliden Freundeskreis, aber in der Schule ist alles schief gegangen. Jeder Dialog mit den Eltern der Kinder hat auch nicht viel geholfen, weil ihre Kinder ja ihrer Meinung nach eigentlich nett sind. Die Schule zu wechseln war ein Gedanke. Aber er wollte nicht. weil er meint in der neuen Schule wäre es ja dann genau so. Er wisse hier ja wenigstens von wem er sich fern halten muss.


drosera

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Hi, ich war (leider) nicht auf einer solchen Schule, aber auf Ferienfreizeiten zur (Hoch)Begabtenförderung. Und vereinzelt waren da auch Kinder dabei, die irgendwie am Leben scheiterten. Aber vor allem habe ich mich da endlich normal gefühlt, als träfe ich auf einmal auf Menschen wie mich. Und plötzlich war alles so leicht und einfach: beim Reden, beim Lachen, beim Erzählen von Hobbies. In der Schule war es eher Qual, nicht Auffallen, nicht von sich selbst erzählen. Ich habe da mal jemanden getroffen, der hat mit sich-selbst-ohrfeigen Melodien produziert. Er hat die Backen unterschiedlich stark aufgepustet, das bestimmte die Tonhöhe, und sich dann auf die Wangen geklatscht. Er bevorzugte aber eher kurze Lieder :-D Der war gut! Und ziemlich spinnert. Aber alle haben nur die Hingabe und Übung und Idee bewundert, da kam keine negative Reaktion.


Maca

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Huhu, Also grundsätzlich haben Hochbegabte nicht automatisch mehr soziale Probleme als normal oder überdurchschnittlich begabte Menschen. In einer Langzeitstudie unter der Leitung des Psychologen Detlef Rost kam man unter anderem zu diesem Schluss: https://de.wikipedia.org/wiki/Marburger_Hochbegabtenprojekt So ganz unbegründet ist deine Angst aber trotzdem nicht, weil ja eben genau die Kinder, die im Regelschulsystem leiden, dieses irgendwann verlassen und daher überproportional in Spezialschulen vertreten sind. Jedes Kind ist unterschiedlich und das gilt auch für kleine Einsteins. Die meisten begabten und sehr begabten Kinder durchlaufen als Hochleister normale Schulen und fallen gar nicht immer so besonders auf. Die Begabung an sich ist erstmal nur ein Wettbewerbsvorteil und wird erst zum Problem in Verbindung mit bestimmten Charktereigenschaften, einem sehr unpassenden und leistungsunwillgen Lernumfeld, Begleiststörungen ( autistische Züge, Aufmerksamkeitsdefizit u.a. ), Hypersensibilität, asynchrone Entwicklung ( z.b. wenn emotionlae und soziale Entwicklung sehr auseinander driften) und vielem anderen. WENN das so ist, kann ich dir nur dringend raten, die Empfehlung eures Kinderarztes nicht ganz zu ignorieren. Schaut euch beizeiten wenigstens Alternativschulen an. LG


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Maca

Diesem Beitrag kann ich mich nur anschließen. Wir kennen viele Kinder, die auf eine HB-Schule gehen. So wie Maca schreibt, die Hochleister-Kinder fühlen sich dort wohl, fliegen durch die Schule im Aufwind der anderen Schüler und der engagierten Lehrer. Aber. Der Großteil der Schüler dort (zumindest derer, die ich kenne und auch aus Erzählungen der Eltern und Lehrer ) hat zusätzliche Diagnosen und oder Charaktereigenschaften, die ihnen das Leben an der Schule nicht gerade erleichtern. Die Klassen sind zwar kleiner, können die ganzen Individualisten aber nicht immer auffangen. Meine großen Zwei wurden auch angesprochen (der Große wie bei Dir getestet, die Kleine eigentlich sogar noch fitter) . Beide wollten aber lieber mit Freunden bzw bekannten Gesichtern in ein normales Gym, auch da die andere Schule örtlich eine andere Ecke ist . Beim Großen hab ich es teilweise bereut, ein Versuch wäre es Wert gewesen, aber er wollte partout nicht. Inzwischen hat er seine Clique auch am Gym gefunden. Ich muss oft lachen, wenn meine Freundin von der Clique ihres ähnlich alten Sohnes (Real) erzählt. Tag und Nacht, Welten liegen zwischen diesen Kindern. Aber sie finden sich auch am "normalen" Gym zusammen. Bitte, das ist keine Wertung! Ich wünschte mir manchmal, mein Kind wäre so "normal". Meine Tochter fühlt sich an ihrer Schule einfach wohl, bremst sich ein, damit sie nicht nur Höchstleistungen zeigt, aber ich denke mit der Pubertät wäre das jetzt sowieso gekommen und ich finde es auch gut, wenn sie sich mit ganz bodenständigen Themen mit ihren Freundinnen auseinandersetzt. Wobei, klar... Die Tochter meiner Freundin (die es nicht gut findet, dass ich meine Tochter nicht an ihre Schule gebracht habe) ist schon in vielem weiter, reifer... Und ich denke, das liegt am Umfeld.


As

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Ich würde wahrscheinlich darauf vertrauen, dass er schon an einem normalen Gymnasium Kindern begegnet, die eher auf seiner Wellenlänge sind. Es reicht ja manchmal schon einer, mit dem man reden kann. Erfahrungen mit Spezialschulen habe ich nicht. Bei uns im Umkreis gibt es so eine auch nicht. Ich kenne einige Kinder, mit denen die anderen nichts anfangen können, weil sie sie als seltsam und als Spinner empfinden, einfach aufgrund ihrer anders gelagerten Interessen und hoher Intelligenz. Sie erzählen von Dingen, bei denen die anderen nicht mitreden können und werden skeptisch beäugt, auch von manchen Lehrern übrigens. Ihre Art wird vielleicht als altklug und besserwisserisch empfunden. Oft folgen daraus Disziplinschwierigkeiten ( sie wollen für ihren Unsinn von den anderen Anerkennung gewinnen, die sie sonst nie bekommen). Oder sie ziehen sich zurück und sind immer ein bisschen einsam. Das ist blöd für diese Kinder. Vermittlung durch die Eltern bringt da nix.So ähnlich stelle ich mir dein Kind vor. Was hat er denn für Interessen? Könnt ihr nicht Gleichgesinnte finden? Oder ein bisschen gegensteuern, indem ihr ihm ein ganz normales Hobby näherbringt? ( Fußball, Judo...)


SybilleN

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Was sind denn die "sozialen Schwierigkeiten"? Ist er den anderen einfach voraus? Ist er einfach "anders"? Weiß er "alles besser"? Oder ist er gewalttätig, gemein oder kann er drn Blickkontakt nicht halten oder nicht in Gruppen arbeiten? Vielleicht ist er nur so, weil er nicht verstanden wird und das wäre an einer Schule mit "gleichbegabten" Schülern besser? Ich selbst bin in meiner Schulzeit immer als "seltsam" abgetan worden. Es war einfach grausam.


rollmops79

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Sorry für die späte Antwort. Er ist nicht gewalttätig, aber schnell genervt, vor allem von Lautstärke. Zudem redet er viel von allem, was er liest und hört, will alles mitteilen und dann sind die anderen von ihm genervt. Wir werden uns auf jeden Fall Schulen anschauen, gibt einige in der Umgebung, wären aber schon mit langen Autofahrten oder Internatsaufenthalt verbunden. Ob ich das will, weiß ich nicht. Er ist ein toller Junge, aber ich als Mutter mach mir halt viele Gedanken, wie lange er psychisch diese Abweisungen mitmachen kann.


Mäxie452

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Hallo Im Rahmen der Schulanmeldungen für die weiterführende Schule würde ich alle "Tage der offenen Tür" wahrnehmen. Vielleicht ist seine und deine Tendenz dann stärker ausgeprägt. Wichtig zu wissen wären aber auch die Rahmenbedingungen: Wie weit wäre eine "Schule mt Förderung" entfernt? Wie viele Plätze sind frei? Ist es eine einzelne Klasse für Hochbegabte in einem sonst normalen Gymnasium? Ich arbeite mit einigen Jugendlichen (aktuell 12-15J.) zusammen, die auf einem technischen Gymnasium die Hochbegabtenklasse besuchen. Diese ist wegen dem großen Einzugsgebiet als Internat angelegt. Die Ausstattung ist top, es gibt tolle AGs... Die Jungs sind begeistert und fast alle haben zumindest über die Freizeitangebote guten Kontakt zu den anderen. Im Schulunterricht werden die Themen neben Frontalunterricht überwiegend selbstständig erarbeitet. Also wenig festgelegte Partner- bzw. Gruppenarbeit , was den meisten sehr entgegenkommt. Liebe Grüße Mäxie


rollmops79

Antwort auf Beitrag von rollmops79

Danke allen für eure Antworten. Ich mache mir Gedanken zu allem, was von euch beigetragen wurde. Es gibt vieles zu bedenken, aber letztendlich spielt seine Meinung die größte Rolle. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns die Schulen anzuschauen und ihm dann die Wahl zu lassen. Liebe Grüße Rollmops