Frage: Kann ich mein Baby verwöhnen?

Liebe Frau Höfel, ich wende mich an Sie, da ich gerade sehr verunsichert und irgendwie auch verzweifelt bin. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich irgendetwas falsch mache. Meine Tochter ist mittlweile 6,5 Monate alt. Sie schläft etwa seit der 5. Woche im Beistellbettchen direkt neben mir. Anfangs ist sie ganz alleine eingeschlafen, wenn ich neben ihr lag und ihr den Kopf gestreichelt habe. Dann kam irgendwann der Daumen ins Spiel. An dieser Stelle habe ich lange gebraucht, mich damit abzufinden. Irgendwann bin ich beim Einschlafen nur noch kurz bei ihr geblieben, habe etwas gesungen und bin dann aus dem Zimmer. Sie ist dann Daumennuckelnd relativ schnell eingeschlafen. Wenn sie aufgewacht ist, hat sie sich auch selbst beruhigt und ist wieder eingeschlafen. Somit habe ich sie meist noch einmal in der Nacht stillen müssen. Seit der 19. Woche hat sich das Schlafverhalten aber verändert. Meine Tochter wacht plötzlich häufiger (alle 3-4 Stunden) auf und lässt sich nur noch an der Brust beruhigen. Ich muss dazu sagen, dass ich sie nicht aus dem Bett nehme und mit ihr rumlaufe.Das Einschlafen ging allerdings noch. Mit etwa 24 Wochen hatte sie ihre erste Erkältung mit Husten und Schnupfen. Seitdem schläft sie nur noch ein, wenn man neben ihr liegt und Händchen hält. Am liebsten nimmt sie mit beiden Hängen meine Finger, auch mit der, mit der sie am Daumen nuckelt. Seit etwa 4 Wochen wird es immer schlimmer. Sie reißt zum Teil den Daumen raus und fängt an, zu schreien. Das geht dann ganz oft so. Das Einschlafen dauert zum Teil ewig und ist mit viel Geschrei verbunden. Mittlerweile trage ich sie auch rum und lege sie erst ab, wenn sie eingeschlafen ist. Nach ca 30-45 Minuten wacht sie dann das erste Mal auf und schreit. Ich habe natürlich schon viel über Einschlaf- und Durchschlafprobleme gelesen. Schreien lassen will und kann ich sie nicht. Allerdings habe ich "Angst", dass sie sich daran gewöhnt, herumgetragen oder gestillt zu werden, sobald sie weint, bzw. dass beim Einschlafen immer jemand bei ihr ist. Vor allem weil sie ja jetzt schon fast 7 Monate alt ist. Ich verstehe einfach nicht, warum das Schlafverhalten sich so verschlechtert hat. Mache ich etwas falsch oder erwarte ich zu viel???? Vielleicht noch eine Info: Nachts pupst sie öfter. Liegt ihr Aufwachen vielleicht an Blähungen? Kalte Hände hat sie auch. Aber zu kalt scheint es ihr nicht zu sein. Ihr Nacken ist eigentlich warm. Sie schläft auch noch im Beistellbett, das langsam etwas klein ist. Seit ein paar Tagen dreht sie sich auch immer zu mir ins Bett und hat ihre Nase in der Matratzenritze. Da habe ich natürlich Angst, dass sie ersticken könnte. Ich würde mich sehr über eine Antwort von Ihnen freuen. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, meine ausführliche Schilderung zu lesen!

von Simsim14 am 26.01.2015, 22:36



Antwort auf: Kann ich mein Baby verwöhnen?

Liebe Simsim, "Mache ich etwas falsch oder erwarte ich zu viel????" Ich glaube, dass Sie zuviel erwarten! Ihr Kind sucht Ihre Nähe, um all die Eindrücke des Tages zu verarbeiten! Sie dreht sich sogar zu Ihnen! Eine Möglichkeit wäre, das Beistellbett in Höhe Ihrer Schulter festmachen und die Ritze zwischen den Matratzen mit einer Decke fest ausstopfen. Dann kann Ihr Kind sich zu Ihnen drehen (aber nicht unter Ihre Decke rutschen) und weiter schlafen. Da Sie den Kopf gut heben kann, sogar auf dem Bauch. Vielleicht können Sie vom Kinderbett eine Seite abnehmen und gegen das Beistellbett austauschen? Nur der Vollständigkeit halber: "Ihr Kind zeigt ein völlig normales Verhalten. Schlafen kann ein Kind nicht lernen. Schlaf ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen. Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt. Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen! "Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Sorgen Sie weiterhin zügig für Beruhigung - umso schneller schlafen alle wieder! Lesen Sie bitte dazu das "Emotionale Bewusstsein" bei Dr. Posth hier bei RuB." Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 27.01.2015



Antwort auf: Kann ich mein Baby verwöhnen?

Liebe Frau Höfel, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich weiß, dass ich meine "Ansprüche" etwas zurück schrauben muss. Die Schwierigkeit war für mich zu verstehen, warum sich das Schlafverhalten verschlechtert hat. Mit Ihrer Antwort haben Sie mir sehr weitergeholfen. Danke!

von Simsim14 am 27.01.2015, 21:43