Mein Sohn, 8 Jahre, leider lang

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Mein Sohn, 8 Jahre, leider lang

Hallo :-). Ich habe ein kleines Problem mit meinem Sohn, dass hoffentlich nicht größer wird. Er ist 8 Jahre, kommt jetzt in die 3. Klasse und hat noch einen kleinen Bruder (5 Jahre). Mein Großer entwickelt seit einiger Zeit Macken, die sind sehr unschön. Normal essen geht gar nicht mehr. Er flätz, schlingt, säuft, schmatzt, redet beim Erzählen. Es ist einfach keine schöne Sache, ihm dabei zuzusehen, von den Geräuschen mal ganz abgesehen. Wir haben ihn bereits mehrfach daruaf hingewiesen, die Wirkung ist meist sehr kurzfristig. Das nächste Problem ist, dass er keine Lust hat, auf Toilette zu gehen. Pullern ja, kein Problem, die Zeit hat er gerade noch. Ich finde dafür mindestens 3x in der Woche Slips oder Schlafanzüge in der Wäsche, mit mehr als nur einer Bremsspur drin. Das läuft schon seit Jahren so! Ich bin froh, dass er die Phase hinter sich gelassen hat, wo alles in die Hose ging. Und das weit nach dem Trockenwerden. Organisch, anatomisch und geistig ist er völlig okay. Er war deswegen schon eine Woche im KH, Erkenntnis: Er hat keine Zeit, aufs Klo zu gehen. Bei der Psychologin waren wir, die meinte nach der ersten Sitzung, er braucht Ritalin. Das Rezept war schon fertig, sie wollte nur noch unterschreiben. Wir haben dankend abgelehnt. Die Kinderärtze finden ihn aufgeweckt, wißbegierig, zielstrebig und normal. Letztens mussten wir wieder ins KH, weil er wahnsinnige Bauchschmerzen hatte, verdacht auf Blinddarm. Man macht sich ja irre Sorgen. Nach eine genauen Untersuchung gab es einen Einlauf und die Sache flutschte. Die nette Ärtzin meinte, jeden Tag 2xZ. Zeit und Zeitung. Wir schicken ihn seit Jahren abends auf Toilette, es nervt ihn und uns. Aber von allein geht er meist erst nach mind. 4 Tagen. Die Spuren sieht man in der Wäsche. Er muss seit Jahren seine Wäsche selber auswaschen, das sehe ich einfach nicht mehr ein. Die KH.Aktion hat ihn nur kurz tangiert, jetzt ist es ihm wieder egal. Schimpfen, verständnis, Hinterfragen - es bringt nix. Und das Letzte. Wann beginnt die Pupertät? Er sucht und findet an allem das berühmte Haar in der Suppe. Er kann locker Ausflüge so madig machen, dass keine mehr Lust hat. Wir bemühen uns wirklich, seinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit gerecht zu werden. es ist aber fast unmöglich. Ich hole beide Kinder aus der Betreuung ab, der Kleine kommt gar nicht zu Wort, weil der Große mir die Welt erklärt. 15 Minuten später sind wir daheim, der Kleine möchte auch mal zu Wort kommen, der Große flippt aus. Immer sein blöder Bruder. Beim Essen erzählt nur einer, unsere Quasselstrippe :-). Er erzählt eigentlich immer und überall, er schläft auch nicht, er lädt nur seine Akkus auf :-). Ich habe manchmal das Gefühl, dass er sich ungerecht behandelt fühlt und deswegen seinen kleinen Bruder, der auch kein Unschuldslamm ist, drangsaliert. Dieser teilt aber zum Beispiel alles, wirklich alles bedingungslos. Teilen ist ein Fremdwort für meinen Großen. Ich weiß manchmal nicht, was ich machen soll. Der Kleine kann sich auch an Regeln halten oder entwickelt ein schlechtes Gewissen, wenn er was ausgefressen hat. Mein großer, er ist ein so liebes Kind, aber täglich dieser Kampf macht mich mürbe. Alles muss ausdiskutiert werden, bis zum Umfallen. Wirklich alles, es wird nichts einfach so hingenommen. Ich kuschel oft mit ihm, aber teilweise fehlt ihm die Zeit. Wenn der Kleine dann kuschelt, kommt die Eifersucht durch. Man kann auch super mit ihm reden, er ist richtig schön verständig. Aber irgendwann muss es doch auch mal gut sein. Was kann ich machen, um das alles entspannter zu sehen? So langsam schlägt sich das auf meine Stimmung und Haltung nieder. Und das möchte ich definitiv nicht. Entschuldigung für eventuelle Rechtschreibfehler und die Länge, Danke sehr, Gaby.

Mitglied inaktiv - 14.07.2009, 22:05



Antwort auf: Mein Sohn, 8 Jahre, leider lang

Hallo Gaby Bitte hören Sie auf zu kämpfen. Bedenken Sie, dass Ihr Sohn mit der jetzigen Situation genauso unzufrieden ist wie Sie. Haben Sie ihn deshalb schon mal konkret angesprochen, warum er diese Unzufriedenheit zeigt? Haben Sie auch schon mal mit seiner Klassenlehrerin über Ihre Beobachtungen und Sorgen gesprochen und verhält er sich in der Schule ähnlich wie zu Hause? Bitte informieren Sie ihn so ruhig und sachlich darüber, dass Sie eigentlich stolz darauf sind, wie selbstständig er schon ist, wieviel er schon weiß und wie gut er sich benehmen kann. Sitzt er dann absichtlich schmatzend, schlingend usw. am gemeinsamen Mittagstisch, machen Sie ihn darauf aufmerksam, dass eigentlich nur Tiere dieses Verhalten zeigen, weil sie es nicht anders gelernt haben, während Menschen ihr Essen auch genießen möchten. Schmatzt er weiter, nehmen Sie Ihren Teller und essen Sie in einem anderen Raum weiter, nachdem Sie Ihren Sohn darauf hingewiesen haben, dass dieses Schmatzen usw. Sie beim Genießen doch sehr stört, sodass er wohl alleine weiteressen muß.- Bei der nächsten Mahlzeit wird er sich sein Benehmen dann gewiß überdenken. Damit der Gang zur Toilette für ihn zunehmend selbstverständlich wird schlagen Sie ihm vor, tägl. zur gleichen Zeit mit einer älteren Zeitschrift zu seiner "Sitzung" zu gehen. Legen Sie ihm zusätzlich evtl. feuchtes Toilettenpapier hin. Weisen Sie ihn darauf hin, dass er sonst auch bei "Bremsspuren" unangenehm zu riechen beginnt, sodass er bald keine Freunde mehr haben wird. Sollte der Stuhlgang zu hart sein, sodass er sich vor Schmerzen beim Drücken fürchtet, bieten Sie ihm vorübergehend Milchzucker an, den Sie unter seinen Kakao o.Ä. mischen können. Seine Unzufriedenheit hat meiner Ansicht nach nichts mit dem Beginn der Pubertät zu tun, die auch noch ein wenig verfrüht wäre. Er wird einfach genervt sein von dem Druck sich stets angepasst verhalten zu müssen, wie Sie genervt sind von seinem wahrscheinlich absichtlich provozierenden Verhalten. Sagen Sie ihm diese Vermutung direkt und informieren Sie ihn darüber, dass Sie seine Manieren und die Erinnerung an den Toilettengang nicht mehr erwähnen werden, da er alt genug ist, um diese Angelegenheit SELBER zu regeln. Viel Kraft, halten Sie durch und: bis bald?

von Christiane Schuster am 15.07.2009



Antwort auf: Mein Sohn, 8 Jahre, leider lang

wenn das problemverhalten schon seit jahren besteht ist es mittlerweile sehr verfestigt und vermutlich ist die situation ziemlich verfahren. generell ist es so, dass ein thema oder problem umso mehr raum einnimmt, je mehr raum man ihm zugesteht. von daher könnte hilfreich sein, wenn ihr das thema kleinhaltet oder vielleicht auch mal gänzlich ignoriert. z.b. ihn abends nicht mehr ans klogehen erinnern - wieso auch? ihn nervt es, euch nervt es, und erfolg bringt es auch nicht. ich könnte mir vorstellen, dass euch familientherapie weiterbringen würde. die betrachtet nicht euren sohn als "problemverursacher" sondern euer ganzes (kern-) familiensystem mit dem ziel, dass es euch ALLEN besser geht. alles gute!

Mitglied inaktiv - 15.07.2009, 09:19