Chaos daheim

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Chaos daheim

Hallo Frau Schuster, ich habe zwei Kinder. Einen großen Sohn von 9 Jahren und einen kleinen mit fast 14 Monaten. Der kleine konnte schon mit knapp 11 Mon. laufen und ist sehr aktiv und mobil. Man kann gar nicht so schnell reagieren, wie er alles ausräumt, umräumt, aufreißt, umschmeist. Seit einiger Zeit ist mein Haushalt einfach nur noch eine Katastrophe und ich komme zu rein gar nichts mehr, weil ich ständig hinter dem kleinen Fabian her rennen muss. Er packt ALLES was in seinem Aktionsradius liegt an und wirft es mit Freude auf den Boden und packt das nächste. Unsere Wohnung gleicht innerhalb weniger Minuten einem Schlachtfeld. Ich kann doch nicht ständig hinter ihm herlaufen und alles wieder aufheben, das bringt eh nichts, binnen sec. liegt es wieder unten. Wir haben auch schon einige Sachen aus dem unteren Bereich der Schränke entfernt, aber so viel Stauraum haben wir dann auch nicht, um das alles wegzuräumen. Außerdem soll er ja auch lernen, dass er nicht alles bekommen kann. Stecke ich ihn in den Laufstall brüllt er den ganzen Ort zusammen, er hat eine so extrem laute Stimme, die alles durchdringt und man hält es wirklich nicht lange aus. Er will dauernd an den Mülleimer in der Küche, selbst die Schränke MIT Kindersicherung bekommt er auf. Das ist also keine wirkliche Hilfe. Ich hab im Moment überhaupt keinen Spaß mehr an meinem Kind und bin eigentlich nur froh, wenn er mal schläft. Mittlerweile türmen sich die wäschekörbe mit Bügelwäsche im Schlafzimmer, weil ich nicht dazu komme zu bügeln. Abends bin ich dann so müde, dass ich da auch keine Lust mehr dazu habe. Und in der Mittagspause, wenn Fabian schläft, bin ich damit beschäftigt, das Chaos das er hinterlassen hat, wieder ein wenig zu entschärfen. Ist er dann wach geht das ganze von vorn los. Wenn er etwas nicht darf haben wir ihm gesagt "nein" und ihn von dort weg geholt, aber das funktioniert nicht. Das machen wir seit monaten und er lacht einfach nur und findet das ein tolles Spiel. Er will einfach immer seinen Kopf durchsetzen. Geht es nicht nach seinem Kopf, dann brüllt er so laut und ausdauernd, das geht einem durch Mark und Bein. Wir wurden schon einige Male darauf angesprochen, warum Fabian denn immer so brüllen würde und ob er krank sei. Hier wohnen nur alte Leute im Haus. Ich bin mit meinem Latein am Ende und mein großer fühlt sich auch zunehmend genervt, weil keiner mehr Zeit hat. Ich brauch mal Zeit für den großen. Er hat ADS und brauch besondere Unterstützung beim Ordnung halten und Schulaufgaben koordinieren. Aber bei dem chaos kann im Moment keiner mit gutem Beispiel mehr voran gehen. Ich brauch also ihre Hilfe und hoffe Sie haben ein paar gute Tipps. Vielen lieben Dank Andrea

Mitglied inaktiv - 05.09.2008, 12:19



Antwort auf: Chaos daheim

Hallo Andrea Bitte sprechen Sie auch mit dem behandelnden Kinderarzt über das Verhalten Ihres Sohnes, um medizinische Ursachen möglichst ausschließen zu können. Regen Sie Ihren jüngeren Sohn möglichst oft KONKRET zu Aktivitäten an und lassen Sie sich von ihm bei den tägl. anfallenden Arbeiten mit eigener Rührschüssel, eigenem Putztuch usw. "helfen". Loben Sie seine Hilfsbereitschaft. Wie Sie sicherlich schon von Ihrem "Großen" her kennen, rate ich Ihnen, den Tagesablauf so geregelt wie möglich zu gestalten und sich nach Möglichkeit von einem Babysitter oder einer Haushaltshilfe stundenweise unterstützen zu lassen. Achten Sie bitte darauf, dass sich bewegungsintensive Aktivitäten mit ruhigen Beschäftigungen abwechseln. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 08.09.2008



Antwort auf: Chaos daheim

Mein Mitgefühl! Mein Sohn hat auch ADHS und ich bin schon mit ihm viel beschäftigt, wenn ich mir vorstellen würde, noch so einen kleinen süßen Wuselwicht zu haben, der mir hier die Wohnung durcheinander bringt, dann würde ich wirklich auch am Rad drehen :-) Als mein Sohn noch klein war, war es ähnlich. Aber er blieb im Laufstall, er hatte allerdings einen ZWILLINGSLAUFSTALL, da er viel Bewegungsdrang hatte und da hopste er auch schon mal wild drin herum. Erschwerend war aber, dass wir eine Maisonettewohnung hatten und ich auch mal hoch oder runter musste, um die Wäsche aufzuhängen, die Wäsche in der Waschküche zu holen usw. Sonst wäre ich zu gar nichts gekommen. Hier vielleicht einige Tips: 1.) Frühstückstisch schon abends decken, wenn die Kinder schlafen. Und abends z.B. Brotdose vorbereiten für den Großen, Sachen herauslegen etc. 2.) Ruhe in den Tagesablauf bringen - egal wie - evtl. sogar alles gleich - wie einen Stundenplan (kennst du ja sicher vom Großen). 3.) Wenn Du Haushalt machst, binde den Knirps mit ein, z.B stell ihm die Wäscheklammern unten hin, da kann er nach Herzenslust räumen, während du oben die Wäsche aufgehängt bekommst. In der Küche hatte ich z.B. eine Topfschublade und da konnte mein Noah nach Herzenslust räumen und "Musik machen" oder auch mal Schüsselchen rausholen (die bunten Müslischalen von IKEA). Da hat er ausgeräumt, eingeräumt und Türme gebaut. 4.) Ich habe sogenannte "Zauberschachteln" gebastelt, alte Schuhkartons, die ein schönes Äußeres bekommen haben, das Kinder anspricht und wenn ich partout etwas zu tun hatte, habe ich das so platziert, dass der Wirbelwind das gesehen hat und dann ist er hin und hat erstmal geguckt. Darin waren z.B. ein Schiebespiel oder ein Marienkäferspiel mit Murmeln, die man in ein Loch packen musste oder eine Pyramide (Stapelmännchen) oder bunte Karten. Alles so, dass er es in den Mund nehmen konnte ohne Bedenken und eine Weile mit "Entdecken" beschäftigt war :-) 5.) Badewanne hat auch geholfen, ihn zu beruhigen und zu beschäftigen. Aber gut, wenn er noch klein ist, dann kannst Du ihn nicht allein baden und mit Enten und Bootchen allein lassen, ist schon klar. 6.) Lass ihn "mithelfen" und "in deiner Nähe sein" und ihn "Dich nachmachen". Wenn du z.B. einen Brief schreibst, bekommt er den Taschenrechner und darf darauf rumspielen. Manche Kinder interessieren sich eben nicht für das "normale" Spielzeug, mein Sohn war auch so. Er schraubte alles auseinander und zusammen statt brav Knöpfe zu drücken. Ist ja auch schön, wenn die Kinder so kreativ und entdeckungsfreudig sind. Aber auch oft anstrengend :-) Mehr fällt mir jetzt nicht ein, ich bin gespannt, ob ich dir etwas helfen konnte.

Mitglied inaktiv - 06.09.2008, 12:13