Frage: Zwei Fragen

Hallo Dr. Posth, mein Sohn 18 Mon ist sehr lebendig und er hat einen sehr starken Willen. Meine Frau und ich versuchen immer ihm alles zu ermöglichen, wenn es eben möglich ist. Doch gibt es Situationen, wo er nicht immer gleich seinen Willen bekommen kann. Zb wenn man auf einen Platz im Karussel warten muß, wenn ich ihm erst die Windel leeren muß, bevor wir raus können,... Ich sage ihm dann ganz ruhig, daß er sich nur einen Moment gedulden muß und lenke ihn ab, aber er schreit immer gleich los, als würde die Welt untergehen, bevor er sich auf mein Zureden und Ablenken einlässt. Auch wenn er nur auf den Arm will um eine Tasse aus dem Schrank zu holten, kreischt er manchmal. Natürlich beruhige ich ihn und nehme ihn dann hoch. Aber denkt er sich dann nicht irgentwann: Ich muß nur brüllen, dann bekomme ich, was ich will? Wird er nicht mit der Zeit immer mehr einfordern, wenn ich immer versuche seinen Wünschen nachzugehen? Er hat als Säugling auch sehr viel geweint/Schreibaby. Vielen Dank

Mitglied inaktiv - 19.04.2010, 17:48



Antwort auf: Zwei Fragen

Stichwort: erster Wille Hallo, es klingt danach, als sei Ihr Sohn recht temperamentvoll und wahrscheinlich auch ziemlich impulsiv ("Schreibaby", etc.). Das sind zunächst einmal Charaktereigenschaften, die angeboren sind. die Frage ist die, wie gehe ich erzieherisch damit um. Mit 18 Monaten ist da noch nicht viel zu machen, denn ein 1 1/2-jähriges Kind ist vom Verstand her noch nicht einsichtsfähig. Das Äußerste, was zur erreichen ist, ist ein Konditionieren auf der Basis von Bedürfniserfüllung oder Unter-/Versagung, was eine frühe Form des Bestrafens ist. Da nun der mensch, wie jedes andere Lebewesen Formen der Bestrafung fürchtet, reagiert er darauf, aber ohne etwas zu lernen außer, dass der Andere (hier Vater oder Mutter) mehr Macht hat. Geschieht das nun permanent, wird dieses Erleben prägend und eines Tages, wenn das Kind alt und groß genug ist, Macht über seine Eltern ausüben zu können, dreht es den Spieß um. Vordergründige Psychologie bescheinigt diesen Kindern dann Tyrannentum. Im Übrigen hat Ihr Sohn nicht wirklich einen starken Willen, sondern noch einen beharrlichen, drangvollen Willen. Das ist der Vor-Wille, der noch nicht nachgeben kann. So bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als mal mit beschichtigenden Worten den Wunsch Ihres Sohnes zu erfüllen, was keine Schwäche Ihrerseits ist, oder sich ein anderes Mal sich selbst durchzusetzen, was noch keine autoritäre Erziehung ist. Der Moment und Sachverhalt bestimmen, was geht und was nicht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.04.2010