Hallo Herr Dr. Posth,
unser Sohn (3 Jahre, 2 Monate alt) hat zur Zeit unglaubliche Trotzanfälle. Er ist noch nicht sauber und jeder Windelwechsel wird zur Quälerei für alle Beteiligten, weil er "seine" Windel anlassen möchte. Eine neue verweigert er strikt. Von Zeit zu Zeit muss sie natürlich trotzdem gewechselt werden und er läßt es auch zu, aber wenn er eine saubere Windel anhat, will er sie wieder aus- und die schmutzige Windel anziehen. Er schreit dann, dass sie leer ist. Pipi akzeptiert er nicht als "volle Windel", auch wenn sie schon fast von alleine runterfällt, weil sie so schwer ist. Hinterher gibt es immer Tränen und er trägt die volle Windel mit sich rum und versucht, sie wieder anzuziehen. Dabei tobt er bis zur völligen Erschöpfung. Erklärungsversuchen ist er natürlich dann nicht zugänglich, aber wenn er genug getobt hat, kommt er zum Kuscheln auf den Schoß und ist dann auch wieder ruhig. Die Windel gibt er aber trotzdem nicht her :-(...
Weil sein großer Bruder ohne jeden Zwang von einem Tag auf den anderen sauber wurde, haben wir auch ihn nie dazu gezwungen oder überredet, das Klo auszuprobieren (wir fragen ihn ab und zu, ob er es nicht mal versuchen möchte, weiter nichts...), deshalb wissen wir auch nicht, warum er so auf die Windel fixiert ist (wenn wir das Wort "Klo" nur erwähnen, flippt er oft schon aus).
Ich weiß, dass 2jährige ausgeprägte Trotzphasen haben, aber 3jährige? Davon hört man nirgends was.
Die Windelgeschichte war nur ein Beispiel, ähnliche Situationen um andere Themen haben wir täglich, können aber damit meist besser umgehen. Vor dem Essen z. B. erklärt er regelmäßig unter Protestgebrüll, dass er nichts essen will und räumt seinen Teller wieder weg. Ich sage ihm dann immer, er müsse nichts essen, aber mit uns anderen so lange am Tisch sitzen, wie wir essen. Wenn er dann sieht, was es gibt, holt er sich meistens von selbst wieder den Teller her und ißt dann auch... ohne Tränen und mit Appetit! Tut er das nicht, lassen wir es dabei - bei der nächsten Mahlzeit hat er dann auch wieder ordentlich Hunger :-).
Ist so ein ausgeprägtes Trotzverhalten in dem Alter noch im Bereich des Normalen oder sollten wir uns mal an einen Arzt wenden? Und wenn ja, an welche Art Arzt? Der Kinderarzt scheint mir für solche Verhaltensfragen nicht der richtige Ansprechpartner zu sein. Ein Sozialpädiatrisches Zentrum vielleicht? Oder ein Psychologe?
Vielen Dank für Ihren Rat
Emily
PS: Ich bin in der 23. SSW, hat es möglicherweise damit zu tun? Spürt er, dass sich da eine große Veränderung anbahnt und er bald nicht mehr alleine Mittelpunkt sein wird?
Mitglied inaktiv - 27.01.2004, 19:07
Antwort auf:
Wie viel Trotz ist noch "normal" bei 3jährigen?
Liebe Emily, die Trotzphase ist mit 3 Jahren noch nicht zu Ende. Allerdings sollte ein Kleinkind mit 3 Jahren schon einiges Selbstbewußtsein entwickelt haben.
Daran scheint es Ihrem Sohn noch sehr zu mangeln, und so sieht er sich gezwungen, mit dauerhaftem Opponieren, als Grundzug des Trotzes, sich vermeindlich Selbtbestärkung zu verschaffen. Der Trotz ist ja eigentlich nur die affektive Äußerung der Selbstbehauptung. Kann diese aber nicht mit Erfolg und innerer Befriedigung ausgefochten werden, werden stärkere Mittel auf den Plan gerufen und angewandt. Da kommt dem Kind rein natürlich und in der psychologischen Entwicklung folgerichtig der Aggressionstrieb zugute und zunutze.
Fortan wird die Aggression als Verstärker mit eingesetzt, was aus der Opposition die Provokation werden läßt. An diese Stelle steht jetzt Ihr Sohn. Er provoziert Sie mit seinen vollen Windeln und er provoziert sie mit Eßverweigerung, was er -gott sei dank- noch nicht immer durchhält. Die Opposition wirkt natürlich noch fort, und so widersetzt er sich dem Gang auf das Töpfchen oder die Toilette.
Sie können jetzt nur eins tun, nämlich die bisher nicht erfolgreich durchlebte Selbstverwirklichung emotional nacharbeiten. Das geht durch zwei Schritte: Erstens durch Ihre eigene Änderung, und zwar dahingehend, zuverlässig, beständig und eindeutig in Ihrem positiv verstärkenden Verhalten ihm gegenüber zu werden, Zweitens alles zu unterlassen, was sein unsicheres Selbstverständnis weiter verunsichern könnte, wie kränkende Handlungen (z.B. Strafen mit Liebesverlust) oder demütigende Äußerungen (z.B. heftiges Ausschimpfen mit vernichtenden Worten). Das sage ich hier nur allgemein, ohne behaupten zu wollen, daß Sie davon aus Erziehungsgründen etwas einsetzen. Ich muß ja nach Möglichkeit immer allgemein antworten.
Vielleicht liegt es ja im Falle Ihres Sohnes auch hauptsächlich daran, daß Sie in der Phase der Loslösung nicht die nötige Orientierung und Bestärkung haben gewähren können, oder noch früher in der Säuglingszeit nicht die geforderte Nähe und Einfühlsamkeit, was ja den Willen stark und zugleich beherrschbar macht. Sie sehen daran also, wie alles miteinander auf komplizierte Weise zusammenhängt.
Aber lassen Sie sich von niemand entmutigen, wenn Sie jetzt Ihre eindeutige und ihm zugewandte Haltung wieder aufnehmen, Sie und Ihr Mann, dann wird Ihr Sohn sich wesentlich leichter damit tun, auf seinen Druchsetzungswillen gegen die sozialen Regeln zu verzichten und nicht mehr fortgesetzt dagegen verstoßen müssen. Letzteres wäre ja der Erhalt des Widerstandsverhaltens, das bei den Ein -bis Eineinhalbjährigen auftritt und die Trotzphase überhaupt erst einleitet. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.01.2004
Antwort auf:
Wie viel Trotz ist noch "normal" bei 3jährigen?
Hallo !
Ich habe das auch mit meiner Tochter durchgemacht als ich schwanger war - es war eine schwere Zeit - für sie weil ein Kind in dieser Zeit seine Persönlichkeit findet und sie merkte das sich etwas ändert und für mich die Schwangerschaft und der Trotz - ich habe es mit viel Geduld und Du wirst vielleicht schmunzeln oder lachen Bilderbüchern hingekriegt die gewisse Themen behandelt haben und die sie einigermßen verstehen konnte Motzkuh usw. usw. gib mal z.B. bei booxtra oder amazon Suchbegriffe wie Trotz,Geschwister,Bilderbücher usw. ein
Tja und so haben wir es einigermaßen hingekriegt.
MfG
Doris
P.S.: Drück die Daumen und lass Dich nicht unterkriegen egal was andere sagen - halt zu Deinem Kind - irgendwo habe ich mal gelesen grade wenn Kinder am schlimmsten sind brauchen sie am meisten LIEBE.
Mitglied inaktiv - 30.01.2004, 13:54