Frage: Wegreißen von Spielsachen

Lieber Dr. Posth Ich hätte eine Frage zum Verhalten meines Sohnes, 22 Monate alt. Wenn wir mit anderen Kindern zusammen sind, reißt er ihnen ständig Spielzeug aus der Hand. Entweder, um selbst damit zu spielen, oder um einfach das Ding wegzureißen. Er hält es dann in der Hand und sieht mit trotzigen Blick zu mir her. Nimmt jenes Kind ein weiteres Spilzeug, reißt er dieses wieder weg usw... Ich erkläre ihm immer wieder mit bestimmten aber ruhigen Ton, dass der dies nicht machen soll. Er solle fragen, ob er es haben kann, oder (wenn es sein Spielzeug ist), teilen oder tauschen. (Er kann schon sehr gut sprechen, ganze Sätze). Er kann diese Fragen auch schon formulieren, denn abseits der Situation sagt er oft: "Anderen Kindern nichts wegreißen" oder "Fragen, darf ich Spielzeug anschauen". usw...er sagt das bereits so wie ich es geschrieben habe. Nun, ist das Verhalten meines Sohnes normal? Wie soll ich reagieren, denn bisher fruchtet mein "Nein" nicht? Danke

Mitglied inaktiv - 11.09.2006, 14:03



Antwort auf: Wegreißen von Spielsachen

Hallo, Kleinkinder reißen das Spielzeug anderer Kinder deswegen so gerne an sich, weil sie den Eindruck haben, sich mit dem Besitz dessen aufwerten zu können. Sie selbst empfinden das Spielzeug als von hohen Wert, weil es das andere Kind in die Hände nimmt, "sonst würde es das ja nicht nehmen". Das eigene Problem ist demzufolge der mangelhafte Selbstwert. Nun ist fehlender Selbstwert noch ein typischen Zeichen des frühen Kleinkindalters. Als Eltern sollte man sich aber fragen, ob man denn selbst genügend dazu beiträgt, daß das eigene Kind ausreichend Selbstwert empfinden kann. Das beginnt damit, daß sie das eigene Kind ausreichend geliebt fühlt, daß es sich ernst genommen fühlt und daß es genügend Spielraum zur Loslösung erhält (Vater!). Hier also setzt die Lösung des Problems an. Die KOnfliktsituation selbst läßt sich nur schwer entschärfen, da Sie egal, was Sie tun, immer einem der beiden Kontrahenten Unrecht tun. Das Tauschprinzip geht auch nur bedingt, da der Wechsel der Wert-Gegenstände an dem eigentlichen Problem des Kindes nichts ändert. Steuerung der Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes wäre noch möglich. Den Auftrag zur Vernunft hat ihr Sohn schon verinnerlicht, den spricht er Ihnen nach, aber er versteht noch nicht, warum er das tun soll. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.09.2006



Antwort auf: Wegreißen von Spielsachen

Hallo, Kleinkinder reißen das Spielzeug anderer Kinder deswegen so gerne an sich, weil sie den Eindruck haben, sich mit dem Besitz dessen aufwerten zu können. Sie selbst empfinden das Spielzeug als von hohen Wert, weil es das andere Kind in die Hände nimmt, "sonst würde es das ja nicht nehmen". Das eigene Problem ist demzufolge der mangelhafte Selbstwert. Nun ist fehlender Selbstwert noch ein typischen Zeichen des frühen Kleinkindalters. Als Eltern sollte man sich aber fragen, ob man denn selbst genügend dazu beiträgt, daß das eigene Kind ausreichend Selbstwert empfinden kann. Das beginnt damit, daß sie das eigene Kind ausreichend geliebt fühlt, daß es sich ernst genommen fühlt und daß es genügend Spielraum zur Loslösung erhält (Vater!). Hier also setzt die Lösung des Problems an. Die Konfliktsituation selbst läßt sich nur schwer entschärfen, da Sie egal, was Sie tun, immer einem der beiden Kontrahenten Unrecht tun. Das Tauschprinzip geht auch nur bedingt, da der Wechsel der Wert-Gegenstände an dem eigentlichen Problem des Kindes nichts ändert. Steuerung der Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes wäre noch möglich. Den Auftrag zur Vernunft hat ihr Sohn schon verinnerlicht, den spricht er Ihnen nach, aber er versteht noch nicht, warum er das tun soll. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.09.2006