Hallo Herr Posth,
meine Tochter wird Ende November 4Jahre und sagt seid 2-3Monaten z.B. "Mama, der Papa hat mich gehauen" und das hat er gar nicht gemacht! Oder auch "Mama, Oma hat mich gekniffen" o.ä. und auch das ist nicht der Fall! Wir sagen dann immer zu ihr, das es nicht schön ist wenn man lügt und das uns das weh tut und weder Papa, Oma oder irgendwer wir sie nie hauen würden! Zu mir hat Lara das auch schonmal gesagt "Mama Du hast mich gehauen" auch da erkläre ich es ihr dann, das ich das nicht schön finde und mich das traurig macht! Wiso macht sie das? Aufmerksamkeit bekommt sie genug, denke ich zumindest! Einmal hat Oma zu mir gesagt in Laras Anwesenheit "Mama, Lara hat mich gehauen"! Lara hat das verneint und meine Mama ist aber dabei geblieben und plötzlich hat Lara bitter angefangen zu weinen und wir haben ihr erklärt, das es wirklich nicht schön ist wenn man lügt und sie das ja gerade auch nicht gut fand! Wie sollen wir damit umgehen? Danke!
Lg Anja
Mitglied inaktiv - 20.09.2010, 12:07
Antwort auf:
Tochter 3Jahre 10Monate und lügt
Stichwort: Moralentwicklung
Liebe Anja, das Verdrehen der Wahrheit in diesem Alter entspricht noch nicht dem, was wir als Lügen bezeichnen. Denn Kinder bis etwa 4 Jahre haben noch kein Unrechts- und Schuldbewusstsein im moralischen Sinn. Allerdings verstehen sie, dass sie etwas falsch gemacht haben und gegen Regeln verstoßen haben. Aber warum diese Regeln existieren und wofür sie im Einzelfall gemacht sind, das können sie noch nicht begreifen. Sie akzeptieren die Regel vorerst nur, weil sie mit den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen vereinbart worden sind. Im schlechteren Fall akzeptieren sie die Regel auch aus Angst vor Strafe. Viel besser ist es aber, wenn die Gewissheit des Lobs bei Einhalten der Regel stärker als die Angst vor Ablehnung oder Strafe ist.
Nun ist das Einhalten der Wahrheit keine bisher getroffene Regel. Es handelt sich dabei vorerst nur um eine Erwartung der erwachsenen Menschen, um der Norm und den Sitten und Gepflogenheiten gerecht zu werden. Das Verständnis hierfür erreicht das Kind erst durch das Gewissen (s. Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen, Spalte links). Trotzdem ist es richtig, dem Kind zu erklären, das man selbst erkannt hat, dass die Schilderung so nicht stimmt. Kind versuchen mit der Verfälschung von Wahrheit persönlichen Vorteil zu erzielen oder Reaktionen bei den Bezugspersonen hervorzurufen, an deren Auftreten sie irgendein Interesse haben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.09.2010