Sehr geehrter Herr dr. Posth,
mein Sohn (8 Mon.) ist ein s. anspruchsvolles Baby. Er schläft im FAmilienbett, wacht nachts dennoch alle 2-3 Std. auf (will nicht stillen) lässt sich so aber sofort wieder beruhigen. Die ersten Mon. war er nur im Tuch/an der Brust ruhig, z.B. KiWa ging gar nicht, da hat er sofort losgebrüllt. Seitd. er a. d. Bauch liegen kann, ist es etw. besser, er ist aber sehr neugierig+unruhig. Im Sommer sollte ich eig. aus fin. Gründen wieder arbeiten gehen, ein paar Std. vormittags+ihn zu einer sehr erfahrenen+einfühlsamen TaMu mit s. langer sanfter Eingewöhnung geben. (Allerd. 4 and. Kinder) Ich habe aber Zweifel. Umfeld versteht das gar nicht+hält mich für hysterisch. Nun kommt hinzu, dass ich aus organisator. Gründen wohl n. nur vormittags arbeiten kann, sondern bei wenigen Std. dennoch 2-3 volle Tage arbeiten müsste. Das wäre mir gefühlt zu lang. Macht das für das Kind einen Unterschied? Wäre das Alter (12-14 Mon.) günstig? Sind meine Zweifel berechtigt?
von
Kunderella
am 16.04.2012, 09:50
Antwort auf:
Tagesmutter bei Kind mit starken Bedürfnissen
Hallo, Ihre mütterlichen Gefühle sind selbstverständlich immer berechtigt, und das Urteil, Sie seien zu empfindlich, um nicht das Wort hysterisch zu wiederholen, entspringt einer Geisteshaltung, die das Eltern-Kind-Beziehungsgefüge nicht mehr für wertvoll hält. Aber damit befindet man sich sofort im allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs über die Wertigkeit der Mutter-Kind-Bindung in einer Zeit, in der der wirtschaftliche Nutzen einer Arbeitskraft immer höher angesetzt wird. Das Beziehungsgefüge zwischen Menschen allgemein und zwischen Eltern und Kindern im Speziellen verliert immer mehr an Bedeutung. Das zu erkennen ist keine Rückständigkeit im Denken, sondern im Gegenteil, Weitblick in die Zukunft einer Gesellschaft, die die Menschlichkeit aus dem Auge zu verlieren droht.
Die Entscheidung, wie viel Fremdbetreuung man einem Kleinkind zumutet und wie viel Einschränkung man als Familie mit Kindern in Kauf nimmt, trifft jeder für sich selbst. Mit einer fachlich gut gestalteten, frühen Fremdbetreuung vermindert sich das Risiko für die emotionale Entwickling des Kindes sicher erheblich, aber ganz aus der Welt zu schaffen ist es nicht. Neben der Qualität spielt auch die Quantität eine Rolle. Wenige Stunden am Tag ist besser als einen ganzen Arbeitstag. Das Kind verliert mit zunehmender Fremdbetreuungszeit immer mehr den vorbehaltlosen Kontakt zu seinen Bindungspersonen, sprich das Urvertrauen. Ihre Zweifel sind also berechtigt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.04.2012