Hallo,
meine Tochter wird in drei Monaten drei Jahre. Sie hat im vergangenen November angefangen zu stottern/poltern. Anfang des Jahres hat sie wieder ganz normal gesprochen, jetzt stottert/poltert sie seit etlichen Wochen wieder. Und das Ganze wird immer stärker. Bei mehrsilbigen Worten wiederholt sie die erste Silbe, bei einsilbigen bleibt sie am ersten Buchstaben hängen. Der Kinderarzt hat uns zum HNO-Arzt überwiesen, danach sollten wir zum Logopäden. Der HNO-Arzt meinte allerdings, dass es sich um Poltern handeln würde. Wir sollten nicht zum Logopäden, sondern mindestens ein halbes Jahr warten. Wo liegt denn der Unterschied zwischen Stottern und Poltern? Kann der Logopäde das Poltern denn nicht auch behandeln? Sowohl der Kinderarzt als auch der HNO-Arzt haben das Stottern/Poltern nicht gehört, weil meine Tochter dort nicht sprechen wollte. Die Erzieherin in der Spielgruppe sagt, dass meine Tochter kaum noch mit anderen Kindern spricht. Was raten Sie mir?
Vielen Dank!
Mitglied inaktiv - 19.06.2006, 14:42
Antwort auf:
Stottern/Poltern
Stichwort: Poltern
Hallo, das sogenannte Poltern ist ein Entwicklungsproblem, das sich von allein gibt. Wahrscheinlich ist es so, daß die Denkgeschwindigkeit die Fähigkeit der Sprache eine Zeitlang übersteigt, so daß das Kind um Sätze ringen muß, damit es das erzählen kann, was es unbedingt erzählen möchte. Man kann es auch umgekehrt ausdrücken: Die Sprache hinkt noch hinter der Komplexität des Denken hinterher. Typischerweise werden die Satzanfänge häufig wiederholt, bis der Rest des Satzes dann herausplatzt. auch mitten im Satz, oder bei ersten Nebensatzkonstruktionen, kann das Poltern auftreten. Das eigentliche Stottern ist ein erbliches Störungsbild der Sprache. In der Regel gibt es andere Stotterer in der Familie. Beim echten Stottern werden einzelne buchstaben oder bestimmte Silben entweder "gezogen" (tonisch) oder mehrfach wiederholt (klonisch). Der Rest des Wortes wird dann typischeweise unter Anspannung des gesamtes Körpers und belgleitet von Mitbewegungen des Kopfes herausgepreßt.
Das Poltern wird in der Regel nicht logopädisch behandelt und geht von allein vorüber (ca. 1/2 Jahr). Polterer sollte man nicht korrigieren, Stotterer kann man nicht korrigieren, nur therapieren (schwierig). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.06.2006