Lieber Herr Dr. Posth,
meine Tochter hat ca. in 4 bis 5 von 7 Nächten meist eher gegen Morgen "schlechte Träume". Sie redet im Schlaf, manchmal wacht sie auch heulend auf, meist geht es laut, deutlich und oft aufheulend um "MEINS!!!" ("mein Pielzeug", meine Feuerwehr"), oder um "haben, mehr haben". Selten redet sie dann nur im Schlaf, es klingt schon oft eher "existentiell" (und heulend). Wenn ich sie dann mit Worten "alles ist gut", "ja, das ist Deins" oder "kannst Du haben" tröste, beruhigt sie sich schnell wieder und schläft weiter. Dennoch: mich beunruhigt das.
Dazu müssen Sie vielleicht wissen, dass das "MEINS" (ich bat vor 3 Mo. um Ihren Rat: http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/mebboard.php3?step=1&range=20&action=showMessage&message_id=19195&forum=155)nach wie vor bzw. wieder ein Thema ist, insbesondere in der (noch alten) Kita.
Inwieweit ist solch ein häufiges, heftiges "den Tag verarbeiten" (müssen) noch "normal"?
Vielen Dank! :)
Mitglied inaktiv - 09.12.2004, 10:58
Antwort auf:
Schlechte Träume (21 Mo): Was ist noch normal?
Hallo, die Erklärung des etwa Zweijährigen von "meins" ist tatsächlich eine Erklärung mit elementarer Bedeutung. Der Besitzanspruch des Kleinkindes in diesem Alter, der Trotzphase, drückt sein Bedürfnis nach positiven Attributen aus, will heißen, in allem, was "meins " ist, steckt für das Kind eine Auszeichnung. Um sein Selbst zu stärken werden viele solche Auszeichnungen gebraucht. Da macht das Kind vor nichts halt.
Bestreitet man nun aus an dieser Stelle falscher Überbewertung der Rechtslage dem Kind diesen Anspruch, stößt man es in die Negativattributierung zurück und setzt es der Beschämung aus. Entsprechend geknickt und beleidigt reagieren die Kinder. Natürlich kann man dem Kind nicht alles lassen, was es sich nimmt und zum Besitz erklärt, hin und wieder muß man schon sanft darauf hinweisen, daß auch andere Menschen an etwas Besitz haben.
Am besten geht es so, daß man dem Kind etwas Anderes, Unwichtiges im Tausch als Besitz anbietet und das zu unrecht Beanspruchtet damit auslöst. Die Werte brauchen dabei nicht gleich zu sein. Alle solchen Erlebnisse beschäftigen das Kind naturgemäß sehr, und daß es dann davon träumt ist sogar sehr wahrscheinlich, v.a. wenn besondere Konflikte aufgetreten sind. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.12.2004
Antwort auf:
Schlechte Träume (21 Mo): Was ist noch normal?
Indirekt bestätigen Sie meine unausgesprochene Annahme, dass die Meins-Konflikte besonders in der Kita (die wir ja nun wechseln werden) auftreten, da die Erz. (nach allem was ich gesehen habe), nicht wirklich in der Lage sind, solch subjektives Geschehen IN den Kindern zu erkennen bzw. SANFT aufzufangen. Zu Hause versuche ich sehr, Ihre Ratschläge (auch v. Langtext) anzuwenden. Ich hoffe, dass die neuen Erz. anders reagieren werden (was ich auch schon beobachten konnte) und meine Tochter dann ruhiger schläft. :)
Mitglied inaktiv - 10.12.2004, 21:33
Antwort auf:
Schlechte Träume (21 Mo): Was ist noch normal?
Ich drücke Ihnen und Ihrer Tochter die Daumen!
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.12.2004