Frage: Induktion

Hallo, ich bin noch neu hier und das erste was ich loswerden muß, an dieser Seite können sich andere eine Scheibe abschneiden. Vor allem die Entwicklungstrilogie finde ich sehr gelungen. In diesen Artikeln wurden mir sehr viele Fragen beantwortet. Meine jetzige Frage bezieht sich auf das Thema Induktion. Leider finde ich im Suchlauf keine wirklich erklärenden Infos. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn sie mir kurz weitere Erläuterungen geben könnten oder andere weiterführende Webseiten. In diesem Sinne, vielen Dank im Voraus, mfg Ronny Schneider

Mitglied inaktiv - 10.01.2005, 12:02



Antwort auf: Induktion

Stichwort Induktion Liebe Ronny Schneider, Induktion wäre ein wichtiges Thema für die Fortsetzung der "Trilogie", die es aber nur in Buchform gibt. Für das Buch suche ich im Moment noch den passenden Verlag. Zwar habe ich auf die Frage zur Induktion am 2.10.04 schon eine umfangreiche Antwort gegeben, aber ich will das wichtige Thema gerne noch einmal aufgreifen. Als Induktion bezeichnet man die pädagogische Maßnahme, dem Kleinkind "ein Gewissen zu machen". Das Gewissen ist wahrscheinlich im Menschen genetisch angelegt (auf welche Weise ist allerdings noch völlig unbekannt), bedarf aber vieler psychologischer und erzieherische Schritte, damit es sich in der wachsenden Persönlichkeit als stabiler und zuverlässiger Faktor auch ausbildet. Die Grundvoraussetzung für das Gewissen ist die Fähigkeit zur Empathie. Diese ist wiederum gebunden an ein selbständiges Selbst, von dem etwa mit eineinhalb Jahren gesprochen werden kann. Das Kind muß jetzt erfahren, daß seine Gefühle auch ebensolche eines anderen Menschen sind. Zunächst erfährt ein Kind das am Erleben in der Interaktion mit seinen Bezugspersonen, sprich seinen Eltern. Und an diesem Punkt setzt die Induktion ein. Negativ besetzte Verhaltensweisen wie v.a. aggressives Gebaren soll vom "Geschädigten" in deutlicher, vielleicht etwas übertriebener Weise quittiert werden, um das bei ihm ausgelöste Leid dem Kind zu spiegeln. In der Verbindung nun zum eigenen Leid soll das Kind lernen, einem anderen solche negativen Gefühle nicht mehr zu bereiten. Das begreift ein Kind nach einigen Malen tatsächlich und fängt automatisch an, die attackierte Mutter oder den Vater zu trösten, was in ihm wiederum großen Stolz auslöst. Dieser Stolz stärkt seinerseits das Selbstbewußtsein des Kindes und ist Garant dafür, das das Kind in diese Richtung weiter "arbeitet". Das funktioniert einstweilen aber immer nur im konkreten Geschehen. Ab etwa 4 Jahren dann entdeckt das Kind (der Theorie of Mind zufolge), daß es dieses Gefühlsleben auch unabhängig von tatsächlichen Begebenheiten als ein ideales Gebilde in den Köpfen der Menschen gibt, was sich an interessanten psychologischen Tests (kognitiver Art) nachweisen läßt. Konkret: das Kind muß nicht immer wieder dieses Phänomen ausprobieren, sondern weiß die Reaktion der Mutter, das Vaters oder eines anderen im Voraus einzuschätzen. Damit beginnnt dann das, was wir Menschen Moral nennen und was sich schließlich im Gewissen für immer als Verhaltenskorrektiv verankert. Eine gesunde psychosoziale Entwicklung, für die ich hier eintrete, muß allerdings vorausgesetzt sein. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu kompliziert. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.01.2005



Antwort auf: Induktion

Lieber Dr.Posth, genau wie mein Vorredner kann ich nur mein allergrößtes Lob und Respekt vor Ihrer Trilogie und dem was noch bald kommen mag aussprechen. Wieviel Kinder könnten mit viel mehr Liebe,Geduld und Nähe Ihrer Bezugspersonen aufwachsen,wenn diese nach Ihrer Sichtweise handeln würden. Allein Ihre Erklärungen bis hin zum menschlichen Ursprung sind faszinierend und zeigen auch ,warum die Bedürfnisse eines Säuglings/Kleinkind nicht verwehrt werden dürfen. Viele Grüße Maria.

Mitglied inaktiv - 11.01.2005, 20:31



Antwort auf: Induktion

Hallo, auch Ihnen vielen Dank für das Lob. Genau das, was Sie sagen, möchte ich erreichen. Ich bin überzeugt davon, daß es sich für das ganze Leben dieser Kinder auszahlt, wenn die Eltern so handeln, wie ich es mir als richtig vorstelle. Einem solchen Handeln gelten meine Empfehlungen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.01.2005



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