Monatsforum April Mamis 2022

Schicksalhafte Bestellung

Schicksalhafte Bestellung

Wollimama

Ich habe mir fest vorgenommen, meine Geschichte mit euch zu teilen, sobald ich noch dazu komme. Nun einen Tag vor ET schaffe ich es also doch noch. Immerhin haben wir ja alle aktuell viel Hibbelzeit zu überbrücken, oder? ;) Es sollte wohl so sein. Lehnt euch zurück und nehmt euch die Zeit - wenn ihr wollt - für einen kleinen wundersam-schicksalhaften Ausflug. Glück im Bauch Als wir letztes Jahr unseren Sohn Nummer 2 auf dieser Welt begrüßen durften, waren wir im Grunde komplett und die Familienplanung abgeschlossen. Er war von Beginn an ein sehr aufmerksames Baby und entpuppte sich nach kurzer Zeit als absoluter Strahlemann mit Hummeln im Hintern. Das absolute Gegenteil zum großen Bruder, dem Denker. Herrlich wie unterschiedlich die Kinder sein können! Bis ich das Glück über den kleinen Kerl in meinem Bauch fassen konnte, verstrichen aber Monate des Kopfkinos und des Schams. Denn jede Faser meines Körpers glaubte, ein Mädchen zu erwarten. Seit meine Mutter verstarb, setzte ich mich sehr mit dem Schicksal auseinander. Die einen glauben an eine Religion, die anderen ans Universum und wieder andere eben, dass alles einfach irgendwo ineinander greift und seinen Grund hat. So redeten mir zur Zeit der Schwangerschaft alle ein, dass es nun ein Mädchen wird. Ich spürte es, ich glaubte es, sah überall Zeichen der Bestätigung- und fiel in eine tiefe „Glaubenskrise“, als das Wunder in meinem Bauch sein Gemächt präsentierte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich für diese Gedankengänge geschämt habe. Es hat mich zerfressen. Es gibt auf der Welt unzählige, unsagbar verzweifelte Paare, die sich nichts sehnlicher als ein Kind wünschen. Einen gesunden Spross. Und ich „trauerte“ um das Mädchen, dass ich mir einbildete. Das mir vom Schicksal versprochen wurde. Oder sah ich einfach nur, was ich sehen wollte? Verarscht Immer wieder dachte ich, ich hätte mit dem Thema abgeschlossen und könnte mich voll und ganz auf mein Bübchen freuen. Doch die Fragen, warum ich mich in diesem Fall so täuschte, holten mich ständig ein. Ich fühlte mich von meinem Glauben und Gedanken schlichtweg verarscht. Und verfiel in eine Art Resignation dem Leben gegenüber, um nicht in eine Undankbarkeit abzurutschen. Das klingt für den ein oder anderen vermutlich mehr als übertrieben und nicht nachvollziehbar, immerhin reden wir hier immer noch von „dem falschen Geschlecht“. (Und nochmal an dieser Stelle: ich habe mich in Grund und Boden geschämt!) Aber stellt euch mal vor, ihr erleidet einen Schicksalsschlag, verliert einen geliebten Menschen und findet nach langer Zeit in einer Blase lebend Trost in einem Glauben, der euch dann 10 Jahre lang stützt. Einen Leitfaden, einen Halm an den man sich klammert, eine Jacke, die euch in Sicherheit hüllt. Meine Art in die Zukunft zu schauen und die Dinge zu akzeptieren wie sie sind und zu vertrauen, dass sich alles fügen wird. Und das wird euch auf einmal genommen. Ich suchte lange nach einem Weg, das Gedankenkarussell abzustellen, einen Grund warum ich mich so irreführen lassen hab. Und irgendwann kam ich zu einer wichtigen Erkenntnis, die mir inneren Frieden versprach: Ich bin ein denkender Mensch mit Gefühlen. Und ich habe manchmal Gedanken, für die ich schlichtweg nichts kann. Meine Fehler gehören zu mir, es sind meine Schwächen die genauso ihre Daseinsberechtigung haben wie meine Stärken. Das macht mich als Mensch aus, meinen Charakter, meine Art, meine Denkweise. So wurde ich geboren und so wurde ich vom Leben geformt. In dem Moment, wo ich meine Schwächen erkannte und meine Gefühle akzeptierte, fand ich meinen Frieden. Denn es waren meine Gefühle. Und die waren einfach nur echt. Wichtig ist nicht, dass wir manchmal schlechte Gedanken haben, sondern wie wir uns damit auseinandersetzen. Und dann haben wir die Wahl wie wir reagieren. Mit dieser Erkenntnis fand ich zu meinem Glauben und meiner Weltanschauung zurück und konnte mit dem Thema abschließen. Und es hat sich unfassbar zufriedenstellend angefühlt. Sommer in den Bergen Dann kam der Sommerurlaub und ich erhielt eine Lieferung vom Schicksal, mit der keiner gerechnet hatte: einen positiven Schwangerschaftstest. Rückblickend betrachtet kann man sich natürlich schon erklären, wie die Sache mit der Fortpflanzung funktioniert. Aber in dem Moment erschien es undenkbar. Nach einer dezenten Schockstarre folgten Tage der Diskussionen mit meinem Partner. Nervenaufreibendes Abwägen von Pro und Kontra. Können wir uns ein drittes Kind leisten? Haben wir den Platz, die Zeit, die innere Ruhe, das familiäre Netzwerk? Und: sollte so sein? Nachdem die Gyn bestätigte, dass da ein Herzchen schlägt, kamen wir zu dem Entschluss, dass alle Gründe gegen das Kind egoistischer Natur gewesen wären. So begann die Reise in Schwangerschaft Nummer 3 und abermals die intensive Auseinandersetzung mit dem Schicksal und den Wegen, die es wählt. In den kommenden Wochen fragte ich mich selbstverständlich oft, was nun auf uns zukommen wird. Immerhin hatte ich noch ein Kleinkind, was ich u.a. stillte und rumschleppen musste. Naja und sein wir mal ehrlich: Ich fragte mich durchweg, ob das alles wieder zum Plan des Schicksals gehörte und mir nun das kleine Mädchen geschickt wird, was ich das Jahr zuvor so sehr gerufen habe. Natürlich hatten wir uns für das kleine Wunder entschieden und letzten Endes wäre Bübchen Nr 3 genauso mit offenen Armen empfangen worden. Aber wenn es jetzt wirklich ein Mädchen werden würde, würde der ganzen Geschichte doch irgendwie ein bisschen Zauber innewohnen, oder? Der Tag der Wahrheit war der Tag der Feindiagnostik. Nachdem wir ein bisschen bibbern mussten, weil etwas zum ETS in der Hirnstruktur nicht richtig darstellbar war, durften wir uns später über unauffällige Befunde freuen. Und über die herrlich trockene Aussage der Gyn: „Das is ne kleine Büchse“. Ich fühlte mich, als wäre ich mit einer warmen Glitzerwolke gefüllt, so zauberhaft war dieser Moment. Ist das zu glauben? Ich konnte es nicht fassen. Da zweifelt man an so vielen Dingen, seinem Glauben, zermartert sich vor Schuldgefühlen, fragt sich Nächte- und Tagelang was jetzt der Plan der ganzen Sache war. Und auf einmal wurde mir bewusst: Das Schicksal wollte, dass wir 3 Kindern das Leben und ein zu Hause schenken. Vielleicht hätte ich mich für eine andere Verhütungsmethode entschieden, wenn Spross Nr 2 gleich ein Mädel gewesen wäre? Vielleicht hätte ich mir gründlichere Gedanken gemacht? Oder ich hätte nicht gelernt, dass es ok ist, wenn man schlechte Gedanken hat und sich derer annehmen muss. Und zu akzeptieren: egal wie es kommt, es sollte so sein. Für die Zukunft Nun warten wir jeden Tag auf die Ankunft unserer Tochter. Die Tochter, die wir ja irgendwo beim Schicksal bestellt haben. Sie kam halt nur mit einem Jahr Verspätung. Ich bin ja auch nie pünktlich ;) Oft wurde ich gefragt, ob das so geplant war. Und ich fragte mich, was ich meiner Tochter wohl mal auf die Frage antworten würde. Mittlerweile weiß ich es: Du wurdest nicht geplant. Du wurdest uns geschenkt. Wenn ich in die Zukunft blicke, habe ich natürlich einen riesigen Respekt vor dem Alltag mit Schulanfänger und zwei Kleinkindern. Mein Umfeld weiß, dass ich nicht die geduldigste Person bin. Aber ich arbeite an mir, jeden Tag und ich habe Vertrauen, dass mir das Schicksal nicht umsonst einen starken Stierjungen geschickt hat. Einen sturen Steinbock-Strahlemann. Und nun eine kleine Widderdame. Ich bin vom Kopf bis in den kleinen Zeh dankbar für meine drei Wunder und weiß, dass sich alles fügen wird. Schicksal/ Universum/ Religion/ Glauben. Egal wie man es tituliert, im Grunde haben die eigenen Gedankengänge eines gemeinsam: man gibt der Hoffnung einen Namen. Das ganze Leben ist mit Wundern bestickt. Man muss es nur aus dem richtige Blickwinkel betrachten wollen. Danke für eure Zeit. Ich wünsche euch eine tolle Zeit und ab und zu auch die ein oder anderen Momente der Wunder :)


Yassam

Antwort auf Beitrag von Wollimama

Ich habe gerade feuchte augen bekommen und weiss nicht was ich auf deinen post antworten soll…so ein schöner erlicher text Lieben dank für deine schönen worte…ich wünsche euch alles erdenklich gute


Sunnight289

Antwort auf Beitrag von Wollimama

Wunderschön geschrieben Uns ging es auch so, dass uns vom Schicksal ein drittes Kind geschenkt wurde und es fühlt sich an, als macht alles plötzlich einen Sinn


Redge81

Antwort auf Beitrag von Wollimama

Liebe Wollimama, Das hast du wunderbar geschrieben und ich finde es ganz toll und bewundernswert, wie du mit dem Glauben und dem Schicksal umgehst. Es passieren Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht immer ergründen können mit unserem Verstand. Dafür ist es umso schöner wenn dann Dinge passieren, die uns zeigen, dass da noch mehr sein könnte. Ein Plan den wir selber nicht so ganz willens beeinflussen können. Ich habe auch vor 3 Jahren meine Mutter verloren, sie hatte einen schlimmen Unfall, ein Baum stürzte mitten am Tag ohne Sturm oder Wind einfach auf ihr Auto. 5 Tage zuvor haben wir uns das letzte Mal gesehen und sie hat mich zum ersten Mal überhaupt darauf angesprochen, ob ich keine Kinder möchte? Ich war damals 37. Sie sagte mir, dass sie es immer wieder machen würde, Kinder seien das schönste auf der Welt. Das war am 19.04.19 Am 24.4.19 war der Unfall und auch unsere Planung damals, dass wir langsam uns mit dem Gedanken befassen wollten, Eltern zu werden ging für uns vor lauter Trauer erst mal weit weg. Dann haben wir vor ca einem Jahr den Kinderwunsch wieder aufgenommen, wir haben uns gesagt, wir versuchen es, ohne Stress und wenn es klappt, dann klappt es. Im 2. Zyklus wurde ich spontan schwanger und du das Schicksal schenkt uns ein Kind, welches am 19.4.22 zur Welt kommen soll. Ein paar Tage früher oder später, wer weiß, jedenfalls möchte da ein Kind zu uns, welches zu der selben Zeit auf die Welt kommt, wie sie meine Mama verlassen hat. Ich frage nicht warum das so passiert, es ist genau richtig so und ich glaube fest daran, dass es für uns so geplant war. So wie dein Mädel, dass jetzt 2 wundervolle große Brüder hat. Alles Gute für euch und viel Kraft für Geburt und die Zeit danach. Fühl dich gedrückt. LG Redgi


NerdMom

Antwort auf Beitrag von Wollimama

Danke für das teilen deiner schönen Schicksalsgeschichte


Taetae

Antwort auf Beitrag von Wollimama

Danke, dass du das mit uns geteilt hast :) Grüße aus dem Nov’21


Wollimama

Antwort auf Beitrag von Wollimama

Freut mich sehr, dass ihr euch die Zeit genommen habt