September Mamis

Forum September Mamis 2018

Pränataldiagnostik- wie und warum habt ihr euch entschieden?

Thema: Pränataldiagnostik- wie und warum habt ihr euch entschieden?

Hallo Ladies, Ich habe mich jetzt nach ewigem hin und her überlegen gegen den Harmony Test entschieden. Gründe waren jetzt letztendlich dass ich jung bin, in der Familie keine Anhaltspunkte gibt, ich ein gutes Gefühl habe, finanziell nicht gerade gut ausgestattet bin und die 300 Euro für Dinge fürs Baby ausgeben kann. Ausschlaggebend für die Entscheidung es doch nicht zu machen war aber auch die Empfehlung meines Aztes, der meinte dass laut US so erstmal alles in Ordnung sei und er mir abraten würde, letztendlich bleibt es natürlich meine Entscheidung. Gut nun habe ich mich dagegen entschieden und es war wirklich ein langes hin und her, es ist keine leichte Entscheidung. Ich wollte jetzt einfach mal eure Gedanken dazu hören. Vielleicht sollten sich die Schwangeren die sich auch gegen die Pränatests entschieden haben besonders angesprochen fühlen. Wie Argument ihr und was waren bei euch die Gefühle die zur Entscheidung dagegen geführt haben ?

von Elif12 am 22.03.2018, 12:44



Antwort auf Beitrag von Elif12

Huhuu, ich komme zwar aus dem Juni aber finde das Thema sehr wichtig.... Hm. Bei meinem ersten Kind habe ich keinen Test gemacht. Ich wollte ihn nicht und hatte das Vertrauen das alles gut werden wird! Jetzt in der 2. Ss habe ich - auch ohne Anhaltspunkte- einen machen lassen! Ich kenne meinen Mann nun sehr viel besser im Hinblick auf Stress und Kind, ich trage die Verantwortung für meinen ersten Sohn und ich wusste: sollte etwas sein kann ich das nicht abfangen, ohne dass er darunter leiden muss. Ich habe lange in einem Hospiz für Kinder gearbeitet und kenne die resultierende Belastung... nein, ich hätte es dieses Mal nicht so annehmen können! Ich trage bereits eine Verantwortung... mein Blickwinkel hat sich verändert. Ich wünsche Dir alles Gute

von Baby-boy-mom am 22.03.2018, 12:53



Antwort auf Beitrag von Elif12

Wir wollten zuerst den pränatest machen lassen. In meiner Familie sind mitte der 70er Jahre zwei Kinder mit trisomie 21 geboren worden und ca 4 Wochen später verstorben. (Ich denke aufgrund der damaligen Kenntnisse der medizin) Leider gibt es hierzu keinerlei Unterlagen. Es waren beides Schwestern meiner Mutter, also meine cousinen. Meine Mutter wurde damals getestet, ob sie erbträger für t21 ist und sie ist es nicht, also ist mein Risiko nicht höher, als bei jemandem, der keine t21 Fälle in der Familie hat. Ich bin 29 und werde im Mai 30, mein Mann ist 34. Wir haben uns nun gegen den pränatest und die nfm entschieden. Ich würde hier keine Konsequenzen aus dem Ergebnis ziehen, wenn etwas wäre. Es sei denn,es wäre ganz schlimm. Nach meiner FG im Oktober möchte ich auf mich, das Baby und die Natur vertrauen. Ich habe auch, trotz der Angst durch die FG, ein gutes Gefühl. Ich finde es super, dass man heute viele Tests machen lassen kann und jeder kann und soll das selber entscheiden. Hier gibt es kein richtig oder falsch. Hin und wieder überlege ich mir, ob wir nicht doch etwas hätten testen sollen, aber mein FA hat in der 13 ssw extra ein 3D Ultraschall gemacht, weil ich so Angst habe und da sah alles super aus. Vertrau auf dein Gefühl. Jede Entscheidung ist richtig.

von Sabrina_Daniel am 22.03.2018, 13:07



Antwort auf Beitrag von Elif12

Huhu ich habe mich bewusst dagegen entschieden- für meine Schwester die Trisomie 21 hat und ich bei dieser Diagnose oder bei ähnlichen- nicht schwerwiegenden- diagnosen, dieses Kind auch behalten und genauso Lieben würde- kommt was wolle. Meine Schwester hat mir gezeigt wie Lebenswert das Leben ist und das sie so gerne auf dieser Welt ist. Ich denke mal bei sowas wie einem ausgeprägten offenen Rücken oder ähnliches, dass man sowas auch normal im US sieht und auch da muss ich sagen, ich habe eine Bekannte die jünger ist als ich und ein Kind mit spina bifida hat und sie ist jeden Tag für ihre Tochter da, sie geht mittlerweile in ein speziellen Kindergarten und sie arbeitet wieder, auch dieses Kind ist trotz Einschränkungen, völlig glücklich und ausgeglichen. Ich unterstütze die Meinung das man Menschen, egal wie jung oder klein sie sind, nicht die Entscheidung nehmen soll ob sie Leben wollen oder nicht sofern man es sich selbst körperlich und psychisch zutraut sowas zu tragen für viele viele Jahre. Aber ich würde lieber meinem Kind schöne Jahre ermöglichen soweit es halt geht und es dann, sofern es sein muss, von selbst zu den Engeln reisen lassen. Ich könnte nicht von Anfang an sagen dass ich es nicht möchte. Das Leben ist auch ohne Diagnose manchmal sehr schwer, ich wurde auch viel geprägt davon. Bei mir hieß es mit 6 Monaten das ich Krebs hätte, das mir mein Bein amputiert werden muss und ich im Rollstuhl enden werde. 9 Jahre lang haben wir zusammen gekämpft und ich habe große Narben am Bein, aber ich laufe schneller als viele andere in meinem Leben. Das war jetzt ein langer Text, aber meine persönliche Gedanken.

von Masupila0912 am 22.03.2018, 13:13



Antwort auf Beitrag von Masupila0912

Natürlich würde ich mein Kind auch bedingungslos lieben mit schwerwiegenden diagnosen, aber das bedeutet ja auch meistens dass das Kind nicht Überlebensfähig ist oder nur an Maschinen leben kann.

von Masupila0912 am 22.03.2018, 13:16



Antwort auf Beitrag von Elif12

Hallo. Ich bekomme mein drittes Kind und habe mich wie in den ersten beiden SS gegen sämtliche Tests entschieden. Dieses Mal hatte ich tatsächlich schon hin und wieder den Gedanken, ob es wohl gesund ist und ob ich das Leben mit einem behinderten Kind schaffen würde - und ja, ich weiß ich würde es schaffen. Es gibt heute so viele verschiedene unterstützungssysteme und Hilfsangebote. Natürlich wünsche ich mir ein gesundes Kind und natürlich ist das Leben mit einem gesunden Kind um vieles „einfacher“. Aber ich weiß sehr wohl auch, dass ein gesund geborenes Kind nicht unbedingt gesund bleiben muss - und dann? Aus der Praxis kenne ich sehr viele Kinder aufgrund von geburtstschädigungen oder Krankheiten im frühen Kindesalter behindert sind, oder deren Behinderung bei keinem Test entdeckt wurde. Für mich ganz persönlich käme eine Abtreibung sowieso niemals in Frage. Ich könnte damit wahrscheinlich nicht leben, dieses winzige Leben in mir ausgelöscht zu haben. Das ist sowieso der erste Punkt über den man nachdenken sollte. Trotzdem verurteile ich niemand, der hier anders denkt. Es muss und soll eine persönliche Entscheidung sein dürfen. Leider habe ich auch schon Eltern kennen gelernt die damit konfrontiert wurden „wie man nur bewusst ein behinderte Kind in die Welt setzten kann.“ so nach dem Motto: selbst schuld, jetzt schau wie du klar kommst. So etwas finde ich wirklich schrecklich und sagt leider viel über unsere Gesellschaft aus.

von ihetdhl am 22.03.2018, 13:53



Antwort auf Beitrag von Elif12

Ihr Lieben, hach dieses Thema... Ich wollte hier auch niemandem zu nahe treten mit meiner Meinung!!! Ich hätte nur selbst zuviel Angst zu versagen. Ich habe Hochachtung vor allen Eltern und nein, man kann im Leben eigentlich eben nichts planen!!! Ich glaube auch, dass besondere Menschen ebenso glücklich sein können!!!!!! Ich hoffe das hat hier niemand falsch verstanden...ich bin zutiefst dankbar nicht vor diese Entscheidung gestellt worden zu sein! Alles Gute Euch!

von Baby-boy-mom am 22.03.2018, 14:08



Antwort auf Beitrag von Baby-boy-mom

Ich hab mich von deinem Post jetzt persönlich nicht angegriffen gefühlt, ich weiß das jeder Mensch anders denkt und das auch jeder Mensch das Recht dazu hat und man weiß selbst nie wie man darüber denkt, wenn man in deiner Situation zum Beispiel wäre. Meine Mama war zum Beispiel mit 4 kleinen Kindern (inklusive dem mit Trisomie 21) alleine zuhause, ich bin in der Ausbildungszeit öfter gekommen und habe geholfen und das war manchmal wirklich die Hölle auf Erden, einfach weil 5 Kinder - mit meiner Tochter zusammen. Wirklich anstrengend sind, da könnte ich mir das auch absolut nicht vorstellen noch ein pflegebedürftiges Kind zu haben. Aber sie hat es gott sei dank geschafft und ist wieder verheiratet und glücklich

von Masupila0912 am 22.03.2018, 15:52



Antwort auf Beitrag von Elif12

Ich habe mich bei der letzten SSW und dieser bewusst gegen das Erst-Trimesterscreening und sämtliche weiteren Tests ähnlicher Art entschieden. Das hat oft Unverständnis hervorgerufen, weil ich beim ersten Mal 40 und jetzt 42 bin. Ich hatte aber 1. immer ein gutes Gefühl, 2. aufgrund meines Berufes viel Erfahrung mit behinderten Kindern und weiß 3. ein gesund geborenes Kind keine Garantie für ein gesund bleibendes Kind ist. Ich bin aber der Meinung, dass das jede Frau für sich selbst entscheiden muss. Der Weg ist da nicht immer einfach, aber was ist das schon im Leben...

von Bondgirl1976 am 22.03.2018, 16:14



Antwort auf Beitrag von Elif12

@Masupila, ihetdhl und Bondgirl, was ihr geschrieben habt, kann ich nur unterstreichen. Ihr sprecht mir aus der Seele. Ich muss da auch gar nichts zufügen. Ihr habt schon alles gesagt

von flinkeLuna am 22.03.2018, 16:37



Antwort auf Beitrag von Elif12

Ich habe mich aus den gleichen Gründen wie du,@Elif12, dagegen entschieden.

von HailieLila am 22.03.2018, 18:47



Antwort auf Beitrag von Elif12

Wir lassen auch nichts extra untersuchen. Wir nehmen unser Kind so wie es ist. Sollte es nicht überlebensfähig sein und direkt nach der Geburt sterben,so werden wir es begleiten. Sollte es eine andere Behinderung haben,dann werden wir uns dieser Herausforderung stellen. Denn - so denken wir - auch ein gesund geborenes Baby kann sehr schwer erkranken. Ich denke jeder muss es selbst entscheiden. Wir sind auch froh, dass wir eine Frauenärztin haben,die da auch sehr "locker" ist. Sie hat bis jetzt noch kein Sterbenswörtchen von irgendwelchen zusätzlichen Untersuchungen verloren

von lillyfee2007 am 22.03.2018, 21:11



Antwort auf Beitrag von Elif12

Ein sehr interessantes Thema... ich könnte Seiten drüber schreiben. Will aber nur kurz meine Erfahrung und meine Bedenken äußern. Wir hatten ein schwerstkrankes und mehrfach schwerstbehindertes Kind bekommen. Wir durften es zwei Jahre begleiten, bis es dann in Papas Armen verstorben ist. Kein leichter Weg, jedoch ein sehr bereichernder, den wir nicht missen wollen. Jetzt könnt ich viel drüber schreiben, wie gut wir in Deutschland unterstützt werden, mit Intensivpflegediensten, Kinder-Palliativteams, finanzieller Unterstützung und anderen Hilfen, die es "leichter" machen im Alltag mit behinderten Kindern. Die Mutterliebe und Hingabe war bei mir dieselbe zu diesem Kind, wie zu den kleinen Geschwistern, auch wenn unser krankes Kind überhaupt kein schönes Leben hatte. Wir liebten sie, so unperfekt wie sie auch war! Ich möchte nur zu Bedenken geben, dass die Tests dir keine Garantie geben und nur auf einen kleinen Teil von Erkrankungen hinweisen. Kein Test der Pränataldiagnostik hätte es bei unserem Kind vorher herausgefunden, wie schwer krank es war. Und viele Kinder, die wir in Kinderhospizen, Spezialkliniken oder anderen Einrichtungen kennenlernten, hatten "Genfehler", die elbst zu Lebzeiten schwer herauszufinden waren. Ich finde das wichtig zu wissen, weil ich immer wieder lese, wie Frauen sich in Sicherheit wiegen, wenn sämtliche Tests positiv ausgingen! Ich will keine Angst damit machen, nur zum Nachdenken anregen, dass auch ein nicht-perfektes-Kind in der Gesellschaft willkommen sein sollte! Und jede Schwangere trägt ein Risiko in sich. Wir erwarten wieder ein Kind und grad mit unserer Vorgeschichte lass ich nichts testen. Wir nehmen jedes Kind an, so wie wir es geschenkt bekommen und geben jedem Kind die Chance und Liebe! Und wenn ich vorher wüsste, es hat keine Überlebenschance, dann ist es für mich leichter zu ertragen, das Kind beim Sterben zu begleiten, als sein Leben vorher im Mutterleib "beenden" zu lassen. Alles Gute dir!!

von Kaffeetante am 02.04.2018, 13:46