Sehr geehrter Dr. Hellmeyer!
Vor gut einem Jahr habe ich meinen Sohn spontan entbunden: er hatte die Nabelschnur 2x um den Hals, es musste alles schnell gehen. Mein Sohn war Gott sei Dank gesund, aber ich musste direkt nach der Geburt unter Vollnarkose genäht werden, da ich einen hohen Scheidenriss und einen (großen) Dammschnitt hatte.
Ich konnte wochenlang nicht schmerzfrei sitzen, monatelang nicht schmerzfrei gehen. Vor allem der Scheidenriss bereitet mir große Probleme, da sich "wildes Fleisch" gebildet hat, das beim Gehen ein unangenehmes Fremdkörpergefühl (wie verrutschtes Tampon) auslöst. Erst ein Dreivierteljahr nach der Geburt habe ich die Narben nicht mehr bei jedem Schritt gespürt und Geschlechtsverkehr war wieder weitgehend schmerzfrei möglich.
Jetzt bin ich wieder schwanger und spüre die Narben wieder bei jedem Schritt (vermutlich aufgrund Scheidentrockenheit).
Überall höre und lese ich, dass bei der 2. Geburt Geburtsverletzungen sehr selten sind. Aber gilt das denn auch, wenn man auf diese Weise vorbelastet ist?? Narbengewebe dehnt sich doch weniger gut und ich merke doch, dass meine Scheide jetzt enger ist als früher.
Mir konkret wurde gesagt (von Arzt und Hebamme), dass man mir nichts prophezeien kann, da alles darauf ankommt, wie sich das 2. Kind bei der Geburt herausdreht. Aber das bedeutet für mich eine Schwangerschaft voller Angst bis zur letzten Sekunde.
Wären neuerliche Geburtsverletzungen in meinem Fall wirklich sehr unwahrscheinlich (und ich weiß, dass das aus der Ferne schwierig zu beurteilen ist, aber aus der Nähe bekomme ich auch keine Antworten) oder stellt Narbengewebe in der Scheide sehr wohl ein erhöhtes Risiko für nochmalige Verletzungen dar?
Natürlich wäre mir eine Spontangeburt ohne Verletzungen lieber als ein Kaiserschnitt, aber die Angst vor abermaligen "Folgeschäden" stürzt mich in tiefe Verzweiflung.
Ich habe auch Angst, dass meine Geburtsklinik (die sich rühmt, eine sehr niedrige Kaiserschnittrate zu haben) meinen Wunsch nach einem Kaiserschnitt nicht akzeptieren könnte.
Vielen Dank schon jetzt für Ihre Antwort!
Freundliche Grüße,
Dani Ela
von
Dani Ela
am 24.06.2014, 08:44
Antwort auf:
Kaiserschnitt nach Geburtsverletzungen bei 1. Geburt?
Hallo Dani Ela, Ihre Angst ist erst einmal total verständlich. Die Geburt wird wahrscheinlich schneller und besser gehen, dennoch bleibt das Risiko einer erneuten Verletzung, die man dann aber vielleicht auch besser versorgen kann. Ein Kaiserschnitt ist eine richtige Bauchoperation und auch hier merken viele Frauen die Narbe (äußerlich und innerlich) ein Leben lang. Also, ich denke, Sie sollten die Spontangeburt versuchen. Nur, wenn Sie überhaupt nicht dahinter stehen können, ist aich die Indikation zu einer primären Sectio gegeben. LG
von
Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer
am 24.06.2014
Antwort auf:
Kaiserschnitt nach Geburtsverletzungen bei 1. Geburt?
Wie kommst du darauf, dass Geburtsverletzungen beim 2ten Kind selten sind?
Beim ersten Kind haben 80% der Frauen Geburtsverletzungen, beim 2ten Kind sind es immernoch 50%. Das finde ich nicht selten.
Ich habe auch mein erstes Kind spontan entbunden mit Verletzungen, und wenn ich etwas rückgängig machen könnte dann das und würde auch mein erstes per Kaiserschnitt bekommen.
Mein 2tes und 3tes bekam ich dann per Kaiserschnitt, und da verlief alles tip top. Und ich war sehr schnell wieder Schmerzfrei.
Geschlechtsverkehr war nach 2 Wochen schmerzfrei möglich. ( nach spontan war monatelang nicht mal daran zu denken).
Ich würde mich immer wieder für einen Kaiserschitt entscheiden. Auch die Geburtserinnerungen sind von den Kaiserschitten viel schöner und harmonischer.
von
mamavonbaby
am 24.06.2014, 10:07
Antwort auf:
Kaiserschnitt nach Geburtsverletzungen bei 1. Geburt?
Liebe D,
ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst, denn ich habe eine ähnliche Geschichte hinter mir. Eine dramatische erste Geburt mit 2x Nabelschnurumschlingung - da hat man auf mich wenig Rücksicht genommen. Ich hatte sehr starke Geburtsverletzungen und auch monatelange Schmerzen (beim Sitzen, Gehen, Sport und Sex).
Was deine Narben angeht kann ich dir nur raten sich einem Frauenarzt anzuvertrauen und dieses "wildes Fleisch" entfernen zu lassen. Das ist gar nicht so selten! (Klingt schlimmer als es ist: es wird alles betäubt und schon nach ein paar Tagen ist schmerzfreier Geschlechtsverkehr möglich!)
Und zweitens: Mach einen Kaiserschnitt! Lass dich nicht zu irgendwelchen Heldentaten überreden! Ja, ein Kaiserschnitt ist schmerzhaft und die Heilung länger und man schneidet da Muskeln und Haut. Aber nur du weißt, wie deine Geburtsverletzungen geheilt haben! Auch lange, schmerzhaft und auch mit Narben. Na dann schon lieber kontrolliert und geplant am Bauch schneiden als wieder voller Panik im bereits vorgeschädigtem Bereich sich unkontrolliert verletzen zu lassen.
Ich erwarte mein zweites Kind und es wird ein KS. Das haben mir meine Ärzte schon nach der ersten Geburt als Option angeboten. Niemand muss sich sowas zwei mal antun!
Viel Glück, es wird alles gut, wenn du auf dein Bauchgefühl hörst!
von
Apple85
am 04.07.2014, 10:45