Frage: sternales Einziehen

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. Gerhard Jorch, unsere Lilli ist heute 30 Tage alt. Sie ist in SSW 26/6 mit 925 gr. geboren. Wurde nicht beatmet, hatte keine Blutungen, eigentlich war bisher alles super gut. Seit einigen Tagen zieht sie ihren Brustkorb beim Einatmen stark ein. Sie bekommt 30% Sauerstoff im Inkubator (kein CPAP). Das Pflegepersonal spricht vom sternalen Einziehen und wenn sie nicht mehr O2 benötigt ist es gut so, doch wenn sie mehr benötigt, müsse man medikamentös behandeln. Jetzt meine Frage; ist das etwas, worüber wir uns Gedanken machen müssen, oder gehört es zum Frühchen dazu? Lilli war auch schon bei 25% O2 und das Atmen war wesentlich leichter. Ansonsten ist sie fit, nimmt pro Tag ca. 30 gr. zu und ist stabil. Hat vielleicht 2-3 Bradys pro Tag, aber wesentlich besser als noch vor 10 Tagen. Können Sie uns da aus Ihrer Erfahrung etwas berichten. Danke für Ihr Engagement, allein nur auf dieser Seite... Allen einen schönen dritten Advent. Thomas Gehle

Mitglied inaktiv - 11.12.2005, 13:47



Antwort auf: sternales Einziehen

Sternale Einziehungen entstehen immer dann, wenn die Kraft der Atemmuskulatur größer ist als die Festigkeit von Lunge und Brustkorb. Sie sehen also, dass neben der Qualität der Lunge (mit "Festigkeit" meine ich verminderte Dehnbarkeit und das ist ungünstig)noch Die Stärke der Atemanstrengungen und die Weichheit des Brustkorbes eine Rolle spielen. Einziehungen müssen also nicht unbedingt bedeuten, dass die Lunge schlechter geworden ist. Es kann auch sein, dass die Atemanstrengungen stärker oder der Brustkorb weicher geworden sind. Aber natürlich ist es auch möglich, dass trotz fehlender Beatmung eine Verhärtung der Lungenbindegewebe (durch Sauerstoffgabe und Unreife) sattgefunden hat oder sich eine Lungeninfektion entwickelt hat (z.B. Chlamydien). Günstig ist der niedrige Sauerstoffbedarf, der gegen eine schwere Lungenentzündung spricht. Wie auch immer - solche Rückschläge sind bei Frühchen von 26 SSW durchaus nicht selten und werden meistens erfolgreich überwunden.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 11.12.2005