Frage: Probleme beim alleine Essen

Guten Tag Frau Windisch, ich habe mit meiner kleinen Tochter folgendes Problem: Sie moechte nicht selbstaendig mit dem Loeffel essen. Zwischendurch (mit ca. 2) hatte sie es eigentlich schon ganz gut geschafft, gerade bei nicht so fluessigen Sachen. Dann wollte sie aber von einem Tag auf den anderen nicht mehr. Das Umfeld meinte zunaechst so "ja, da gibt es immer wieder Phasen". Ich warte aber jetzt seit einem Jahr darauf, dass die Phase wieder aufhoert. Im Herbst soll sie jetzt mit etwas ueber 3 Jahren in die Kita, daher moechte ich jetzt nach Moeglichkeit schon mit dem Training beginnen. Es ist nicht so, dass sie generell unselbstaendig ist, oft hoere ich "das kann ich selbst". Gerade bei anderen Bewegungssachen ist sie sehr selbstbewusst, und bietet zB auch aelteren Kindern auf dem Spielplatz Hilfe dabei an, auf die Rutsche zu klettern. Aber nicht beim Essen, und auch das Toepfchen lehnt sie ziemlich vehement ab, obwohl sie versteht, worum es geht. Was ich beobachtet habe, spielen vermutlich folgende Sachen mit hinein: 1) Meine Tochter hat sehr ungern Dreck auf Gesicht und Haenden. Als sie noch versucht hat, selbst zu essen, und etwas danebengegangen ist, gab es immer eine "oh nein!" Reaktion, und dann war oft auch schon die Mahlzeit beendet, sogar, wenn sie erst angefangen hatte. ich versuche immer, ihr klar zu machen, dass das nicht so schlimm ist, aber sie ruft dann immer ganz bestuerzt "meine Hand!" und laesst sich nicht beruhigen. 2) Irgendwie scheint sie alles zu kategorisieren in Sachen die sie gerne selbst machen moechte (kochen, geraete bedienen, klettern) und solche, die ich fuer sie machen soll. Ich versuche sie immer dazu zu animieren, dass wir Sachen gemeinsam machen, zB. wenn wir aufraeumen gebe ich ihr etwas, und sage "kannst Du das in die Spielzeugkiste tun?" Sie ist auch sonst sehr hilfsbereit, wenn ich sie bitte, etwas zu tun. Wenn ich aber versuche, sie dazu zu bewegen, dass Sie selbst isst (andere Blockaden, als sie zB nicht Zaehneputzen oder Baden wollte, hatten wir recht schnell ueberwunden), verliere ich auch ueberall sonst den guten Willen, dh wenn ich sie dazu bringen moechte, dass sie selbst isst und sage "das kannst Du ja schon selbst." dann arbeitet sie zB auch beim Aufraeumen nicht mehr mit, und sagt ebenfalls "das kannst du selbst", sie will dann auch nicht mehr baden und Zaehnputzen, und es wird ein totaler Kampf. Entsprechend muss ich leider sagen, dass ich diese Machtkaempfe dann auch so bisher nicht durchgestanden habe, weil mir schien, dass ich da zuviel Druck ausueben muss. Was soll ich also tun: Auf den Kindergarten warten? Hart bleiben?

von ElisabethausM am 18.06.2019, 15:12



Antwort auf: Probleme beim alleine Essen

Hallo, da scheinen Sie ein kleines willensstarkes Persönchen zu Hause zu haben (positiv gemeint, auch wenn das manchmal anstrengend sein kann), was man sich ja für sein Kind später in der Persönlichkeit wünscht. Nun weiß ich nicht, ob das selber essen mit Besteck bei jeder Mahlzeit und jedem Tag auftritt, oder es phasenweise ist (zB.wenn Kind müde ist, wenn es nicht das Lieblingsessen gibt,etc.)-letzteres fände ich ok, da hilft es auch oft Kompromisse einzugehen, wie z.B.wir wechseln ab, ein Löffel mach ich,den nächsten Du selber. Hilft es bspw.wenn der Papa oder eine andere Bezugsperson neben dem Kind sitzt/verhält es sich beim Essen genauso,wenn Mama grad mal nicht da ist?manchmal sind die Verhaltensmuster mit einer Person dann schon so festgefahren,dass es eine andere Person/Vater eher auflockern kann. Ich habe den Eindruck,dass es von der Selbständigkeit her geht, aber der Wille oder die Motivation dafür schwanken?Das wird sich dann in der Kita vermutlich bessern, dann machen Kinder auch oft nochmal einen Sprung in der Selbständigkeit, was die Motivation dafür betrifft,denn dann sind sie stolz darauf schon "großes Kitakind"zu sein und machen dann auch zu Hause mehr selbst. Zudem sollte gerade beim Thema Essen kein Druck aufgebaut und Machtkampf vermieden werden. Vielleicht auch mal eine Gabel hinlegen und damit ausprobieren lassen. Es gibt durchaus Kinder,die eine taktile Überempfindlichkeit haben (Berührungsreize. das würde man dann aber auch in anderen Bereichen des Alltags merken und nicht nur beim Essen, z.B.mag nicht gedrückt,eingecremt,gekämmt werden,empfindlich bei Kleidungsmaterial, allg.Berührungen, lässt Nähe wenig zu,...) oder aber auch nur sehr darauf bedacht sind alles ordentlich zu haben, da hilft v.a.beim Essen kleckern erlauben/nicht ermahnen, Kinder erfahren hierbei nicht nur die Sinne,sondern experimentieren/lernen und er"leben"das Essen (natürlich bitte in Maßen,wenn das Essen an die Wand katapultiert wird, sollten Grenzen gesetzt werden). und auch schmieren/matschen, auch mit anderen Materialien: Schlagsahne,Sand,Fingermalfarben,Rasierschaum, mit den Fingern darin Bilder malen,die Erfahrung machen,es ist nicht schlimm,wenn etwas an mir kleben bleibt, dies gemeinsam umsetzen. Dann gibt es sich auch mit der Zeit,dass etwas verkleckertes oder am Finger klebendes nicht mehr die Mahlzeit beendet. Ein schönes Buch zum Thema essen ist auch: "Baby warum isst du nicht?", in dem es auch ein Kapitel über die Selbständigkeit und Entwicklungsphasen und Autonomie der Kinder gibt, auch wenn es hauptsächlich für Kinder angelegt ist, die Essen an sich ablehnen/wenig essen. Toilette/Töpfchen: probiert sie das gar nicht oder nicht regelmässig?jetzt ist eine super Zeit im Sommer,um dies nackig zu üben und auch in der Entwicklung ein Zeitpunkt,der passt. Den Kindern fällt es am anfang leichter auf Töpfchen oder Toilette zu gehen,wenn sie untenrum nackig sind. Hilfreich sind auch:zu eigenen Toilettengängen mitnehmen,Kuscheltiere aufs Töpfchen setzen, und für ganz willenststarke Ablehner/innen:ein Blatt neben der Toilette/Töpfchen, auf das das Kind selbst einen Stempel machen darf,wenn es gepullert hat (Motivationsaufbau).Wenn nix kommt wird für den Versuch gelobt,es darf zb.bei den Eltern abklatschen,aber der Stempel kommt nur beim pullern. Manche Kinder mögen auch eine "Toilettentreppe"(Aufsatz für Toilette mit Stufe dran) lieber , andere das Töpfchen, experimentieren. Aufräumen:als Spiel gestalten, hilft um die Wette aufräumen? Platz zur Selbstbestimmung lassen (hilft auch für Essensituation!), Kind wählen lassen, in Situationen in denen das möglich ist (möchtest du das rote oder das blaue Kleid, den kleinen oder den großen Löffel, die Bausteine oder die Bücher aufräumen), das lockert andere Situationen dafür auf, in denen das Kind fremdbestimmt wird und erhöht die Kompromissbereitschaft. Zähne putzen: erst dem Kuscheltier als Spiel die Zähne putzen, oder Kind darf mal Mamas Zähne putzen, oder es zeigt dem Kuscheltier, wie das Zähne putzen geht in dem es ihm das vormacht, Zahnputzlieder,-reime dabei. Die Situation auflockern, um einem Machtkampf vorzubeugen und danach etwas schönes in Aussicht stellen (komm,wir putzen schnell unsere Zähne (selbst mitmachen!) und dann darfst du das Buch aussuchen,was wir uns dann anschauen). Ich hoffe ich konnte ein paar Anregungen geben Alles Gute und einen schönen Kitastart

von Kristin Windisch am 22.06.2019