KiTa und soziales Verhalten

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: KiTa und soziales Verhalten

Guten Tag, meine Große ist 4,5 Jahre alt und geht seit 18Monaten in den Kindergarten. Eigentlich ist sie gerne dort, aber vorletzte Woche wurde ein Junge ihr gegenüber massiv übergriffig und hat sie zu Dingen gedrängt, die sie nicht machen wollte. Wir sind bereits mit der KiTa im Gespräch, die auch entsprechende Beratungsstellen eingeschaltet hat. Leider entwickelt sich die Aufarbeitung aber aus unserer Sicht nicht optimal. Das Vertrauen ist massiv erschüttert und unsere Tochter seitdem bei uns zu Hause in Betreuung. Eigentlich möchte ich die KiTa wechseln, allerdings herrscht in der Stadt Knappheit. Es ist kein Platz mehr frei und laut Stadt ist auch unserer Rechtsanspruch auf einen Platz erloschen, weil wir ja bereits damals einen erhalten haben. Jetzt mache ich mir also zusätzlich Sorgen, ob die KiTa-Pause (die im schlimmsten Fall Monate andauern kann) der sozialen Entwicklung meines Kindes schadet? Sie ist ein liebes, aufgewecktes Kind, das überall schnell Anschluss findet. Wir fördern sie auch sehr intensiv daheim und singen, basteln und spielen viel mit ihr. Wir treffen uns auch wo wir können mit anderen Kindern. Ich selber komme aus dem pädagogischen Bereich. Dennoch sorge ich mich, weil ihr nun die regelmäßige Gruppenerfahrung fehlt. Wie schätzen Sie das ein? Danke und LG

Mitglied inaktiv - 27.07.2020, 00:49



Antwort auf: KiTa und soziales Verhalten

Guten Tag, das ist aus der Ferne wirklich schwer einzuschätzen. Sie schreiben nichts darüber, ob Ihre Tochter wegen des Vorfalls nicht mehr in den Kiga gehen will. Kinder verkraften ja Vorfälle, die wir für sehr problematisch halten, oft recht gut. Für Kinder ist es wichtig, dass sie verstanden werden, dass der Vorfall geklärt wird und dass sie zukünftig geschützt werden oder sich selber besser schützen können. Das müssen sie zuvor gelernt haben - evtl. auch am aktuellen Problem. Wenn Ihr Vertrauen derart erschüttert ist, ist es natürlich schwierig, mit den Erziehern im Gespräch zu bleiben. Das scheint mir meist am ehesten geeignet, um einen Konflikt zu lösen. Die soziale Entwicklung Ihrer Tochter halte ich durch die Pause nicht grundsätzlich für gefährdet. Sie hat ja Kontakte und im Sozialverhalten bereits viele Erfahrungen machen können. Vielleicht mögen Sie aber Folgendes überlegen: Wenn Ihre Tochter "Opfer" eines Übergriffs war, warum muss dann sie zuhause bleiben? Üblicherweise wird doch der Täter "bestraft". Gerade für die psychische Entwicklung von Mädchen ist es häufig nicht unproblematisch, wenn sie lernen, dass ihre einzige Verhaltensmöglichkeit auf einen Übergriff der Rückzug ist. Das kann sie in ihren Selbstbehauptungstendenzen beeinflussen. Ingrid Henkjes

von Dr. med. Ludger Nohr am 27.07.2020



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