Grundlage für vorzeitige Einschulung sprich Kann-Kind

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Grundlage für vorzeitige Einschulung sprich Kann-Kind

Guten Tag Herr Dr. Nohr, was sind für Sie entscheidende Kriterien, um zu entscheiden, ob ein Kind vorzeitig, sprich als Kann-Kind, eingeschult werden kann? Es ist so, in BaWü wird derzeit der Einschulungsstichtag immer weiter nach vorn verlegt. Vom 30.09 auf letztens 30.06. Einschulung ist nichtsdestotrotz hier immer noch erst Mitte September, da wir immer noch als letzte Sommerferien haben. Meine Töchter sollen auf unseren Wunsch nun in 2021 eingeschult werden und sind dann noch 6 Wochen 5 Jahre alt, sind also Kann-Kinder. Meiner persönlichen Einschätzung nach und auch nach Einschätzung der Erzieherinnen bringen sie wertvolle Fähigkeiten hinsichtlich der Einschulung mit. Sie sind emotional gefestigt, sozial, sprachlich weit voraus, können Regeln einhalten, Anweisungen umsetzen und sind motorisch total fit. Sie können allerdings weder lesen und noch schreiben. Zahlen in Form von zählen und kleineren Additionen und Subtraktionen vertiefen sie gerade freiwillig. Für mich sind das allerdings Fähigkeiten, die sie in der Schule lernen dürfen. Also, lange Rede kurzer Sinn, gibt es objektive Kriterien für die Entscheidung für oder wider eine Kann-Kind-Einschulung? Ach ja, für mich ist Schule übrigens nicht „der Ernst des Lebens“. Nur als Anmerkung.

von ayla.auel am 05.10.2020, 12:06



Antwort auf: Grundlage für vorzeitige Einschulung sprich Kann-Kind

Hallo, um diese Entscheidung habe ich mich gerne herumgedrückt (bin selbst ein "Fünfjähriger" und habe sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht) und das den Gesundheitsamtsärztinnen überlassen, die das hundertfach machen. Die haben schon recht klare Kriterien was Verhalten, Verständnis, soziale Fähigkeiten und kognitive Möglichkeiten betrifft (man sollte das allerdings nicht speziell üben). Wie gut diese Tests auch an den "Rändern" sind, weiß ich nicht, aber nach meiner Erfahrung würde nichts von dem was Sie schreiben zur Rückstellung führen (Haben Sie da Bedenken?). Ausserdem ist es bis dahin noch Zeit, in der noch eine ganze Menge Entwicklung passieren wird. Ich finde auch, dass der KA zu dieser Frage wichtig ist, da er die Entwicklung der Kinder schon über einige Jahre kennt. Gehen Sie es gelassen an, da beide Wege Möglichkeiten sind. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 05.10.2020



Antwort auf: Grundlage für vorzeitige Einschulung sprich Kann-Kind

Meinen Sohn (auch Kann Kind) habe ich nicht früher einschulen lassen, obwohl die Kita Leitung und die Erzieherinnen aufgrund dass er seit er 4 Jahre alt war schon alle Zahlen bis 100 konnte und mit 5/6 schon im 1000er Bereich gerechnet hatte ohne dass ich es mit ihm üben musste. Er hatte einfach Spaß dran und konnte es einfach. Er war ebenfalls motorisch fit, emotional gefestigt und konnte mit 3 Jahren schon perfekt sprechen. Aber in der Klasse wäre er bei früherer Einschulung immer der Jüngste gewesen und insbesondere im Alter ab 10/11 macht sich das enorm bemerkbar. Aber auch schon früher. Er nimmt jetzt halt an verschiedenen Knobel Programmen in der Schule teil, in welchem die Kinder welche schon weiter sind entsprechend gefördert werden, damit sie nicht unterfordert sind. Das klappt sehr gut. Einigen Unterricht haben sie auch mit allen Kindern der Stufe zusammen aufgeteilt in „sehr weit, normal, nicht so weit“ (einfach ausgedrückt), so dass alle optimal gefördert werden. Schule ist ja heute anders als früher. . Er hat das letzte Jahr in der Kita als Vorschulkind und „Großer“ auch sehr genossen und der Schulstart mit seinen gleichaltrigen Freunden lief perfekt. Er hat ein Mädchen in der Klasse (30. September geboren und somit „Muss Kind„ und das Gesundheitsamt befand sie nach dem 1,5 Stunden Termin als fit für die Schule) und sie hatte sehr große Schwierigkeiten, leider bis heute. Weil man einfach merkt, dass sie viel jünger als viele der anderen Kinder ist. Es fällt ihr in unserer Klasse auch sehr schwer mit dem Unterrichtsstoff mitzukommen. Sie gehen schon sehr zügig voran. Sie muss wirklich sehr viel lernen und benötigt 5x soviel Zeit für die Hausaufgaben wie unser Sohn. Das macht Schule dann natürlich nicht so sorglos und spaßig wie es für andere Kinder der Fall ist. Und man merkt auch den Unterschied zu den fast ein Jahr älteren Mädchen. Ihre Mutter bereut es, dass sie sie nicht zurückstellen hat lassen, aber das war damals nicht so einfach wenn das Gesundheitsamt sie für fit befindet. Wir haben auch einige Jungs in der Klasse die früher eingeschult wurden und nach dem ersten Schuljahr doch zurück gestuft wurden. Und sie tun sich heute noch schwer. Ich denke, der Start ist entscheidend. Es mag Kinder geben für die eine frühere Einschulung gut war, aber das sind die Kinder, welche in dem Alter schon lesen, schreiben und rechnen können. Und auch sonst schon sehr weit sind. Aber die meisten Eltern dieser Kinder entscheiden sich auch nicht für einen frühere Einschulung. Es ist leider nicht mehr wie früher, dass die Schule zum lernen da ist. Viele Eltern drillen Ihre Kinder schon sehr früh mit Vorschulheften etc., so dass zum Schulstart schon ein großes Wissen vorliegt. Du hast ja jetzt noch ein Jahr. Dann würde ich sie auch jetzt auch schon am Vorschulprogramm in der Kita teilnehmen lassen, so dass sich auch insbesondere das Verhältnis zu den älteren Kindern schon festigt. Denn auch das ist so wichtig für einen früheren Schulstart. Denn die jüngeren Kinder akzeptieren die „Sitzenbleiber“ in der Klasse meist problemlos, aber die älteren Kinder die jüngeren nicht als ebenbürtig. Das war schon in der Kita so. Warum kann ich gar nicht so genau sagen, aber es ist die Erfahrung der letzten Jahre. Aber wir hatten natürlich auch eine Kita, welche die Kinder erst ab vollendetem 2. Lebensjahr nahmen und quasi den gleichen Stichtag wie die Schulen hatte, so dass diese Jahrgänge auch zusammen in die Kita kamen. Daher kommt es meiner Meinung auch darauf an, dass sie mit den Kindern vom Jahrgang über ihr einen guten Kontakt haben und gut integriert sind bevor die Schule startet. Da es Zwillinge sind haben sie ja zumindest immer sich als Team, was es natürlich etwas erleichtert. Aber was genau ist für Dich der Vorteil einer früheren Einschulung?

von Mausi1972 am 10.10.2020, 10:04



Antwort auf: Grundlage für vorzeitige Einschulung sprich Kann-Kind

Hallo, sorry, dass ich erst jetzt antworte. Die Vorteile einer Kann-Kind-Einschulung meiner Töchter sind: 1. der Kindergarten kann sie nicht mehr fördern, und auch wenn das jetzt eingebildet klingt, Corona hat ihnen die Spiel- und Sparingpartner auf Augenhöhe genommen, da aus einem offenen Konzept, ein komplett geschlossenes Konzept wurde und die Gruppe leider nur noch 2 andere Vorschüler hat. 2. sie sind seit 3 Jahren im Kindergarten, ein 4. bringt ihnen nichts, ja ich weiß, das klingt nach Drill-Elter. Bin ich nicht. Ich möchte einfach nicht, dass sie anfangen, durch mich all die Dinge lernen zu wollen, die sie in der Schule von ausgebildeten Pädagogen lernen sollen. Und 3. Schule ist für mich nur ein weiterer Schritt im Leben, kein Bruch, kein Ernst, sondern einfach nur weiter. Dort lernen sie lesen, rechnen und schreiben und all die anderen tollen Sachen. Und sie lernen wieder neue Leute kennen, die ihnen auch viel beibringen. Meine Töchter sind bereit für die Schule.

von ayla.auel am 11.10.2020, 22:59



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