Bitte zuerst lesen: Verhaltensauffälligkeiten vom 06.07.20

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Bitte zuerst lesen: Verhaltensauffälligkeiten vom 06.07.20

Vlt habe ich meine Sorge nicht richtig auf den Punkt gebracht. Aber genau das Maß an Verhaltensweisen oder eben nicht vorhandenen Verhaltensweisen macht uns Sorgen. Meine Tochter hält kaum Blickkontakt, wenn dann aus einem gewissen Abstand. Kontakt nimmt sie dann zu mir auf, wenn Sie bspw. ein Geräusch vernimmt (z.b. einen Hubschrauber hört), dann sieht sich mich kurz fragend an, ich erkläre und zeige und sie wendet sich sofort ab. Ich MUSS manchmal zehn mal am Tag die gleichen Gegenstände mit ihr aufsuchen oder sie aufsuchen lassen sonst artet dies in schlechter Laune aus. Seit Anfang des 8. LM scheint sie sich Begriffe besonders schnell einzuprägen. Auch schwierige Begriffe. Wenn wir Sie etwas fragen, blickt sie prompt auf den Gegenstand, zeigen tut sie (noch) nicht. Zu Hause reagiert sie gut auf ihren Namen und wirkt gut orientiert, sind wir draußen (bsp. Spielplatz) reagiert sie nicht mehr, gneift die Augen und ermüdet sehr schnell. Vor Sand oder Rasen scheint sie sich zu ekeln und versucht den Kontakt damit zu vermeiden. Doppelsilben (Gaga- Baba- mamamam) brabbelt sie sehr wenig und hat Ende des 8 LM damit angefangen. Sie streckt ganz selten die Arme zu mir aus, wenn dann mit gesenktem Blick. Klatschen ganz selten. Fremdeln ab und an. Und dann eben diese „hohe Sensibilität“ in allen Bereichen.. Der Kinderarzt nahm sich unserer Sorgen nicht an... die U6 hat er gezielt auf 2Tage nach dem 1 LJ gelegt.. LG

von FC2019 am 09.07.2020, 10:48



Antwort auf: Bitte zuerst lesen: Verhaltensauffälligkeiten vom 06.07.20

Hallo, da Dr. Nohr sich bereits mit Ihrem Anliegen befasst hat, möchte ich Sie bitten, ihm diese Frage im August erneut zu stellen. Ingrid Henkes

von Dr. med. Ludger Nohr am 10.07.2020



Antwort auf: Bitte zuerst lesen: Verhaltensauffälligkeiten vom 06.07.20

Dein Kinderarzt und Herr Dr. Nohr sehen in dem Verhalten keine Auffälligkeit. Du willst aber unbedingt eine sehen. Wenn Du Deinem Kinderarzt nicht vertraust, dann schau Dich nach einem anderen um, aber wenn Dir der dritte Experte sagt, da ist nix, dann solltest Du es vielleicht einfach mal glauben. Du Du vermutlich, wie ich Deinem Drängen entnehmen kann, nicht bis August warten willst, erlaube ich mir als Mutter, nicht als Expertin, mal zu antworten . Vermutlich siehst Du bei anderen Kindern, dass die ja "ganz anders" sind. Aber das ist ganz normal, Kinder sind genauso unterschiedlich wie Erwachsene. Meine Tochter ist jetzt 2 Jahre und im ersten Lebensjahr brauchte sie zwar Nähe, aber immer mit einem gewissen Abstand. Sie hat sich beim "Kuscheln" beispielsweise immer weggedrückt. Sie wollte auf den Arm, aber bitte mit Abstand. Blickkontakt hält sie bis heute nicht so richtig, glaube ich. Aber ganz ehrlich, das tun Erwachsene auch häufig nicht, versuch es mal bewusst. Es wirkt auch irgendwie creepy, wenn einem jemand ständig in die Augen schaut. ;-) Die immergleichen Gegenstände geben ihr Halt, denke ich, und in schlechte Laune artet es aus, weil sie ihren Willen nicht bekommt. Auch das kenne ich sehr gut von meiner Tochter und halte ich für völlig normal. Ich halte es so, dass sie bei trivialen Dingen ihren Willen bekommt (sie will jetzt was anderes spielen z.B. oder woanders hingehen), bei wichtigen Dingen (Zähneputzen, Händewaschen, über die Straße gehen usw.) setzen wir den Rahmen. Da wird auch nicht diskutiert. Meiner Erfahrung nach ist sie umso kooperativer bei den wichtigen Dingen, je mehr sie im Laufe des Tages ihren Willen durchgesetzt hat. Je häufiger sie kooperieren muss, umso weniger kooperativ wird sie auch. Auch dass Dein Kind daheim sicher und orientiert wirkt und draußen schnell müde wird und weniger reagiert, ist denke ich auch ganz normal. Draußen prasseln so viele neue Erfahrungen auf Deine Tochter ein, klar wird sie da schneller müde und ist stark abgelenkt. Die Sicherheit wird immer mehr kommen, aber das passiert nicht von heute auf morgen. Du kannst ja mal bewusst jeden Tag mit ihr zur gleichen Tageszeit auf den gleichen Spielplatz gehen, ich denke, dann wirst Du dort auch in einigen Wochen eine Verhaltsänderung bemerken. Zur hohen Sensibilität: Wenn irgendwo draußen, ganz entfernt, ein Martinshorn zu hören ist, blickt meine Tochter, egal was sie tut, auf, und sagt: "Tatütata!". Neulich war sie in ihrem Zimmer, ich habe Nudelwasser gekocht und das war das gleiche Geräusch wie wenn ich ihren Tee aufgieße - sie kommt kommentarlos angelaufen und holt ihren Tee aus dem Schrank. In Sachen Lautstärke ... wir haben ihr eine Art Radio gebaut und auch die Maximallautstärke ist wirklich nicht laut, sie hat es aber meist nur auf 20% oder so. Wenn sie es versehentlich mal lauter dreht, ist sie ganz schnell davon überfordert und weint manchmal sogar los, bis wir es wieder leise gemacht haben. Und wie gesagt, das ist wirklich immer noch eher leise. Selbst beim Staubsaugen läuft sie weg oder hält sich die Ohren zu. Überhaupt ist Ohren zuhalten das beste, was wir ihr zeigen konnten, das macht sie ganz oft, wenn ihr was zu laut ist. Baden mag unser Kind bis heute nicht so richtig, da gibt es auch noch ganz oft Geschrei, das habe ich aber schon von vielen Kindern gehört. Brei musste für die Schlumpfine auch immer ganz fein püriert sein, auch später noch, mit 11/12 Monaten beim Übergang zur Familienkost musste er komplett püriert sein, stückig ging gar nicht. Und bis heute bringt sie zuverlässig auch das kleinste Stück Fleisch, das im Essen ist, mit der Zunge wieder raus, das ist fast schon beeindruckend. Das Abendliche Einschlafen dauert heute noch bis zu 60 Minuten, die Kinder brauchen einfach, um zur Ruhe zu kommen. Unsere Schlumpfine ist glaube ich kognitiv und gerade verbal sehr sehr weit, emotional und in Sachen Sozialverhalten vielleicht sogar etwas weniger weit als andere Kinder. Gerade das "alles mitbekommen" kenne ich auch sehr gut. Und da halte ich es auch für völlig normal, das ein solches Kind dann etwas schneller überfordert ist, sich stärker an vertraute Dinge klammert, mehr fremdelt usw. Ich hoffe, das hilft Dir etwas, Vertrauen in die Aussagen von Dr. Lohr und Deinem Kinderarzt zu haben. Und selbst wenn doch etwas ungewöhnlich ist bei Deiner Tochter, wird es der Kinderarzt bei der U6 bemerken und falls überhaupt möglich hier steuernd eingreifen. Nimm Dein Kind an wie es ist. Freue Dich, dass sie so aufmerksam ist und so viel mitbekommt. Man kann es auch einfach niedlich finden, dass das Kind immer wieder die gleichen Stellen aufsucht. Da fällt mir noch ein, für die Schlumpfine gehört immer alles an seinen Platz. Es gab Phasen, da durfte beim Frühstückstisch kein Marmeladenglas offen rumstehen, weil der Deckel ja da drauf gehört. Wir sind umgezogen und da steht ja bekanntlich gerne mal etwas auch ein bisschen länger an einem nicht dafür vorgesehenen Ort. Als wir es dann weggeräumt haben, hat sie interveniert, denn das gehört ja an den Platz, an dem es immer steht. (Gerade der Umzug an sich war für sie wirklich aufreibend, obwohl zumindest die Kita gleich geblieben ist.) Da haben wir auch mal mit Erzieherinnen in der Kita gesprochen, ob das "normal" ist. Es gibt eben solche und solche Kinder und Vertrautes gibt Sicherheit, Neues ist immer ein Unsicherheitsfaktor. Und so haben wir die Marmeladengläser eben immer gleich wieder zugeschraubt. Heute haben die Dinge immer noch ihren festen Platz (den kennt sie auch genau und merkt sofort, wenn irgendwo mal was Neues steht), aber sie ist da schon wesentlich toleranter geworden gegen eine gewisse Unordnung. (Ist etwas länger geworden als geplant, aber ich wollte auf alle Deine Punkte eingehen.)

von weekend am 10.07.2020, 11:03



Antwort auf: Bitte zuerst lesen: Verhaltensauffälligkeiten vom 06.07.20

Vielen, lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Ich hätte noch ewig über deine Erfahrungen weiterlesen können.. Das hilft mir schonmal sehr..

von FC2019 am 10.07.2020, 18:56



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Lesen und Schreiben.....

unsere tochter 3,5j. lernt sich gerade selber lesen und schreiben. ich habe mich lange gegen die tatsache gewehrt weil mir die zukunft alzu begabter kinder etwas ungeheuer ist. nun will sie aber immer mehr und mehr wissen. ich habe mir inzwischen hilfe einer grundschullehrerin eingeholt. aber nun meine frage. bislang schrieb sie immer alles ab u...


lesen und musikstücke spielen - gleicher mechanismus?

hallo dr. posth, unser sohn ist 4 1/4 j. alt. zum jahreswechsel hat er zu schreiben begonnen und seit januar bekommt er klavierunterricht. nun ist uns aufgefallen, dass er zwar schreiben kann, sich aber mit dem lesen und dem erkennen der laute/buchstaben in den worten noch sehr schwer tut. gleichzeitig erkennt er beim klavierspielen nicht, wenn ...


Lesen lernen

Hallo, unser Sohn ist 5 geworden und beginnt zu lesen. Wenn er mag, schafft er eine Seite eines Kinderbuches (langsam) zu lesen. Zahlen kann er bis 49 und beginnt zu rechnen. Ist es sinnvoll, daß wir uns umhören, ob es eine Art Vorschule für ihn gibt bzw. ihn als Kann-Kind in die Schule zu schicken? Er scheint zu Hause nicht unterfordert zu sein,...


Lesen beim Essen

Hallo, mein Sohn (2 Jahre alt) wird zu den Mahlzeiten immer in seinen Hochstuhl gesetzt, er isst aber nur seine Lieblingsspeisen selber, bzw. nimmt ein paar Löffel und will dann nicht mehr, will dann ein Buch anschauen und ich füttere ihm dann den Rest. So haben wir das früher schon immer gemacht weil er nie richtig essen wollte, jedoch denke ich ...


2jährige will lesen lernen

Hallo Herr Dr. Posth, heute habe ich eine etwas seltsame Frage. Unsere To (28Mo) will lesen lernen. Sie ist ein sehr aufgewecktes, fröhliches Mädchen, sehr sozial, spielt mit Ausdauer und Inbrunst mit ihren Puppen das tägliche Leben nach. Dazu gehört auch, dass ihnen vorgelesen wird, bevor die Puppen ins Bett gehen. Derzeit tut sie eben so, als wü...


Nochmal besser zu lesen "Baby beruihgen"

Ich habe Schwierigkeiten meinen Sohn (5 Monate) zu beruhigen. Momentan schreit er sich bei jeder Kleinigkeit sofort in Rage. Er ueberspringt sozusagen das meckern und kreischt nach kurzer Zeit wie verrueckt. Ich versuche ihn dann durch tragen zu beruihgen, manchmal hilft auch die Brust. Aber nun schreit er auch auf meinen Arm weiter. Es dauert dann...


Zahlen schreiben+lesen / Buchstaben schreiben+lesen

Hallo, meine Zwillinge (Jungs / 5,5 Jahre) können beide mit kleinen Verwechslern bis 20 zählen. Rechnen haben wir noch nicht viel geübt und ich würde eher sagen, dass so ein richtiges Mengenverständnis noch nicht vorliegt. Meine Frage geht dahin: ab wann sollten Kinder zahlen lesen (d.h. erkennen) bzw. schreiben können? Und in welchem Umfang (1...


ab welchem Alter die Uhr lesen

Hallo Herr Dr. Posth, ich habe nur mal eine kleine/allgemeine Frage: ab wann sollen/können Kinder die Uhr lesen? vielen Dank & viele Grüße


Lesen

Hallo Dr. Posth, meine Tochter, gerade 6 geworden, kommt in diesem Sommer zur Schule. Sie kennt schon fast alle Buchstaben, rechnet im 10er-Bereich Zahlen zusammen, schreibt ihren Namen sowie Mama, Papa und den Namen des Bruders. Gestern nun wollte sie, dass ich ihr etwas in Druckbuchstaben aufschreibe und sie wollte probieren, es zu lesen. Und ...


Ungeklärte Händigkeit, Schwierigkeiten motorisch, beim lesen u Schreiben etc.

Unser 2. Sohn (7Jahre) hat Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben lernen und ist sich in seiner Händigkeit unsicher,Tendenz aber zu links. Es passieren ihm öfter kleine Unfälle m leichter Gehirnerschütterung und Platzwunden. Er hat motorisch Schwerigkeiten. Er ist oft verträumt, vergisst sich über Aufgaben, kann Handlungen (einfache Tätigkeiten...