Vena-Cava-Syndrom und erzwungenes MRT in der 36. SSW

Dr. med. Helmut Mallmann Frage an Dr. med. Helmut Mallmann Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Vena-Cava-Syndrom und erzwungenes MRT in der 36. SSW

Sehr geehrte Herr Dr. Mallmann, vor der Geburt meines Sohnes haben sie mir die Angst vor einem frühen Kaiserschnitt, weil es mir schlecht ging genommen. Vielen, vielen Dank dafür. Vermutlich hätte ich sonst aus Sorge um ihn einen Rückzieher gemacht. Ich weiß jetzt, dass ich nicht nur Stauungspapillen mit Sehstörungen, sondern auch einen erhöhten Hirndruck hatte. Der Kleine hat die Geburt in der 38. SSW super überstanden und mein Problem war sofort wie weggeblasen. Vielen, vielen Dank. Leider habe ich aufgrund des MRTs, was voranging echte psychische Probleme bekommen, weil ich glaube, mein Baby war in der Zeit unterversorgt. Ich wurde in der 36. SSW zu einem MRT gezwungen, obwohl ich schon nach wenigen Sekunden in Rücken- oder Rechtsseitenlage starken Schwindel und Übelkeit verspürte. Ich versuchte meinen Unterkörper nach links zu drehen, was mir mit knapper Auflage des Bauches gelang, aber mein Gesicht musste frontal hoch gucken. Es dauerte 15 - 20 min. Ich hatte natürlich eine starke Übelkeit, Schwindel und Herzrasen, aus Angst um mein Kind. Mein Kind hatte am Anfang geschlafen, wurde dann wach und sehr wild. Ich war nicht ohnmächtig und als ich mich nach den 20 min aufsetzte, war alles schnell vorbei. Der Kleine schlief so lange, dass Stunden später ein CTG einforderte, weil ich ihn stundenlang nicht spürte. Das war ok. Kann man sagen, ob ein (beginnendes?) Vena-Cava-Syndrom so beim Kind ankommen kann, ob es in der Zeit einen Sauerstoffmangel bekommen kann? Später Lernstörungen oder irgendendetwas? Es ist 6 Monate her und der Kleine normal entwickelt, aber viel langsamer als meine Tochter . Ich habe mich auch bei einem Traumatherapeuten vorgestellt, der mir diese zentrale Frage aber nicht beantworten kann. Ich kann leider schlecht filtern und denke, der Rest des Textes ist recht unwichtig für meine Frage. Also bis hierher. Vielen Dank (Ich wollte kein MRT, aber die Gynäkologin in der Klinik schrie mich an, sie würde mich sonst rausschmeißen. Meine Hebamme und Gynäkologin rieten mir wegen des Cava-Syndroms strikt davon ab. Noch bei Einweisung bezeichnete die Oberärztin der Klinik mich als hysterisch. Ich kam als Notfall mit Sehstörungen in die Gyn, auch als sie schlimmer wurden schickten sie mich noch nicht zum Augenarzt, sondern gaben mir Valium. Es stellte sich 2 Tage später heraus, dass ich Stauungspapillen auf beiden Seiten und Einblutungen in die Augen bei vermeintlich erhöhtem Hirndruck hatte. Die Klinik schickte mich nach 5 Tagen mit einem Brief nach Hause, in dem V. a. Stauungspapille stand, ich solle Wehen abwarten. Ich ging ambulant zum Augenarzt, der mich sofort zurück in die Klinik schickte. Der Rat der Augenärzte dort war eindeutig:zeitnahe Schnittentbindung in Vollnarkose. Die Gyn-Klinik bestand auf ein MRT, ich wurde angeschrien, dass es nur 5 min dauern würde und es so ein Cava-Syndrom innerhalb von 5 min nicht gäbe. Sie würden mich sonst rausschmeißen. Sie erklärten mir, dass mein Kind vermutlich beatmet werden müsse und als Frühchen behindert werden könnte. Die Augenärzte hatten Angst um mein Augenlicht. So quälte ich mich in das MRT mit Vertrauen, dass dem Kleinen doch nichts passiert, wenn die Oberärztin meint, es gäbe innerhalb von 5 min kein Cava-Syndrom. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass es wirklich zu früh für ihn war aber auch um mein Augenlicht. Das ergebnislose MRT dauerte aber 20 min. Dann entließen sie mich nach dem MRT , Brief folgte auf Druck von mir 3 Tage später, es hieß, ich sei incompliant und hätte das MRT eine Woche lang verweigert. Das stimmt alles nicht. Ich brauchte den Brief, weil ich in eine andere Klinik ging. Es stand dort nichts vom Rat der Augenärzte. Die Ärztin der neuen Klinik rief die Augenärzte an, beide waren sich einig und die Schnittentbindung konnte in der 38. SSW erfolgen. Meine Sehkraft ist nur so gering beeinträchtigt, dass ich es nicht merke, dem Kleinen ging es bei der Entbindung gut. Einen Tag vor dem Kaiserschnitttermin war ich nochmals in der ersten Klinik, weil ich den Augenarztbefund schriftlich holen sollte. Es wurde abgestritten, dass es einen gab, zynisch hinterher gerufen, dass ein zeitnaher Kaiserschnitt für mich sicher nicht infrage käme, weil ich dafür ja auf dem Rücken liegen müsse. Die Operateurin sagte mir hinterher, dass ich nach 20 s in Rückenlage kaum noch einen Kreislauf hatte, obwohl ich schon vorher 3 l Volumen bekam. Sie entschuldigte sich daher, dass die Narbe nach rechts asymmetrisch sei, weil sie den OP-Tisch viel mehr versuchten zu kippen. Nun sind 20 s wesentlich weniger als die 5 min, in denen man angeblich kein Cava-Syndrom bekommen kann und noch viel weniger als die 20 min, die ich im MRT lag. Nun bin ich mit meinen Gedanken oft im MRT, träume davon, wie der Kleine ausgerastet ist, alles in mir schrie, ich solle mich auf die Seite drehen oder aufstehen, ich aber diese 20 min durchhielt, speiübel, aus Angst, aus der Klinik zu fliegen, blind zu werden bei der Geburt oder träume von einem beatmeten Frühchen mit Hirnblutungen, weil ich auf den Schnitt bestehe. Ich träume, wie der Kleine schreit: Mama steh endlich auf, es geht mir nicht gut, merkst du nicht, dass ich dich wecken will, ich bekomme nicht genug Sauerstoff. Es geht mir zwischendrin gut, dann läuft mir einer der Ärzte (ich wohne gleich neben der ersten Klinik) über den Weg und ich bin tagelang im MRT gefangen, denke nur daran, frage mich. ob er unterversorgt war in der Zeit, als ich mich auf dem Rücken-liegend im MRT quälte liegenzubleiben, damit keine falsche Entscheidung getroffen wird. Nach Entbindung fand ein Augenarzt in den neurologischen Leitlienen, dass man in der Schwangerschaft einen erhöhten Druck im Thorax haben kann, sodass die Jugularvenen nicht über die Cava sondern das Schädelinnere abfließen müssen, was einen geringfügig erhöhten Hirndruck macht, mit den Stauungspapillen, aber in keinem beschriebenen Fall hätte man etwas im MRT gesehen. Sie denkt, es war bei mir so, weil die Stauungspapillen bei der Kontrolle eine Woche nach Entbindung weg waren. Damit hatte niemand gerechnet. Die Erklärung war aber logisch. Nur ich denke so oft daran, dass dieses nutzlose MRT mit meinem Cava-Syndrom mein Baby dauerhaft geschädigt haben könnte. Es ist doch nicht fair, eine Schwangere mit Sehstörungen erst zu ignorieren, dann die Diagnose abzustreiten, sie heim zu schicken, dann bei Wiederaufnahme anzschreien, mit behindertem Frühchen zu drohen, trotz Rat der Augenärzte wieder wegzuschicken und ein unnötiges MRT auf dem Rücken zu machen, wenn sie so ein Problem in Rückenlage hat. Kann man sagen, ob es für die Kinder dauerhaft schädlich ist, wenn man seinen Körper ignoriert und liegen bleibt, solange man selbst nicht ohnmächtig wird? Danke)

von Cissie am 16.05.2019, 19:59



Antwort auf: Vena-Cava-Syndrom und erzwungenes MRT in der 36. SSW

Ich habe Ihren Text gelesen. Manchen Ärzten fehlt es an Einfühlungsvermögen, das ist bekannt, aber Anschreien und Drohen ist ein „No go“. Wie auch immer, beim Vena Cava Syndrom kann es zu erheblichen Gefahren für Mutter und Kind kommen, was aber meist mit Ohnmacht oder gar Schock verbunden ist. Auf das Kind bezogen, würde man auch schon recht früh neurologische Auffälligkeiten erwarten. Dies scheint ja nicht der Fall zu sein. Ich würde den Kinderarzt dazu befragen und ihn um eine Stellungnahme bitten. Letztlich wird man es auf die Zukunft nicht sicher beurteilen können. Dass Ihr Sohn etwas langsamer in der Entwicklung ist als Ihre Tochter, würde ich der Individualität der Menschen zuschreiben. Es gibt ja auch das Vorurteil, dass Jungs etwas langsamer wären. Ich wünsche Ihnen und den Kindern alles Gute. Noch eins, vielleicht kann es für Sie hilfreich sein, mit den betroffenen Ärzten die Situation noch einmal zu besprechen. Vielleicht kann man doch das ein oder andere Vorgehen aus deren Sicht in dem damaligen Moment ,wenn nicht verstehen, zumindest klar stellen. Gruß Dr. Mallmann

von Dr. med. Helmut Mallmann am 17.05.2019



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