Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zeit abzustillen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zeit abzustillen?

IdasMama

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Hallo, Meine Tochter ist nun fast 17 Wochen alt. Wir haben von Beginn an (Schlechtes Saugen führte zu wenig Milch) ein Drittel bis die Hälfte jeder Mahlzeit zufüttern müssen. Seit gut einer Woche lehnt sie immer wieder die Brust ab. Anfangs vorallem wenn wir nicht im Stillsessel zuhause sondern im Garten waren. Sowie ich sie wie sonst auch mit Anlegen nicht mehr beruhigen kann. Seit 2 Tagen trinkt sie nur noch morgens an der Brust und nur wenn wir beide liegen. Bisher habe ich es bei jeder Mahlzeit noch versucht sie anzulegen, sie saugt dann kurz und fängt dann an zu quengeln oder sogar zu weinen. An der Flasche (Medela mit Calma Sauger) trinkt sie prompt gut und ist zufrieden. Ich versuche danach möglichst abzupumpen. Zeitlich schaffe ich das aber nicht nach jeder Mahlzeit. Die Menge ist je nach Tageszeit gleichbleibend bis halbiert. Ist es nun Zeit abzustillen? Oder kann sich das nochmals ändern? Das Stillen war für uns beide von vornherein ein echter Kampf, den Stress wünsche ich uns beiden nicht zurück. Vielen Dank für Ihre Antwort.


Biggi Welter

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Liebe IdasMama, ich befürchte, dass dein Baby durch Stillhütchen und Flasche saugverwirrt ist. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Solange der Milchspendereflex dazu beiträgt, dass die Milch rasch fließt (und das ist in den ersten Minuten einer Stillmahlzeit so), geht es noch gut. Lässt er nach, wird das Baby ungeduldig denn: Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Du brachst dringend Hilfe, darum empfehle ich dir, auch mal nach einer Stillberaterin vor Ort zu schauen, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Baby sich an der Brust verhält. Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du jemanden erreichst oder sich die Situation wieder entspannt, helfen hoffentlich auch diese Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Ich hoffe, es klappt bald besser! Lieben Gruß Biggi


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