Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Woher weiss ich das die Muttermilch ausreicht?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Woher weiss ich das die Muttermilch ausreicht?

Mitglied inaktiv

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Hallo, meine Tochter in 2 Tagen 6 Monate alt wird voll gestillt und es gibt noch keine Beikost. Im Moment ist sie Nachts rechts unruhig und wacht immer wieder auf, ob mit oder ohne Hunger. Kann es sein das sie Zähnchen bekommt, auch wenn ich und die Kinderärztin noch nichts davon sieht? Und kann es sein, dass die Muttermilch nicht mehr ausreicht? Die Kinderärztin meinte ich solle mal wiegen, vielleicht reicht die Milch nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, weil ich alle 2 Stunden stille und dadurch die Milch ja angekurbelt wird und meine Tochter hört nach ca. 10 Minuten trinken ja von selber auf und wenn ich auf meine Brust drücke, kommt noch Milch, und sie wiegt über 7 Kilo. Ich habe keine Waage und will auch nicht dauernd nachwiegen. Woher merke ich das die Milch nicht mehr reicht? Weil sie momentan leicht schnupfen hat und etwas hustet, hat mir die Ärztin so Zäpchen verschrieben, rein homöopatisch, die sind gegen Unruhe, mit oder ohne Fieber, wenn man einach nicht weiss, warum das Baby unruhig ist und weint. Ich bin aber dagegen, immer gleich Zäpfchen zu stecken oder irgendwas zu geben, dass muss doch auch anders gehen oder? Ausserdem steht auf der Packung, sie sind noch nicht ganz auf Verträglichkeit überprüft. Aber Homöopathie hat keine Nebenwirkungen oder sonstiges. Ist es wirklich nötig immer gleich was zu geben? Danke für die Antworten! Gruss, Brigitte


Biggi Welter

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Liebe Brigitte, ich kann und darf keine medizinischen Ratschläge geben, kann dir aber als Mutter sagen, dass ich mit Medikamenten auch immer sehr zurückhaltend war. Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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