Wieder anfangen zu stillen trotz Arbeitsstart?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wieder anfangen zu stillen trotz Arbeitsstart?

Liebe Expertinnen, Ich bin mir nicht sicher, ob meine Frage im Bereich Stillen oder in der Ernährungsberatung richtig ist, da es zum einen um das Abstillen geht, aber gleichzeitig meine Tochter sehr wenig isst. Unsere Situation ist wie folgt: Da ich bereits mit der Arbeit starten werde, wenn meine Tochter 9 Monate ist, habe ich frühzeitig mit 5 Monaten versucht den Brei einzuführen. Ich hatte sie voll gestillt. Flasche (und Schnuller) hat sie immer verweigert. Sie hat immer sehr kurz getrunken (Rekordzeit war knapp 3 Minuten an einer Brust und sie war satt), kam dafür aber immer alle zwei Stunden. Die Breimenge konnte ich nur sehr langsam steigern (zwischendurch habe ich sogar mal eine Pause gemacht, weil sie gar nichts wollte), entsprechend habe ich direkt nach den Mahlzeiten gestillt. Weil der Krippenstart immer näher rückte, habe ich trotz geringer Menge zum Mittag, abends und nachmittags Milchbrei und Obst eingeführt. Gleichzeitig habe ich aber gefühlt voll gestillt. Irgendwann meinte eine Freundin zu mir, dass ich doch einfach mal abwarten soll, bis sie sich meldet und Hunger anzeigt. Das habe ich vor knapp zwei Wochen begonnen und habe mein Stillen von 8/9 mal auf 5/6 mal in 24 Stunden reduziert. Es schien auch gut zu klappen. Zum Abend hat sie sogar eine volle Breimahlzeit vom Abendbrei gegessen. Also habe ich auch den Frühstücksbrei eingeführt. Bisher hatte ich auch im Gute Nacht Ritual gestillt (wobei ich sie wach ins Bett gelegt habe und sie allein gut einschlafen ist). Da ich mir aber wünsche, dass auch mein Mann die kleine mal alleine ins Bett bringt, habe ich vor knapp einer Woche auch dieses Stillen raus genommen und es hat erstaunlich gut geklappt. Somit stille ich seit 4 Tagen nur noch zwei mal nachts. Jetzt aber zu meiner Sorge: Sie hat bisher ja schon relativ wenig zu den Mahlzeiten gegessen (mittags z.B. ca 100g), seit zwei Tagen wird es aber weniger. Sie beginnt immer ganz motiviert und macht begeistert den Mund auf, aber nach ein paar Löffeln mag sie dann nicht mehr essen. So hatten wir in den letzten 24 Stunden nur ca. 60 g Milchobstbrei zum Frühstück, nur 60 g Brei aus dem Gläschen (Mittagsmenü), nachmittags ca. 60g Milchbrei und abends noch mal ca. 70g Milchobstbrei. Nachts trinkt sie zwei mal, ich denke für ihre Verhältnisse auch relativ viel. Hin und wieder knabbert sie auch an einem Stück Melone oder Gurke, aber das lässt sich kaum in Gramm ausdrücken. Seit heute habe ich auch irgendwie das Gefühl, dass sie leichter geworden ist (werde sie morgen gleich mal wiegen). Da sie auch nicht wirklich viel Fettreserven hat (sie ist zwar groß, aber auch relativ dünn), habe ich jetzt Angst, dass sie zu sehr abnimmt. Sollte ich doch wieder anfangen zu stillen? Sie zeigt mir allerdings zwischendurch keine eindeutigen Anzeichen, dass sie Hunger hat. Sie ist häufiger müde, was aber auch an der Kita Eingewöhnung liegen kann. Und zum schlafen bekomme ich sie aktuell auch nur auf dem Arm :( Aber ansonsten ist sie fröhlich wie immer. Ich schmuse auch sehr viel mit ihr, damit ihr die Nähe durch das Abstillen nicht fehlt. Neben dem schlechten Essen trinkt sie leider auch kaum (vielleicht max. 50 ml Wasser). Kann es sein, dass ihr Magen einfach noch nicht groß genug ist und sie öfter kleinere Breimengen essen muss? Vor allem weil in drei Wochen meine Arbeit startet und sie auch keine Flasche nimmt (dann könnte ich ja auch abpumpen), weiß ich nicht, was ich machen soll. Sorry, dass es so lang geworden ist, aber es gibt so viele Faktoren, die vielleicht eine Rolle spielen können. Vielen Dank im Voraus für einen Ratschlag JoKaBa

von Jokaba am 13.06.2017, 23:02



Antwort auf: Wieder anfangen zu stillen trotz Arbeitsstart?

Liebe JoKaBa, im ganzen ersten Jahr sollte Milch die Hauptnahrungsquelle sein, dein Baby bekommt schon sehr viel Beikost. Gerade wenn es diese nur zögernd annimmt, würde ich lieber noch die Flasche geben und dein Baby daran gewöhnen. Oder hast Du die Becherfütterung schon einmal probiert? Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt und so wird auch eine Saugverwirrung sicher vermieden.. Wenn Du das nicht magst, helfen folgende Tipps: - Lass immer JEMANDEN ANDEREN die Flasche anbieten, mach es nie du selbst (vielleicht kannst du den nächsten Versuch ja auf ein Wochenende legen?). Es gibt einige Tricks, die helfen können: - versucht die Flasche anzubieten, wenn das Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird es keine Experimente mitmachen wollen) ist; - lass die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird; - anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, die Unterlippe damit kitzeln, damit das Kind selbst ihn nimmt; - dein Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach dir riecht; - der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden; - probiert verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger; - probiert verschiedene Trinkpositionen aus; - vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser; - probiere, die Flasche zu geben, wenn dein Baby schläft; - gib nicht sofort auf, wenn es nicht klappt, probiert es weiter - aber bedenke auch, dein Baby kann auch (tagsüber) aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.06.2017