Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Viele Unterbrechungen beim Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Viele Unterbrechungen beim Stillen

rock-n-romi

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Liebe Frau Welter, Erst einmal Danke für die tolle Arbeit, die Sie hier leisten. Ich bin schon bei unzähligen Fragen, die ich gegoogelt habe, auf Beiträge von Ihnen gestoßen, die mir eine große Hilfe waren. Nun habe ich auch selbst mal eine Frage. Meine Tochter (10 Wochen alt) und ich hatten uns beim Stillen eigentlich schon gut eingespielt und sie hat tagsüber fast "wie aus dem Bilderbuch" geschlafen: Aufgewacht, getrunken, ca. 2 h wach gewesen, noch einmal Hunger bekommen, einschlafstillen und dann recht stabil 1-3h im Nestchen geschlafen. Seit einer guten Woche ist komplett der Wurm drin, weil sie es irgendwie nicht mehr schafft, eine Stillmahlzeit ohne Unterbrechung zu trinken. Ständig muss sie während dem Trinken abbrechen und weinen: Bäuerchen, Spucken, Position unbequem, Pinkeln (da wird sie immer ganz zappelig und will sofort aus der nassen Windel raus), manchmal auch ohne erkennbaren Grund. Einschlafstillen funktioniert so gut wie gar nicht mehr, weil sie kaum mehr satt und zufrieden einschläft aufgrund der Unterbrechungen. Meistens muss ich sie also umhertragen und schuckeln, bis sie schläft. Was interessant ist: Wenn wir woanders als zu Hause sind, funktioniert es wieder. Waren an Ostern zwei Tage bei meinen Eltern und den Schwiegereltern, da hat sie nur getrunken und geschlafen, ganz wunderbar. Seit einigen Tagen mag sie irgendwie auch nicht mehr auf ihrer linken Körperhälfte liegen, d. h. An der rechten Brust kann ich sie nur noch in "Football-Haltung" stillen, was nachts im Bett sehr unpraktisch ist. Erschwerend kommt hinzu, dass sie seit ihren ersten Impfungen am Dienstag (6-fach, Pneumokokken und Rotavirus) unglaublich reizbar ist und wegen jeder Kleinigkeit wie am Spieß schreit. Davon ist sie dann so erschöpft, dass sie teilweise beim beruhigen auf meinem Arm einschläft und die Mahlzeit nicht fertig trinkt. Die Folge ist, dass ich meist während ihrer kompletten Wachphase nur mit stillen, wickeln und beruhigen/umhertragen beschäftigt bin - sie lag schon tagelang nicht mehr fröhlich unter ihrem Spielebogen zum Beispiel. Eigentlich ist sie nur noch schlecht gelaunt und quengelig, weil immer etwas fehlt. Auch weiß ich nie, wann sie jetzt wirklich fertig ist mit trinken und satt, sodass super schwer planbar ist, wann wir das Haus verlassen können. Musste jetzt schon zwei Mal beim Spaziergang umdrehen, weil sie nach kürzester Zeit doch wieder wach geworden ist und weiter trinken wollte. Auch z. B. Die Autofahrt zum Termin beim Kinderarzt war eine Katastrophe, weil sie nicht satt/müde genug war, wir aber um eine bestimmte Uhrzeit los mussten. Auch habe ich das Gefühl, dass ihre Verdauung durch das unregelmäßige Trinken durcheinander ist. Heute war sie beim Spazieren fast eine Stunde lang hellwach. Davor hatte sie endlich mal wieder ordentlich getrunken, war also satt und 2h wach, also der ideale Zeitpunkt zum schlafen und normalerweise schläft sie im Wagen sofort. Zuhause kam dann sofort eine riesen Ladung in die Windel, da war uns klar, warum sie nicht schlafen konnte. Verändert haben wir zu Hause eigentlich in letzter Zeit nichts, außer dass ich versuche, sie morgens immer ungefähr um die gleiche Uhrzeit zu wecken um unsere Tage etwas planbarer zu machen und ihre Bettgehzeit etwas nach vorne zu verlegen. (Sie schläft gegen 23 Uhr ein, wird nach 5-6 Stunden einmal zum stillen wach und schläft dann noch einmal 2-3 Stunden. Ich wecke sie nach guten zwei Stunden immer gegen 8 Uhr.) Haben Sie eine Idee, woran unsere Probleme liegen könnten? Ich habe übrigens auch schon versucht, eine LLL-Stillberaterin in meiner Nähe zu kontaktieren, leider kam keine Rückmeldung. Vielen Dank im Voraus und viele Grüße, Romana


Biggi Welter

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Liebe Romana, es kann gut sein, dass dein Baby sich tatsächlich unwohl fühlt im Moment. Vielleicht macht deiner Maus die Impfung noch zu schaffen, evtl. schieben die Zähnchen in den Kiefer, vielleicht ist es ein Wachstumsschub..... Hat sich irgendetwas geändert bei Euch? Bekommt dein Kind evtl. einen Schnuller in letzter Zeit oder eine Flasche? Trinkst Du viel Kaffee oder nimmst du viele Milchprodukte zu dir? Wie nimmt deine Kleine im Moment zu? Sind die Windeln nass? Wurden Schmerzen ausgeschlossen? Am besten wendest du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe (du kannst dich auch an eine andere Beraterin wenden). Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch besser trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Ich hoffe, da ist etwas dabei, was dir weiterhilft! Liebe Grüße Biggi


rock-n-romi

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Liebe Frau Welter, zugegeben, das war eine ganz schöne Gemengelage an Problemen bei uns, langsam lichtet sich der Nebel. Die Impfnebenwirkungen sind mittlerweile abgeklungen und ihr geht es wesentlich besser. Allerdings bestehen die Stillprobleme (häufige Unterbrechungen) nach wie vor, waren ja auch schon vor der Impfung da. Dass ich sie an einer Seite nicht anlegen konnte, lag laut Osteopathin, bei der wir am Dienstag waren, an einem Schmerz an der Impf-Einstichstelle am Oberschenkel. Aufgrund dessen hatte ich sie viel in liegender Position angelegt. Hier muss sie aber spätestens bei der zweiten Brust irgendwann abbrechen und scheinbar ohne Grund weinen. Ich vermute einen Reflux! Falls dem so sein sollte, in welchen Positionen stillt man mit Reflux denn am besten? Stimmt es, dass man das Baby nach dem Stillen 10 Minuten aufrichten soll? Das ist beim Einschlafstillen ja ein bisschen doof... Mit einer Stillberaterin in der Nähe habe ich übrigens telefoniert und gehe nächste Woche auf ihr Anraten mal zu einer Stillgruppe. Viele Grüße, Romana


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