Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

Hallo Biggi, schon länger her, da hatte ich sie auch schon angeschrieben. Meine Tochter nun 10 Monate, lässt sich nachts nun NUR noch ausschließlich mit der Brust beruhigen. Ohne macht sie Theater, weint, stößt sich weg usw. Keinen Ahnung wie es anders geht ohne sie nuckeln zu lassen. Durst ist das sicher nicht immer. Schläft nach dem Einschlafstillen meist 3-4 Stunden und kommt dann alle zwei oder öfters. kA wieso. Wenn ich wüsste, dass sie irgendwann so mit 1 Jahr oder etwas älter, alleine einschlafen kann, OK.....aber so kann es nicht bleiben. Ist schon schlimmer als zuvor.... Nimmt keinen Schnuller, keine Trinkflasche, keinen Daumen.... Spielt damit und beißt rum. Bei Papa schreit sie noch mehr. Was tun??? Geht es vielen anderen Müttern auch so? Lg

von KaMa85 am 27.10.2022, 23:50



Antwort auf: Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

Liebe KaMa85, ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. Ehe du aber jetzt zusammenklappst, weil du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die dich entlastet. Das kann durchaus eine vermehrte Einbeziehung des Vaters sein, wenn es nachts nicht geht, dann eben mal am Tag, damit du eine Möglichkeit hast, dich auszuruhen und neue Energie zu sammeln. Auch wenn dein Baby sich beschwert und protestiert, ist das völlig okay, denn Ihr lasst es ja nicht alleine, sondern steht ihm bei. Suche für dich eine Möglichkeit zum Entspannen und Abschalten. Gönne DIR etwas. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen. • Nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.10.2022



Antwort auf: Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

Vielen Dank für deine Antwort...biggi Du meinst also, dass es keine Problem ist, meine Tochter gleich anzulegen??? Ich möchte halt nicht, dass sie es auch noch Monate so braucht, da sie einfach nicht alleine einschlafen kann. Kann den wenigen Schlaf eigentlich ganz gut wegstecken... Meinst du, sie braucht tagsüber zum Brei und stillen noch zusätzlich Flüssigkeit als trinken? Spielt eher damit, als zu trinken ;) LG

von KaMa85 am 28.10.2022, 13:36



Antwort auf: Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

Hallo KaMa85, Bin über Deine Nachricht gestolpert und wollte nur ein paar aufmunternde Worte schicken. Bei meinem ersten Kind war es so wie du schilderst und beim zweiten ist es jetzt genau so. Weil es für mich immer am einfachsten war habe ich im co-sleeping Modus mein erstes Kind immer in den Schlaf und nachts ca alle 2h gestillt. Mit eineinhalb Jahren haben wir abgestillt, zu dem Zeitpunkt hat das Kind nur noch nachts getrunken. Seitdem schläft das Kind wie ein Stein und wacht nachts nicht auf, außer mal zum eigenständigen Wasser trinken und eigenständigen weiterschlafen. Ich denke, das lange Stillen und Cosleeping hat Sicherheit gegeben und jetzt schläft das Kind wirklich super durch, jede Nacht. Ich hoffe, dass es bei dem zweiten ähnlich läuft und bin dafür bereit, die ersten 1-2 Jahre Nachts stillen gerne in Kauf zu nehmen. Ich wünsche Dir Durchhaltevermögen und Zuversicht, dass es so nicht bleibt und die Zeit schneller umgeht als du denkst. Wenn Du es aber nicht aushältst und es sehr auf dein Wohlbefinden geht, kannst du immer noch übers vorzeitige abstillen nachdenken, nur das dann eben sein kann, das du Alternativen zum einschlafen brauchst (Begleitung, tragen, etc). So oder so, alles Gute und nein, du bist nicht allein! LG

von Namib am 28.10.2022, 14:42



Antwort auf: Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

Liebe KaMa85, ich bin überzeugt, dass bis auf die wenigen Ausnahmen, die extrem „pflegeleichte" Kinder haben jede Mutter diesen Punkt kennt, an dem du jetzt bist. Die Zweifel nagen und die Frage stellt sich „Will mein Kind mich nicht doch manipulieren?" Da es nicht nur jede Menge Menschen gibt, die der Meinung sind, dass ein Kind möglichst früh lernen muss „was Sache ist", sondern auch Bücher, die ein Kind vom ersten Lebenstag an als Wesen hinstellen, das nur darauf aus ist, mit den Eltern und ihren Bedürfnissen in Konflikt zu treten, ist es nur zu verständlich, dass sich alle Eltern, die nicht diesem Strom folgen, sondern einen anderen Weg im Umgang mit ihren Kindern suchen, in Zeiten besonderer Erschöpfung oder einfach dann, wenn auch noch andere Dinge das Nervenkostüm sehr dünn werden lassen, nachdenklich werden: ist unser Weg wirklich gut oder ziehe ich mir einen Tyrannen heran? Als dreifache Mutter von ebenfalls keineswegs immer „pflegeleichten" Kindern, kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Doch inzwischen, wo mein ältester Sohn bereits ein Erwachsener ist, bin ich froh, nie auf die „andere Seite" übergelaufen zu sein. Ich bin überzeugt, dass der Weg, das Kind zu achten und auf seine Bedürfnisse einzugehen, richtig ist und das nicht nur, wenn ich mir meinen Großen anschaue (und mal wieder froh bin, dass er ungefragt dafür sorgt, dass die Blumen, die ich vergessen habe, gegossen werden, er für mich zum Tanken geht oder plötzlich mit einer Tasse Kaffee neben mir steht, weil „Du ihn jetzt sicher brauchen kannst"), sondern auch wenn ich andere Kinder und inzwischen Erwachsene erlebe, die in ähnlicher Weise erzogen wurden und ebenfalls fröhliche und in sich ruhende Menschen sind. Sicher gibt es auch in unserer Familie Konflikte und auch unsere Kinder hatten Pubertätskrisen, doch bis jetzt konnte ich immer auf ein festes Fundament unserer Beziehung vertrauen, das uns durch alle Krisen getragen hat und von dem ich mir wünsche, dass es weiter bestehen wird, auch wenn alle meine Kinder jetzt erwachsen sind. Ich schreibe das jetzt deshalb so detailliert, weil es mir ungemein geholfen hat, die älteren Kinder und Jugendlichen in den Familien von anderen LLL Stillberaterinnen zu erleben, als ich das Gefühl hatte, dass meine Kinder mich zuviel fordern und ich jetzt endlich auch mal wieder jede Nacht oder zumindest jede zweite schlafen will. Die Art, wie ein 16jähriger bei einem Regionaltreffen liebevoll ein völlig außer sich geratenes kleines Geschwisterkind in den Arm nahm und beruhigte, werde ich nie vergessen, obwohl es schon Jahre her ist. Für mich, war es damals ein ungeheures Erlebnis, einen Teenager zu sehen, für den es selbstverständlich war, so einen Umgang mit seinen kleinen Geschwistern zu pflegen und heute höre ich manchmal von anderen Müttern „toll, wie euer Großer das macht". Auch beim Trinken kannst du geduldig abwarten. im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. Lass dein Kind mit dem (leeren) Becher spielen, setze auf seinen Nachahmungstrieb und versuche es nicht mit Druck. Dein Kind wird nicht verdursten, vor allem nicht, wenn es weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Wie viel Flüssigkeit ein Baby zusätzlich zur Beikost braucht, hängt davon ab, wie viel Beikost es isst, wie warm es ist, wie aktiv das Kind ist und einigem anderen mehr. Ein Kind, dass noch viel breiartige Kost isst, bekommt zudem über die Nahrung relativ viel Flüssigkeit. Biete deinem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft oder Tee ist nicht notwendig. Solange der Urin des Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit. Hab Geduld, dein Baby wird das Trinken lernen und akzeptieren und solltest du den Eindruck haben, dass die Trinkmenge deutlich zu gering ist und dein Kind dennoch nicht mehr trinken will, dann mach aus dem Gemüsebrei einfach Gemüsesuppe. Manche Kinder trinken übrigens sehr gern und gut mit einem Strohhalm aus einem Becher (die dicken, biegsamen Halme eignen sich recht gut). Liebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.10.2022



Antwort auf: Tochter lässt sich nichts nur noch mit Brust beruhigen

Vielen lieben Dank für die hilfreichen Antworten!!!? :)

von KaMa85 am 28.10.2022, 17:57



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